WTA: Mutige Daria Kasatkina mit Coming-out und Kritik an Russland

Russlands beste Tennisspielerin Daria Kasatkina beweist mit ihrem Coming-out und klaren Aussagen zum Krieg in der Ukraine großen Mut.

von SID
zuletzt bearbeitet: 20.07.2022, 10:56 Uhr

© Getty Images
Daria Kasatkina beweist mit ihrem Coming-out und ihrer Kritik an ihrem Heimatland Russland großen Mut

Als das Gespräch voller Mut, Verletzlichkeit, Tränen und beeindruckender Stärke beendet war, fiel Daija Kasatkina ihrem Interviewer bewegt in die Arme. "Du hast mir so viele gute Fragen gestellt", sagte die beste russische Tennisspielerin zum YouTuber Witia Krawtschenko. Doch es war die 25 Jahre alte Weltranglistenzwölfte höchstselbst, die mit ihrem Coming-out und klaren Aussagen zum Angriffskrieg ihres Heimatlandes in bemerkenswerter Manier für Aufsehen sorgte.

"Mit sich selbst in Frieden zu leben, ist das Einzige, was zählt", sagte Kasatkina in dem Video, das nicht nur in der Tennisszene wahrgenommen wird: "Sich einzuschließen, ist sinnlos." Ja, sie habe eine Freundin, mit der sie sich am Montagabend bei Instagram glücklich präsentierte.

Auch Petkovic beeindruckt

In Zeiten, in denen Russlands Präsident Vladimir Putin mit martialischer Rhetorik gegen seine Gegner wettert und die blutige Offensive in der Ukraine unbeirrt fortsetzt, zeigt die in Spanien trainierende French-Open-Halbfinalistin mit nicht selbstverständlicher Offenheit, dass sie mit den Ansichten der politischen Spitze ihrer Heimat wenig anfangen kann.

Kasatkina beeindruckte damit auch Andrea Petkovic. "Ich fand es wahnsinnig mutig und auch wahnsinnig cool, wie sie es in dem Video vor sich hinsagt. Als wäre es das Normalste auf der Welt. Das ist es aber eben nicht, wenn du Russin bist und in Russland wohnst", sagte die deutsche Nummer zwei in Hamburg: "Ich habe es gesehen, ich habe es gefeiert und werde es auch weiterhin feiern."

"Absoluten Albtraum" beenden

Kasatkina kritisierte die vorherrschende Homophobie in Russland und bedauerte, dass das Thema in ihrem Land "verboten" sei. Homosexuell zu sein, mache das Leben "besonders in Russland" schwieriger. Russische LGBT-Personen sind häufig Anfeindungen und Gewalt ausgesetzt. Homosexualität galt in Russland bis 1993 als Verbrechen und bis 1999 als Geisteskrankheit.

Kasatkina, die am Hamburger Rothenbaum als zweitgesetzte Spielerin bereits in der ersten Runde scheiterte, äußerte sich auch dezidiert zum Geschehen in der Ukraine, es sei ihr größter Wunsch, "dass der Krieg endet". Sie fügte an, dass sie alles dafür tun würde, wenn sie nur einen minimalen Beitrag leisten könnte, um den "absoluten Albtraum" zu beenden.

von SID

Mittwoch
20.07.2022, 08:06 Uhr
zuletzt bearbeitet: 20.07.2022, 10:56 Uhr