Ana Ivanovic – Die Tennis-Schönheit und Schweini, der Einpeitscher
Bastian Schweinsteiger nutzte seine Verletzungspause, um seine Freundin beim WTA-Turnier in Dubai zu unterstützen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
18.02.2016, 10:13 Uhr

Von Jörg Allmeroth aus Dubai
Seine Baseballkappe hatte er, jedenfalls zu Beginn eines dramatischen Abends im Tennispalast von Dubai, ganz tief ins Gesicht geschoben. So, als wolle Bastian Schweinsteiger der Fotografenmeute keine Chance auf ein ordentliches Foto geben und gönnen. Doch mit jeder Minute und mit jedem gewonnenen Punkt seiner Herzensdame Ana Ivanovic im Duell mit der topgesetzten Rumänin Simona Halep vergaß der deutsche Fußball-Weltmeister seine Verschleierungsstrategie und alle Diskretion, am Ende reckte Schweinsteiger, der oberste Einpeitscher, direkt am Centre Court im Gleichklang mit der Siegerin Ivanovic die Fäuste in den Himmel. Was schon für andere gemeinsame Turnierbesuche Schweinsteigers galt, für die Aufregungen rund um prickelnde Zweikämpfe seiner Freundin, das gilt auch in Dubai, der schillernden Millionenmetropole am Persischen Golf: Keiner jubelt und leidet so schön wie Schweinsteiger, keiner spielt im Gefühlskino mit vergleichbarer Intensität wie der kantige Kicker. "Beim Tennis hat Schweini offenbar mehr Spaß als beim Fußball", spottete bereits der englische Zeitungsboulevard über den Bayer, den Manchester United-Übungsleiter Louis van Gaal gerade wegen einer Knieverletzung in Urlaub geschickt hatte.
"Ana auf den Flügeln der Liebe", hatte im letzten Frühling die französische Sportbibel "L'Èquipe" mit gewohntem Pathos gedichtet, als Ivanovic bei den French Open sensationell ins Halbfinale vorgestürmt war. An ihrer Seite auch damals: Schweinsteiger, die deutsche WM-Heldenfigur. Als erster Motivator auf der Ehrentribüne war er unübersehbar für die Tennisfans und ein globales TV-Millionenpublikum, selbst Turteleien hinter den Kulissen waren damals über ein YouTube-Video der Grand-Slam-Veranstalter zu sehen. Seit jenen aufwühlenden Tagen geht es langsam, aber stetig aufwärts für die bildhübsche Serbin mit dem Hollywood-Appeal, zurzeit rangiert sie auf Platz 17 der Tennis-Hitparade, hat das große Ziel Top Ten dicht vor Augen. "Ich kann Tennis wieder genießen, ich mache mir nicht mehr jeden Tag diesen Riesendruck", sagt Ivanovic, "früher war die Tour wie eine Tretmühle für mich. Ich war nahe dran, aufzuhören." Auch beflügelt vom privaten Glück, gelingen der 28-Jährigen neuerdings immer mal wieder Coups wie der in Dubai gegen Topfavoritin Halep. Sie sei wieder in der Lage, so Ivanovic, "auch um die ganz großen Trophäen mitzuspielen. Und nicht nur davon zu träumen."
"Dann machst du immer mehr falsch"
Für das "Traumpaar des Sports" (Gulf News) geht es in Dubai vergleichsweise beschaulich zu, ohne wilde Belagerungszustände von Paparazzi, ohne Hysterie und Hektik rund ums Spielerinnenhotel. Anders als in Paris oder London lauern keine professionellen "Abschießer" um jede Ecke, Ivanovic und Schweinstiger können unbedrängt ihrer Wege gehen. Und Ivanovic macht sportlich weiter Boden gut, lässt die dunkleren Tage ihrer Karriere hinter sich - eine Zeit, in der nicht wenige schon über einen frühen Abschied aus dem Wanderzirkus spekulierten. "Ich wusste nicht mehr ein und aus", sagt die French-Open-Siegerin des Jahres 2008, "wenn du kein Selbstvertrauen mehr hast, wird alles chaotisch. Dann machst du immer mehr falsch." Auch Trainer kamen und gingen, ohne dass es besser wurde für die Schönheit vom Balkan - im Gegenteil: "Jeder bastelte an meinem Spiel herum. Das ging so weit, dass ich glaubte, ich hätte nie was Vernünftiges gelernt."
Erst der Engländer Nigel Sears, der Schwiegervater von Andy Murray, brachte schließlich wieder Ruhe und Ordnung in Ivanovics Spiel. Weggewischt sind nun die lästigen Zweifel, das dauernde Infragestellen, die Selbstbespiegelung. "Ich kämpfe wieder gegen meine Gegnerinnen, nicht gegen mich selbst", sagt Ivanovic. Sie spricht beharrlich über ein "wunderbares Team" und "positiv denkende Menschen" um sich herum, bei Fragen zu Lebensgefährte Schweinsteiger bleibt "Sweet Ana" (Sport360) lächelnd zugeknöpft. Gelegentlich geht sogar das Management in Pressekonferenzen dazwischen, wenn es ums allzu Private geht. Schweinsteiger fühlt sich indes sichtlich wohl in der "Rolle", die ihm der Witzchenmacher Oliver Pocher und Lisicki-Freund gleich nach Bekanntwerden der Affäre zuschrieb - als "Spielerinnenmann". Anders als beim Superpaar Steffi Graf und Andre Agassi, das gelegentlich auch gemeinsam auf großer Tennisbühne auftrat, sind die Rollen klar verteilt: Ivanovic spielt die Hauptrolle auf dem Centre Court, und Herzbube Schweinsteiger ist der erste, höchst leidenschaftliche Fan. Auf dem Tennisplatz, so verriet Ivanovic auch gerade, sei ihr Wunschpartner im Doppel ein anderer - ein gewisser Roger Federer.
