Wenn aus vier alten Bällen ein neuer wird

Renewaball – ein Tennis- und Padelball-Recycling Start Up mit Ambitionen.

von Harald Buchheister
zuletzt bearbeitet: 20.09.2023, 11:38 Uhr

Hélène Hoogeboom ist eine der Gesellschafterinnen von Renewaball
© Chantalle Laurent Photography
Hélène Hoogeboom ist eine der Gesellschafterinnen von Renewaball

Renewaball  - mehr Programm im Namen geht nicht - ist ein Kreislaufwirtschafts-Unternehmen aus Holland, das auf recycelte Tennis- und Padelbälle setzt. Aus alten Bällen werden neue. Ein bestechendes Konzept oder wer möchte nicht, die vielen verbrauchten Tennisbälle im Sinne der Umwelt wiederverwertet sehen? Wer und was steckt dahinter? Harald Buchheister von tennisnet.com sprach mit Hélène Hoogeboom, eine der GeschäftsführerInnen des StartUps.

Los ging es 2019 als sich die Bank ABN AMBRO als Hauptsponsor des Rotterdamer ATP Turniers entschieden hatte, das Event in allen Bereichen nachhaltiger zu gestalten. Sie stießen auf „Sustainaball“, dem Vorgängerball von Renewaball, dem ersten recycelten Tennisball. Damals noch eher ein GiveAway als ein wirklich bespielbarer Ball. Aber die Idee war geboren und so naheliegend.

Hélène kam 2020 an Bord, als ehemalige Werberin einer globalen Werbeagentur (TBWA) erkannte sie schnell das Potential. Und Renewaball nahm Fahrt auf. 2021 war das erste ABN Ambro Turnier, auf dem die Renewaballs präsentiert und verkauft wurden. Zudem wurden viele Padel- und Tennisvereine in Holland gewonnen, inzwischen über 200, die alte Bälle sammeln und Renewaballs verkaufen. Auch ein Sportshop macht in Holland mit.

Zertifizierung durch die ITF und den Padel-Weltverband

Recycelt und produziert werden die Bälle an mehreren Produktionsstandorten in West-Europa und es ist geplant weitere lokale Produktionsstätten in Europa aufzubauen.

Der alte Filz wird getrennt und zum Recyclen an die nachhaltige Modeindustrie weitergereicht. In jedem neuen Ball stecken vier alte Bälle, d.h. ca. 25-30% des alten Gummis pro Ball wird wiederverwendet. Entwickler im StartUp arbeiten permanent an der Performance, der Qualität und Recyclingfähigkeit, damit der Kreislauf des nachhaltigen Wirtschaftens möglichst vollständig gelingt.

Die ITF und auch der Padel-Weltverband haben die Bälle zertifiziert. Der Filz hält genauso lange wie bei einem herkömmlichen Tennisball, ist aber ein in Europa produzierter Bio-Filz. Beim Padelball hält er angeblich nach eigener Aussage schon 2mal länger. Zudem gibt es jetzt auch das „BCorp Zertifikat“. Es ist ein internationales Zertifikat, mit dem eine Non-Profit-Organisation Unternehmen für ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen auszeichnet.

In Holland wurden schon 1,3 Millionen Bälle seit dem Start 2022 gesammelt, und auch in Deutschland  zieht es an. Bisher noch ohne permanente Sammelstellen, sondern sporadische Sammel-Aktionen wie z.B. in der Turnierwoche beim Porsche Tennis Grand Prix. Renewaball verkauft nach Auskunft von Hélène derzeit mehr Bälle als produziert werden können. Dabei „wachsen  wir, indem wir den Müll der anderen wegputzen. Sprich je mehr alte Bälle gesammelt werden können, desto schneller können wir wachsen.“  Ein weiteres Ziel ist übrigens die Renewaballs ebenfalls zu recyclen, das wären dann nochmals  40% weniger CO2 Fußabdruck. Daraus entstehen dann re-Renewaballs.

Neuer Partner seit diesem Jahr ist der norwegische Tennisverband. Dort ist der Renewaball der offizielle Verbandsball, was das StartUp entgegen der allgemeinen Ball-Fee – Gepflogenheiten aber im hohen Norden nichts kostet und dem Verband viel Umweltfreude eingebracht hat. Dem könnten sich weitere Landesverbände anschließen, wenn es nach Hélène Hoogeboom ginge, denn: „Wir müssen einfach alle zusammenarbeiten. Nachhaltigkeit geht nur durch gemeinsame Anstrengung.“

von Harald Buchheister

Mittwoch
20.09.2023, 13:28 Uhr
zuletzt bearbeitet: 20.09.2023, 11:38 Uhr