Wolfgang Thiem im Interview - Das sind die Ideen hinter der Akademie in Oberpullendorf
Das Burgenland bekommt beim Sporthotel Kurz in Oberpullendorf seine eigene Tennisakademie. Sportlich geleitet wird diese von Wolfgang Thiem, der im Interview mit tennisnet.com erklärt, warum diese Ausbildungsstätte wichtig wird.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 20.03.2022, 09:58 Uhr
tennisnet: Herr Thiem. Das Sporthotel Kurz kennt der österreichische Tennisfan in erster Linie daher, dass dort regelmäßig die Staatsmeisterschaften stattfinden. Wie ist die Idee entstanden, dort nun eine Tennisakademie einzurichten?
Wolfgang Thiem: Die Gespräche, etwas in dieser Art im Burgenland aufzustellen, laufen schon während der letzten drei, vier Jahre. Es sind auch ein paar andere Standorte zur Diskussion gestanden, aber letztlich hat sich das Sporthotel Kurz als jener Location herausgestellt, wo schon eine gute Infrastruktur vorhanden ist. Und wo durch den Günther Kurz auch eine extreme Begeisterung für das Projekt da war.
tennisnet: Was wird für eine Akademie dieser Art gebraucht - und was muss im konkreten Fall noch erweitert werden?
Thiem: Das Riesenplus beim Sporthotel Kurz ist, dass während der letzten eineinhalb Jahre der gesamte Fitnessbereich modernisiert wurde. Das einzige, was jetzt gemacht werden muss, ist Hardcourts einzubauen. Auch da ist der Günther gleich mit aufgesprungen. Insgesamt sollen sechs Indoor-Hartplätze entstehen - für die Akademie, aber auch für die Tennisschule vor Ort. Im nächsten Schritt sollen dann auch noch Outdoor-Hartplätze gebaut werden. Es ist alles da, was ein Leistungszentrum braucht.
tennisnet: Sie wirken als Akademie-Leiter. Wie sieht die Trainersituation in Oberpullendorf aus?
Thiem: Wenn die Akademie anläuft, wird in jedem Fall ein fixer Trainer dort sein. Der Plan sieht einen Head Coach und zwei Assistenz-Trainer, dazu einen Touring-Coach vor. Der ganze Bereich Konditionstraining und Physiotherapie wird vom Sportkompetenz Zentrum Burgenland abgewickelt.
tennisnet: Für wen ist diese Akademie in erster Linie bestimmt? Das Land Burgenland ist schließlich mit eingebunden.
Thiem: Zunächst soll einmal für die Burgenländer die Möglichkeit geschaffen werden, im eigenen Bundesland vom Tennis.Kindergarten bis zum Tennis-Profi eine Ausbildung zu bekommen. Wenn SpielerInnen aus anderen Bundesländern kommen wollen, ist die einzige Bedingung, dass sie einem Verein im Burgenland beitreten. Weil das Land Burgenland das Projekt fördert. Nur so haben wir die Preise so gestalten können, dass sie für jedermann leistbar sind. Ohne das Land würde es nicht gehen.
Wolfgang Thiem - "Oberpullendorf und Traiskirchen ergnzen sich perfekt"
tennisnet: Kann man in einem so frühen Stadium schon sportliche Ziele formulieren?
Thiem: In unserem Fokus steht die Altersklasse 15 bis 19. Das ist genau jene Gruppe, wo ich mit der Entwicklung noch nicht zufrieden war. Weil wir dies in Traiskirchen nicht optimal abdecken konnten. Weil wir weder Schule noch Internat hatten. Wenn dann ein 15-Jähriger gekommen ist, dann muss ich dem ein Internat mit Schule anbieten. Jetzt können wir alles bedienen: den untersten, jüngsten Teil bestreitet der Burgenländische Tennis Verband (BTV) wie auch Alt-Erlaa, ebenso wie den Bereich zehn bis 14 Jahre, den wir auch in Traiskirchen bedienen. Und dann gibt es nun von 15 bis 19 die Akademie in Oberpullendorf. Das kann auch für danach gelten. Wenn jemand Individuallösungen möchte, wie etwa Spieler wie Sebastian Ofner oder Lucas Miedler, können die auch in Traiskirchen umsetzbar.
tennisnet: In Traiskirchen ändert sich im Grunde genommen also nichts?
Thiem: Traiskirchen und Oberpullendorf ergänzen sich perfekt. Für mich geht es darum, dass wir jetzt alles anbieten können. Und dazu kommt eben diese finanzielle Unterstützung durch das Land Burgenland in Oberpullendorf.
tennisnet: Lucas Miedler und Sebastian Ofner sind angesprochen worden. Trainieren die beiden permanent in Traiskirchen?
Thiem: Sebastian Ofner ist so oft da, wie noch nie zuvor, weil er so lange verletzt war. Da ist das Comeback für Anfang April avisiert. Ofi hat ein aktuelles Ranking knapp über 200, der kann alle Challenger spielen. Und auch Lucas Miedler ist im regulären Training.
tennisnet: Ist der nächste logische Schritt für die Akademie in Oberpullendorf dann vielleicht auch die Ausrichtung eines Challenger-Turniers? Da hat es in Österreich in jüngerer Vergangenheit ja Bewegung gegeben.
Thiem: Da finde ich Jugend-Turniere bzw. Futures interessanter. Challenger halte ich im konkreten Fall für weniger wichtig. Weil die Spieler, die da für eine Teilnahme in Frage kommen, die fahren eh überall hin. Das Wichtigste sind die hinteren Kategorien, sowohl auf Junioren- wie auch auf Futures-Ebene. Für den Ofi ist es egal, ob ein Challenger in Österreich ist oder irgendwo anders, weil er ohnehin dabei ist. Für den wäre es super, wenn es fünf, sechs 250er geben würde, für die er Wildcards bekommen würde. Für die Jungen ist es wichtiger, mehrere Futures zu machen.