WTA: Olympiasiegerin Monica Puig spricht über ihre Depressionen

Der Olympiasieg 2016 hat Monica Puig weltweiten Ruhm eingebracht - die Zeit danach gestaltete sich allerdings schwieriger als erwartet.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 03.03.2020, 13:41 Uhr

Monica Puig hat eine schwierige Zeit hinter sich
© Getty Images
Monica Puig hat eine schwierige Zeit hinter sich

Etwas länger als zehn Jahre ist es her, dass sich der deutsche Fußball-Nationaltorwart Robert Enke aufgrund von Depressionen das Leben nahm. Enkes Witwe Teresa reist seitdem unermüdlich durch Deutschland, um Aufklärung über den Verlauf und die Auswirkungen dieser Krankheit zu machen. Unterstützung erhält Frau Enke dabei durch den Journalisten Ronald Reng, aber auch durch ehemalige Fußballspieler wie Martin Amedick, früher in Diensten von Borussia Dortmund oder beim 1. FC Kaiserslautern.

Die Symptome, die Amedick vor kurzem bei einer Veranstaltung in München beschrieb, finden sich nun auch in einem Interview von Monica Puig mit der Zeitung La Nacion wieder. „Wenn es mir gut geht, kann ich mit jeder Gegnerin mithalten“, sagte die Olympiasiegerin im Einzel von 2016. „Man setzt mir Serena Williams vor, ich werde sie respektieren, aber ich weiß um meinen Wert und weiß, dass ich sie schlagen kann.“ In jener Woche in Rio hatte Puig eigenen Angaben nach das Gefühl, alle schlagen zu können. Was sie auch tat, im Finale setzte sich die Frau aus Puerto Rico gegen Angelique Kerber durch.

Monica Puig zuletzt in Luxemburg am Start

Mit den hohen Erwartungen, die man ihr nach dem Triumph bei Olympia aufgebürdet hatte, sei sie aber nicht zurecht gekommen, so Puig. Vielmehr habe sie mit Depressionen zu kämpfen gehabt. „Meine vergangenen drei Jahre waren dunkel. Ich konnte mich nicht auf etwas fokussieren. Ich habe mich von vielen Dingen ablenken lassen und mich selbst vernachlässigt. Ich habe wichtigen Dingen keine Beachtung geschenkt.“

Fußballer Amedick erzählte etwa, dass er in seinen depressiven Phasen nicht einmal die Kraft gefunden hatte, die Sporttasche für das Training oder ein Spiel zu packen.

Auch das soziale Leben habe arg gelitten. „Ich bin mit meinen Freunden oder der Familie nicht mehr ausgegangen. Ich hing nur noch am Telefon und habe Kommentare in den sozialen Netzwerken gelesen, denen ich Beachtung geschenkt habe. Ich habe 15 positive Nachrichten haben können, aber ich habe die einzige negative gelesen. Und das hat mich versenkt. Mir ist es richtig schlecht gegangen.“

„Ich will ganz ehrlich sein, weil ich weiß, dass Athleten als ein Vorbild für die Jugend dienen. Aber ich will ihnen sagen, dass nicht alles rosig ist.“ An ein Karriere-Ende hat Monica Puig allerdings nicht gedacht. Nach einer längeren Pause (ihr letztes Match bestritt sie im Herbst 2019 in Luxemburg) wird Puig in dieser Woche in Indian Wells beim kleineren Turnier im Vorfeld des Premier-5-Events starten.

von Jens Huiber

Dienstag
03.03.2020, 13:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.03.2020, 13:41 Uhr