WTA: Camila Giorgi - Nach dem Tennis kommt die Schriftstellerei
Die Siegerin des WTA-Tour-1000-Turniers in Montreal, Camila Giorgi, erzählt im Gespräch mit WTA Insider über ihre mentale Ausgeglichenheit und was Kunst damit zu tun hat.
von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet:
18.08.2021, 13:57 Uhr

Für das eine oder andere ungeübte Tennisauge könnte es reichlich überraschend gekommen sein, dass sich Camila Giorgi beim letztwöchigen Hartplatz-Event in Montreal ihren ersten großen WTA-Tour-1000-Titel schnappen konnte. Sieht man sich allerdings ihre letzten Auftritte im Damenzirkus an, findet man reichlich beeindruckende Ergebnisse - mit Vorliebe gegen hochplatzierte Gegenspielerinnen. Gerade Karolina Pliskova dürfte die symbolisch zu sehende Leibspeise der Italienerin sein, musste sich die Nordböhmin innerhalb der letzten zwei Monate der 29-jährigen doch dreimal geschlagen geben.
Im Gespräch mit WTA Insider stellte Giorgi nach ihrem Coup in Nordamerika klar, welchen Anteil ihre Familie, insbesondere ihr Vater, an ihrer Karriere hat: „Sie waren immer da, in schlechten, in guten und in erstaunlichen Momenten. Es gibt so viele glückliche Augenblicke auf und neben dem Platz. Ich bin sehr stolz auf meinen Vater, weil er eben zuallererst ein großartiger Vater, aber auch als Trainer einfach außergewöhnlich ist.“
Ausgeglichenheit abseits des Platzes ist wichtig
Auf die Frage, warum es, trotz des ihr schon lange nachgesagtem Talents, doch etwas länger gedauert hat, bis der erste große Titel erspielt werden konnte, gab die Rechtshänderin ihren Kritikern eine klare Absage: „Von außerhalb des Platzes kann man leicht sagen, dass man es besser könnte. Sogar ich kann vom Sofa aus Fußball spielen, obwohl ich keine Ahnung davon habe, wie man Fußball im echten Leben spielt. Es passiert also, wenn es passieren soll.“
Mit ihrer Mutter, die Lehrerin für zeitgenössische Kunst war, und mit ihrer Tochter das Modelabel „Giomila“ aus dem Boden gestampft hat, hat sie sich auch die Ausgeglichenheit in ihrem Leben erarbeitet: „Mein Vater war Sport, meine Mutter war Kunst. Wir gingen in Geschäfte und Museen. Mein Leben war also immer sehr ausgefüllt. Tennis ist meiner Meinung nach nur eine Arbeit. Es kann passieren, dass Du mal einen schlechten Tag hast, aber dann gibt es andere Dinge im Leben. Du hast Freunde, Du kannst ausgehen. Ich lese auch gerne. Ich würde gerne eines Tages Schriftstellerin werden.“
Außerhalb des Platzes versprüht die ehrgeizige Weltranglisten-71. pure Lebensfreude - ganz besonders wenn sie in ihrer bevorzugten Metropole verweilt: „Ich bin immer wieder gerne in Paris, weil es meine Lieblingsstadt ist. Ich liebe den Louvre, das Musee d’Orsay.“ Aber auch anderen Lokationen ist Giorgi nicht abgeneigt: „Ich versuche mit meiner Mutter immer wieder Ausflüge an verschiedene Orte in Italien zu unternehmen, weil es in der italienischen Geschichte viel Kunst gibt. Ich glaube, das ist das wahre Leben.“
