Weltranglisten eingefroren: Nadal, Federer, Djokovic, Thiem - wer profitiert?

Seit Mittwoch ist klar: Es findet nicht nur kein professionelles Tennis mehr statt bis zum 8. Juni - auch die Weltranglisten werden bis dahin eingefroren. Wem kommt das zugute?

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 24.03.2020, 09:24 Uhr

Novak Djokovic
© Getty Images
Novak Djokovic

Auf diese Frage gibt es einfache und kompliziertere Antworten. Die einfache lautet: Roger Federer. Der Schweizer hatte sich Mitte Februar am Knie operieren lassen und wäre erst wieder zur Rasensaison ab Juni ins Turniertennis eingestiegen. Unter normalen Umständen hätte Federer somit 2.680 Punkte verloren - von seinem Vorjahressieg in Miami (1.000), vom Finale in Indian Wells (600), dem Halbfinale in Roland Garros (720) und seinen beiden Viertelfinals in Madrid und Rom (je 180). Federer wäre wohl bis auf Platz 7 oder 8 im Ranking abgestürzt, nun wird er seine aktuellen 6.630 Zähler behalten und auf Rang 4 gelistet bleiben./

Aber wie sieht es bei den anderen Spitzenspielern aus, wenn regulär abgezogen worden wäre? Novak Djokovic, zurzeit Weltranglisten-Erster (aktuell 10.220 Punkte) hätte 2.635 Zähler Abzug schlucken müssen, Rafael Nadal (aktuell 9.850 Punkte) hatte vor allem in der geliebten Sand-Saison ordentlich zugeschlagen und im Vorjahr zwischen Indian Wells und Roland Garros insgesamt 4.260 Punkte gesammelt (2017 waren es sogar 5.370!).

Bei Dominic Thiem (aktuell 7.045 Punkte) wären 3.080 Punkte weggeflogen, vor allem dank seiner Finalteilnahme bei den French Open (1.200 Punkte) und den Siegen in Indian Wells (1.000 Punkte) und Barcelona (500).

Zum Vergleich: Daniil Medvedev (aktuell 5.890 Punkte) wären "nur" 825 Zähler verloren gegangen (er hatte 2019 lediglich in Monte Carlo das Halbfinale und in Barcelona das Endspiel erreicht, in Paris war in Runde 1 Schluss) - Medvedev hätte Federer und Thiem somit überholt. Bei Stefanos Tsitsipas wären es immerhin 1.355 Punkte Abzug gewesen, bei Alexander Zverev mittelprächtige 945 Punkte.

Auch im Hinblick auf die weiter hinten platzierten Sandplatz-Liebhaber, für die es vor allem um den Cut für die Hauptfelder geht, wäre einiges durcheinander geraten. Fazit: Viele Spieler wären arg benachteiligt worden, das "Freezing" erscheint damit als sinnvolle Maßnahme.

Paris-Überraschungen Anisimova und Vondrousova vermeiden Absturz

Bei den Damen profitierten ebenfalls einige Spielerinnen. Angelique Kerber, 2019 im Finale von Indian Wells, hätte ohne "Freezing" um die Top 30 bangen müssen (sie hatte Indian Wells und Miami bereits verletzungsbedingt abgesagt), auch die immer noch verletzte Bianca Andreescu (als Indian-Wells-Siegerin 2019) wäre abgerutscht und wohl aus den Top 10 geflogen, ebenso Kiki Bertens. Venus Williams, aktuell Weltranglisten-67., hätte sich aus den Top 100 verabschieden müssen.

Marketa Vondrousova, im Vorjahr im Finale der French Open und danach lange verletzt, hätte 2.100 ihrer 2.307 Punkte verloren und wäre wohl noch gerade so unter den Top 300 geblieben. Und Amanda Anisimova, Paris-Halbfinalistin 2019, hätte statt 2.307 Punkten noch knapp 1.100 Zähler...

Wie lange die Punkte eingefroren bleiben, wurde bislang nicht verkündet. Sinnvoll wäre es wohl, bis das entsprechende Turnier entweder nachgeholt worden ist (wie die French Open im Herbst) - und ansonsten bis zur jeweiligen Auflage 2021...

von Florian Goosmann

Donnerstag
19.03.2020, 17:40 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.03.2020, 09:24 Uhr