„Der Start von Angelique Kerber ist das i-Tüpfelchen!“

Turnierdirektorin Sandra Reichel und Dr. Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe, im exklusiven Gespräch.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 15.04.2016, 20:49 Uhr

+++ plays a backhand in her match against +++ during Day six of the Nuernberger Versicherungscup 2015 on May 21, 2015 in Nuremberg, Germany.

Vom 14. bis 21. Mai gibt es erneut Weltklasse-Damentennis in Deutschland zu erleben: beim NÜRNBERGER Versicherungscup.tennisnet.comhat sich im Vorfeld mit Turnierdirektorin Sandra Reichel sowie mit Dr. Armin Zitzmann, dem Vorstandsvorsitzenden der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe, unterhalten.

Frau Reichel, mit dem Sieg vonAngelique Kerberbei den Australian Open ist auch die Hoffnung auf einen weiteren Tennisaufschwung in Deutschland verbunden. Wie betrachten und bewerten Sie das als Turnierveranstalterin?

Sandra Reichel: Der Sieg war natürlich eine Sensation für das Damentennis in Deutschland! Umso wichtiger ist es für uns, dass „Angie“ beim NÜRNBERGER Versicherungscup spielt. Wir merken das beim Kartenvorverkauf. Das Interesse ist größer als im letzten Jahr. Das liegt aber auch an den anderen deutschen Spielerinnen, die in den letzten Monaten tolle Ergebnisse erzielt haben.Annika Beckzum Beispiel, die beim Fed Cup gegen Timea Bacsinszky gewonnen hat. OderJulia Görges, die Anfang des Jahres in Auckland im Finale stand und auch im Doppel sehr stark spielt. Dazu kommen auchLaura SiegemundundAnna-Lena Friedsam. Damentennis in Deutschland hat Potenzial, momentan stehen neun Spielerinnen in den Top 100. „Angie“ Kerber gehört ja schon seit vielen Jahren zu den besten Tennisspielerinnen der Welt. Auch Andrea Petkovic war schon in den Top Ten.Sabine Lisickihat ein Grand-Slam-Finale erreicht. Das Potenzial war schon immer da.

Umso schöner, dass die deutschen Tennisfans die Damen bei Ihnen live erleben.

Sandra Reichel: Es gibt ja nicht so viele Möglichkeiten in Deutschland. Da ist zum einen der Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart – und eben der NÜRNBERGER Versicherungscup. Vielleicht noch die eine oder andere Fed-Cup-Begegnung. Die Resonanz auf unser Turnier und die vielen deutschen Starterinnen ist durchwegs sehr positiv.

War schon vor den Australian Open klar, dass Angelique Kerber in Nürnberg spielen wird?

Sandra Reichel: Nein, da war noch alles offen...

… also war es vermutlich auch nicht gerade leichter, sie zu verpflichten.

Sandra Reichel: Es war schon etwas kniffliger, ja. Auch weil sie gesagt hatte, dass sie weniger Turniere spielen möchte, sich auf die Grand Slams konzentrieren will. Da dachte ich schon: „Oh, das wird schwierig.“

Zumal Nürnberg in der Woche vor den French Open stattfindet.

Sandra Reichel: Genau. Aber es hat sich dann doch herauskristallisiert, dass „Angie“ beim NÜRNBERGER Versicherungscup antreten will. Weil sie einfach gerne in Deutschland spielt und sich den deutschen Fans präsentieren will. Außerdem ist sie eine, die Matches braucht, die gerne spielt, und gerne viel spielt.

Herr Dr. Zitzmann, wo und wie haben Sie den Sieg von Angelique Kerber erlebt? Und wie wichtig ist Kerbers Start in Nürnberg für die NÜRNBERGER Versicherungsgruppe?

Dr. Armin Zitzmann: Den Sieg habe ich in der Tennishalle erlebt, vorm Fernseher. Wir haben unser Match abgebrochen und ab Mitte des zweiten Satzes das Endspiel live verfolgt. Und uns natürlich riesig gefreut! Als Tennisfans – aber auch als Hauptsponsor des NÜRNBERGER Versicherungscups. Es ist es das i-Tüpfelchen, dass es Frau Reichel gelungen ist, „Angie“ nach Nürnberg zu holen.

Wird es besondere Aktivitäten mit Angelique Kerber geben für die Fans?

Sandra Reichel: Da müssen Sie sich überraschen lassen.(lacht)

Herr Dr. Zitzmann, verraten Sie etwas von Ihren Plänen?

Dr. Armin Zitzmann: Wir machen hauptsächlich Aktionen mit unseren Zuschauern. Einen Malwettbewerb zum Beispiel für unsere jüngsten Zuschauer. Es gibt eine Tenniswand, die sehr beliebt ist – vor allem, weil diejenigen, die gut Tennis spielen, den Ball dort überhaupt nicht reinbekommen.(lacht)Wir bieten viele Möglichkeiten, damit sich die Zuschauer auf der Anlage auch zwischen den Matches amüsieren können. Aber entscheidend sind natürlich gute Spiele.

Frau Reichel, hat die Zusage von Kerber bei der Akquise weiterer Sponsoren geholfen?

Sandra Reichel: Wir haben erst zwei Monate vor Turnierstart kommuniziert, dass „Angie“ bei uns spielen wird. Es geht dann nicht von heute auf morgen, dass man einen neuen Sponsor gewinnt. Aber es ist wichtig für die Entwicklung des NÜRNBERGER Versicherungscups, dass sich das Turnier nachhaltig und für die Zukunft etabliert. Je besser das Produkt ist, je besser die Spielerinnen sind, je mehr Zuschauer wir haben, desto besser kann man das Turnier vermarkten. Ich bin sicher, dass wir nach dem Turnier den ein oder anderen Partner hinzugewinnen können.

Gibt es ein verstärktes mediales Interesse durch Angelique Kerbers Mitwirken, etwa bei den Fernsehanstalten?

Sandra Reichel: Das mediale Interesse ist sehr groß. Natürlich durch die Verpflichtung von Angelique Kerber, aber auch dank der anderen deutschen Spielerinnen. Auch Roberta Vinci darf man nicht vergessen. Mit ihr haben wir eine Weltklasse-Spielerin im Feld, die schon im letzten Jahr sehr sympathisch rübergekommen ist und die Leute anzieht.

Roberta Vinci stand im letzten Jahr im Finale, in dem sie Karin Knapp unterlag.Sie ist ja schon viele Jahre dabei, aber speziell durch ihren Sieg gegen Serena Williams bei den US Open noch mal in eine andere Liga aufgestiegen...

Sandra Reichel: Als wir kommuniziert haben, dass sie wieder kommt, haben wir so viel positives Feedback bekommen! Auch, weil sie ein etwas anderes Tennis spielt, mit ihrem Slice, mit dem Volley. Und weil sie ein toller Typ ist, sehr unkompliziert. Sie ist so gut drauf und hat gerade einen Höhenflug – es ist klasse, solch eine Spielerin vor Ort zu haben.

Wie stellt sich die Tennis-Lage in Deutschland für Sie dar, die Stimmung, speziell nach dem Melbourne-Sieg von‚Angie’ Kerber – wie müssten Verbände und Vereine diesen Erfolgsmoment nutzen, um die Sportart Tennis wieder weiter nach vorne zu bringen?

Dr. Armin Zitzmann: Die Vereine sind ja immer bemüht, junge Menschen zum Tennis zu bringen. Da ist ein Sieg wie der von „Angie“ Kerber ein sehr gutes Werbeargument. Die Königsdisziplin wäre natürlich, wenn die Eltern und Kinder mehr vom deutschen Damentennis im öffentlich-rechtlichen Fernsehen finden würden. Weil damit die Aufmerksamkeit steigen würde. Das war der große Vorteil der Zeit von Boris Becker und Steffi Graf – dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen damals nicht mit dem letzten sechstklassigen Fußballspiel beschäftigt, sondern Tennis übertragen hat. Das hat jeder mitbekommen, auch nicht-tennisaffine Eltern. Wäre das wieder der Fall, würden die Kinder auch sagen: „Das möchte ich auch spielen!“

Frau Reichel, welche deutschen Spielerinnen sind neben Angelique Kerber in Nürnberg am Start?

Sandra Reichel: Sieben sind fix im Hauptfeld – „Angie“ Kerber, Annika Beck, Sabine Lisicki, Anna-Lena Friedsam, Julia Görges,Mona Barthelund Laura Siegemund. Von den internationalen Spielerinnen freuen wir uns sehr, dass wirMadison Keysam Start haben. Sie stand im vergangenen Jahr im Halbfinale der Australian Open und im Viertelfinale von Wimbledon. Sie hat Potenzial, über sie sagt man, sie habe das Zeug für die Top Ten. Karin Knapp kommt wieder, die im Vorjahr gewonnen hat. Sie war lange verletzt, da müssen wir abwarten. Von den 21 Spielerinnen, die im Hauptfeld stehen, haben 15 schon ein WTA-Turnier gewonnen. Diese Dichte sagt viel über die Wertigkeit des Spielerfeldes aus. Aus österreichischer Sicht werden auchMira AntonitschundBarbara Haasin der Qualifikation starten. Die restlichen Wildcards werden wir dann Ende April in Abstimmung mit Barbara Rittner vergeben.

Wie wichtig und notwendig ist auch aus Sicht der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe ein starkes deutsches Kontingent beim Turnier?

Dr. Armin Zitzmann: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wir wissen ja alle, wann das mediale Interesse in Deutschland sehr hoch ist – nämlich wenn eine absolute Weltklasse-Spielerin dabei ist oder deutsche Spielerinnen eine sehr gute Leistung zeigen und weit kommen. Für uns ist die mediale Verbreitung das Ziel des Tennis-Sponsorings. Insoweit sind die deutschen Spielerinnen und ihr Weiterkommen ein wesentlicher Erfolgsfaktor.

Gibt es eigentlich eine besondere Geschichte, einen besonderen Hintergrund, dass sich die NÜRNBERGER Versicherungsgruppe im Tennis engagiert? Sie waren ja auch bei den NÜRNBERGER Gastein Ladies in Bad Gastein der Hauptsponsor.

Dr. Armin Zitzmann: Wir waren schon immer sehr engagiert im Sportsponsoring. Den Pferdesport unterstützen wir seit annähernd drei Jahrzehnten. Den Radsport förderten wir 16 Jahre, haben dieses Engagement aber vor einigen Jahren beendet. Wenig später begannen wir in Österreich mit Frau Reichel das WTA-Turnier NÜRNBERGER Gastein Ladies und haben dann für uns entschieden, dass die Sportart – insbesondere das Damentennis – auch ein sympathisches Sponsoring-Thema für Deutschland wäre. Daraus sind der NÜRNBERGER Versicherungscup und unsere Kooperation mit dem Deutschen Tennis Bund entstanden.

Gibt es bestimmte Vorgaben oder Wünsche, in welche Richtung sich das Turnier weiterentwickeln soll?

Sandra Reichel: Wenn man sich die letzten drei Jahre – und jetzt das vierte – anschaut, liegt der Fokus auf den deutschen Spielerinnen und der nächsten Generation. Darauf, ihnen die Chance zu geben, Erfahrungen und Punkte zu sammeln und auf sich aufmerksam zu machen. In Abstimmung mit Barbara Rittner, die einen super Job macht. Eine gute Mischung zu haben mit internationalen jungen Spielerinnen, die bereits auf sich aufmerksam gemacht haben. Wir werden nicht fünf Top-Ten-Spielerinnen verpflichten können, wir sind ein International-Turnier, das lassen die WTA-Regularien nicht zu. Daher denke ich, dass wir diese Richtung weitergehen. Mit dem familiären Touch, hautnah dran zu sein. Das ist auch die Zielsetzung für die Zukunft. Der Sport muss im Vordergrund stehen. Aber den Wohlfühlfaktor für die Tennisfans zu erhöhen, ist ebenso wichtig.

Letzte Frage an Sie beide: Gibt es eine Spielerin – abgesehen von Angelique Kerber –, über die Sie sagen: „Auf die freue ich mich besonders, die sollte man sich auch als Zuschauer in diesem Jahr anschauen!“?

Sandra Reichel: Ich finde es sehr spannend, Madison Keys mal live zu sehen. Die spielt starkes Tennis!

Dr. Armin Zitzmann: Nachdem ich Tennis zu einer Zeit begonnen habe, in der man die Rückhand noch mit einer Hand und mit viel Slice gespielt hat, bin ich ein großer Fan von Roberta Vinci. Auf sie freue ich mich sehr.

Das Gespräch führte Florian Goosmann.

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