Wie ein Tenniscoach wegen der Corona-Pandemie auf Online-Training umgestellt hat

Wegen der Corona-Pandemie sind aktuell die Tennisplätze geschlossen, Tennistrainer stehen vor einer ungewissen Zukunft. Benedikt Dümig hat sich mit der Lage arrangiert und bietet seinen Schülern nun Tennisunterricht live übers Internet an - mit großem Erfolg.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 24.03.2020, 13:38 Uhr

Benedikt Dümig
Benedikt Dümig

Benedikt Dümig, 33, kommt aus Aschaffenburg, ist staatlich geprüfter Tennistrainer, Personaltrainer und Leiter mehrerer Schul-AGs. Er arbeitet seit mehr als zehn Jahren hauptberuflich als Tenniscoach.

Benedikt, du bietest aktuell Online-Tennistraining an, nachdem die Tennisplätze zurzeit geschlossen sind. Wie kamst du auf diese Idee?

Ich habe eine gewisse Zahl an Abos. Diese Leute habe ich kontaktiert, habe ihnen eine lange Mail geschrieben und gefragt, ob sie die Stunden nachholen wollen – oder wir eine Alternative online versuchen. Ich wollte niemanden unter Druck setzen, aber fast 80 Prozent aller Abonnenten haben das Angebot genutzt. Natürlich hätte ich auch Videos erstellen und verschicken können. Aber sich die Zeit zu nehmen für seine Leute und das „live“ zu machen, wie eben auch normalerweise auf dem Platz, bietet einen Mehrwert./

Wie sieht das konkret aus? Tennisspielen in der Wohnung ist ja eher schwierig.

Ich habe sechs Bereiche ausgearbeitet: Koordinationstraining mit Gleichgewichtsübungen, Athletiktraining für Einsteiger und Fortgeschrittene, ein Taktik- und Mentaltraining, ein Ernährungs- und Nährstofftraining und ein Training über die verschiedenen Spielertypen im Tennis – also Tipps, wie man gegen sie spielt. Mir macht das großen Spaß. Auch viele Eltern freuen sich, und man sieht „seine“ Kinder aus dem Training eben auch. Wir wissen ja alle nicht, wann wir wieder auf die Plätze dürfen. Wenn man nur abwartet, wird das schwierig. Klar, man kann die Stunden nachholen, aber das wird im Zweifel viel. Wenn sich 100 Stunden ansammeln und man im Mai immer noch nicht spielen darf..?

Der britische Tennisverband hat ein paar Ideen vorgelegt, wie man die „soziale Distanz“, die aktuell angeordnet ist, auf Freiplätzen einhalten könnte. Zum Beispiel, indem nur ein Spieler die Bälle in die Hand nimmt. Eine interessante Möglichkeit für den Sommer?

Absolut. Beim Training könnte man sogar überlegen, dass die Spieler ganz darauf verzichten, den Ball in die Hand zu nehmen, dass nur der Trainer das dürfte. Man müsste eine Weile ohne Aufschlag auskommen. Sammeln könnte man mit einer Röhre und diese nach der Stunde desinfizieren. Klar, für die sanitären Anlagen bräuchte man noch eine Regel. Aber wir lieben den Sport, für einen gewissen Zeitraum muss man dann eben auf gewisse Dinge achten.

Tennis hat ja den Vorteil, dass man relativ weiter auseinander steht und sich nicht in die Quere kommt.

Im Fußball ist das schwieriger, das ist eine Kontaktsportart. Aber wir sind neben Golf die Sportart schlechthin, die auf einer riesigen Fläche wenige Spieler hat. Man könnte im Zweifel auch eine Vierer-Gruppe splitten in zwei Leute, die dann eben nur alle 14 Tage trainieren. Sport ist wichtig, es heißt ja auch, dass sich die Risikogruppe dahingehend trennt, ob jemand Sport macht oder nicht, auch wegen der Atmung – mal grob wiedergegeben. Ich würde mir wünschen, dass auch der ein oder andere Profi mal darauf hinweist: Hey, unser Tennissport lebt von den Übungsleitern - wenn die nicht mehr da sind, wird das Tennis nicht überleben. Und wenn nun viele Trainer aufhören müssen, wird es schwierig, alles neu aufzuziehen.

Hast du zum Abschluss noch ein paar simple Übungen, die wir unseren Lesern zum Zu-Hause-Training weitergeben können?

Eine meiner Lieblingsübungen zur Koordination: Man steht auf einem Bein und hat einen Tennisball in der Hand. Dann legt man den Ball auf den Boden, stellt sich wieder hin, dann muss man ihn wieder aufheben. Also hinlegen, aufheben, hinlegen, aufheben… immer auf einem Bein. Auch Crunches kann man mit dem Tennisball machen: Man legt sich auf den Rücken, winkelt die Beine an, und immer beim Hochgehen gibt man sich den Ball von der einen in die andere Hand. Damit hält man sich etwas länger in der Endspannung.

Benedikt, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!

Wer mehr über Benedikt Dümig erfahren oder ihn für einen Kurs anfragen will, kann das hier tun!

von Florian Goosmann

Dienstag
24.03.2020, 13:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.03.2020, 13:38 Uhr