WTA Linz: Erstmals "Hawk Eye Live" bei einem reinen Frauen-Turnier

­­­Das Upper Austria Ladies Linz steht für Tradition. Aber Turnierdirektorin Sandra Reichel war auch immer eine Visionärin! Heuer feiert das „Hawk-Eye Live“ seine Weltpremiere in Linz.

von PM
zuletzt bearbeitet: 06.11.2020, 12:41 Uhr

Fußfehler oder nicht? Auch bei Aryna Sabalenka wird in Linz ganz genau aufgepasst
© Getty Images
Fußfehler oder nicht? Auch bei Aryna Sabalenka wird in Linz ganz genau aufgepasst

Dieses „Electronic Line-Calling“, bei dem auf Linienrichter ganz und gar verzichtet wird, wird es erstmals bei einem reinen WTA-Turnier geben. Im August hatte es bereits eine vielbeachtete Premiere beim in New York ausgetragenen Masters-Turnier von Cincinnati und anschließend auf allen Nebenplätzen der US Open gefeiert. „Das ‚Hawk-Eye Live‘ hat für viel Gesprächsstoff in der Tennis-Welt gesorgt, und ich bin stolz, dass wir diese Innovation nun auch in Linz, der ,City of Innovation', präsentieren können. Ich bin sehr gespannt“, sagt Sandra Reichel. Österreichs Nummer eins, Barbara Haas, hat bereits sehr gute Erfahrungen mit dem „Hawk-Eye Live“ gemacht: „Bei den US Open habe ich damit gespielt, und ich fand es sehr cool. Dadurch wird alles vereinfacht! Ich hoffe, dass es noch bei mehr Turnieren eingeführt wird."

Das „Hawk-Eye Live“-System des britischen Unternehmens Hawk-Eye Innovations ist eine Weiterentwicklung des in Linz bereits seit mehreren Jahren eingesetzten klassischen „Hawk-Eye“ (Falken-Auge), bei dem die Spielerinnen eine bestimmte Anzahl von „Challenges“ pro Satz haben. Das heißt: Sie können bei knappen Entscheidungen eine computergestützte Nachprüfung beim Schiedsrichter anmelden, die dann auf der Videoleinwand gezeigt wird. Dieses Hawk-Eye hatte bereits im Jahr 2010 seine Österreich-Premiere in Linz gefeiert. Die Linzer Turnierbotschafterin Barbara Schett hat über das „Hawk-Eye“ mal gesagt: „Es ist toll für die Spielerin, dass sofort Klarheit herrscht. Da gibt es kein Herumgeplärre und kein Diskutieren mit dem Schiedsrichter.“

Entwickelt worden war das System, das auch in anderen Sportarten wie Cricket und Fußball zum Einsatz kommt, im Jahr 2001 von Paul Hawkins, einem britischen Mathematiker. Hawk-Eye ist als Weltmarktführer im Bereich Ballverfolgungstechnik schon seit vielen Jahren etabliert und wurde 2011 von Sony übernommen. Bekannt ist das System auch aus dem Fußball (unter anderem als Torlinientechnik in der englischen Premier League) und aus dem Cricket.

Die nächste Hawk-Eye-Generation erkennt sogar Fußfehler elektronisch

Und nun wird es also die nächste Hawk-Eye-Generation für den Tennissport, das „Hawk-Eye Live“, beim 30-Jahr-Jubiläum (7. bis 15. November) in Linz zu bestaunen geben. Zwölf Hochgeschwindigkeitskameras zur Ballverfolgung ermitteln, ob Bälle „in“ oder „out“ sind. Aus-Rufe erfolgen automatisch von einer Computer-Stimme. Auch den Videobeweis gibt es automatisch bei engen Entscheidungen, den sogenannten „Close Calls". Bei Aufschlägen kommt der Videobeweis, sobald Bälle 50 Millimeter „in“ oder out“ sind, bei den restlichen Schlägen sogar bis 150 Millimeter. „Challenges“ für die Spielerinnen, wie bisher, gibt es nicht mehr. 

Das „Haw-Eye Live“ erkennt sogar die Fußfehler elektronisch: Zusätzliche sechs „Foot Fault“-Kameras kontrollieren die Grund- und Mittellinie: Die Entscheidung trifft nach Betrachtung der Einspielung aber ein menschliches Auge, der „Review Official", der in einem Raum unter dem Hallendach sitzt, der sogenannten „Booth“ (Kabine). Für die Fußfehler betrachtet der „Review Official" pro Seite drei Live-Bilder von Kameras und entscheidet dann gegebenenfalls auf Fussfehler, also ähnlich wie vorher der Linienrichter. Wenn er auf einen Knopf drückt, erfolgt der elektronische „Foot Fault“-Ruf. Zusätzlich zu den Rufen wird am Schiedsrichterstuhl noch ein Licht-Signal installiert für jede Entscheidung, die von Hawk Eye getroffen wurde. Wenn der Ball gut ist, dann leuchtet das Licht grün, wenn er aus ist, dann rot. So hat der Stuhlschiedsrichter immer auch die Kontrolle, falls der Sound ausfällt.

Die Turnierdirektorin der US Open, Stacey Allaster, bilanzierte nach dem Einsatz des „Hawk-Eye Live“ in Flushing Meadows auf allen Nebenplätzen: „Es war ein herausragender Erfolg! Da gibt es keine Diskussion! Wir könnten nicht zufriedener sein, wie es funktioniert hat!"

von PM

Freitag
06.11.2020, 15:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 06.11.2020, 12:41 Uhr