Wie der Mondballspieler über dich denkt

Tennis-Insider Marco Kühn hat wieder zugeschlagen - diesmal sogar bei dem- oder derjenigen, der oder die auf der anderen Seite des Netzes die Bälle in den Himmel löffelt.

von Marco Kühn
zuletzt bearbeitet: 22.05.2020, 13:56 Uhr

Was denkt der Mondball-Artist?
© GEPA Pictures
Was denkt der Mondball-Artist?

Es gibt diese eine Waffe, die der Mondballspieler in jedem Match gegen dich zückt. Sie ist nicht der hoch gespielte Ball auf deine Rückhand. Sie ist auch nicht die geringe Fehlerquote. Der Mondballspieler setzt sich zu Beginn des Matches in deinem Kopf fest und verlässt diesen auch bis zum Handshake am Netz nicht mehr. Zumeist ungewollt werden deine Gedanken, und somit deine Schläge, von der Spielweise des Mondballspielers beeinflusst.

Diese Waffe kennt der Mondballspieler. Er weiß, dass du dich über seine Spielweise aufregst. Wir gehen jetzt drei Gedankenwege durch, die der Mondballspieler in vielen Fällen auf dich anwendet. Am Ende eines jeden Gedanken überlegen wir, wie du dich mental besser auf diese Spielweise einlassen kannst, um erfolgreicher gegen diesen Spielertyp zu spielen.

#1 "Der Fehler wird kommen - garantiert"

Wenn du gegen einen Mondballspieler spielst, dann treffen zwei vollkommen unterschiedliche Spielideen aufeinander. Du willst auf der einen Seite ein tolles Match spielen und tolle Ballwechsel erleben. Der Mondballspieler auf der anderen Seite will genau das verhindern.

Leider machst du etwas mehr Fehler als Novak Djokovic. Der Mondballspieler weiß, dass längere Ballwechsel meist zu einem Fehler von dir führen. Seine Denkweise ist dementsprechend ausgerichtet: "Je länger ich den Ball irgendwie im Spiel halte, desto größer ist die Chance, dass der Typ da drüben seine Geduld verliert!".

Ballwechsel, die länger als vier Schläge gehen, gehören zu den Stärken des Mondballspielers. Von Schlag zu Schlag wirst du hektischer.

Tipp: Distanziere dich von dem Gedanken schnell auf die Punkte gehen zu können. Du wirst längere Ballwechsel gehen müssen. Wenn du im Kopf darauf vorbereitet bist, dann wird es dir leichter fallen die Nerven zu behalten.

#2 "Er regt sich schon auf. Jetzt muss ich einfach so weiterspielen"

Du befindest dich gegen den Mondballspieler in einer nervlichen Ausnahmesituation. Jede Regung, jeder Fluch wird wahrgenommen und stärkt das Selbstvertrauen des Mondballspielers. Wenn du Schwäche zeigst, dann fühlt sich dein Gegenüber stärker.

Du kennst das Gefühl eine Vorhand wunderbar mittig zu treffen und einen grandiosen Longline-Winner zu spielen. Solche Schläge gelingen dir, wenn du dich selbstbewusst fühlst und echtes Vertrauen in deine Fähigkeiten besitzt. Du wirst gegen den Mondballspieler ein paar mehr Fehler machen, als du es von dir gewohnt bist. Dies liegt in der Natur dieser Spielweise. Die Ballwechsel sind länger und du musst permanent auf langsame Bälle Tempo machen.

Wenn du dann beginnst an deinen Fähigkeiten zu zweifeln, dann unterlaufen dir noch mehr Fehler. Diese Fehler ärgern dich und stärken deinen Gegner.

Tipp: Bereite dich im Kopf auf eine höhere Fehlerquote vor. Bleib cool, wenn du mal eine leichte Vorhand ins Aus spielst. Du benötigst gegen den Mondballspieler eine hohe Frustrationstoleranz.

#3 "Immer hoch auf die Rückhand. Komme, was wolle."

Selbstverständlich besitzt auch der Mondballspieler seine Strategien. Er wird in engen Spielsituationen versuchen über deine schwächere Seite, dies ist meist die Rückhand, zu spielen.

Da du mit deiner Rückhand etwas unsicherer bist und besonders langsame und hohe Bälle oft zu kurz oder ins Netz spielst, ist diese Strategie gegen dich effektiv. Unsicherheit und Nervosität werden von vielen Spielern als Anlass genommen, um riskanter zu spielen: Flacher, schneller über das Netz und näher an die Linien. Dieses Know-How setzt der Mondballspieler gegen dich ein.

Tipp: Tappe nicht in diese Falle und lasse dich von dieser Strategie überrumpeln. Merke dir stattdessen, dass du dich bei hohen Bällen auf deine Rückhand nach hinten orientierst, den Ball fallen lässt und diesen dann auf Hüfthöhe triffst. Du bekommst Probleme, wenn du den Ball bei deiner Rückhand zwischen Hüfte und Kopf triffst - frag mal Roger Federer.

Dies sind drei Mindsets, innere Haltungen, die dir im Match gegen den Mondballspieler helfen können. Du wirst die Schläge in deinem Repertoire haben, um diese Spieler zu schlagen. Entscheidend ist, dass du auch im Kopf auf diese Aufgabe vorbereitet bist.

Bleib cool!

von Marco Kühn

Freitag
22.05.2020, 15:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.05.2020, 13:56 Uhr