WTA-Reform zum Mutterschutz: Mehr Rechte, mehr Fragen

Die WTA hat neue Regeln zur Familienplanung ihrer Spielerinnen veröffentlicht. Dieser Schritt sieht auf den ersten Blick nach Fortschritt aus. Doch zwischen Mutterschutz und Ranking-Schutz ergeben sich auch Grauzonen, die nicht nur sportlich, sondern auch politisch heikel sind.

von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet: 16.06.2025, 19:35 Uhr

Serena Williams mit Tochter Alexis
© Getty Images
Serena Williams mit Tochter Alexis

Schutz bei Schwangerschaft, Adoption oder Fruchtbarkeitsmaßnahmen

Die WTA erlaubt Spielerinnen künftig neben Schwangerschaft auch bei Adoption oder Fruchtbarkeitsbehandlungen wie Eizellen- oder Embryoneneinfrierung ein Protected Ranking – und das für bis zu drei Turniere nach Rückkehr. Zudem wurde bereits im März 2025 eine bezahlte Mutterschutzregel von bis zu zwölf Monaten eingeführt, finanziert aus dem saudischen Fonds PIF. Damit will die WTA sicherstellen, dass Tennisspielerinnen ihre Ranglistenposition wahren können, selbst wenn sie sich Zeit für Familie oder medizinische Unterstützung nehmen.

Zwischen Karriereplanung und Kinderwunsch

Was auf dem Papier wie ein Meilenstein für Gleichstellung wirkt, stößt in der Praxis an strukturelle Grenzen. Denn ein „geschütztes Ranking“ ist keine Garantie für gleiche Bedingungen. Preisgelder, Setzlisten und Wildcards hängen nach wie vor von Turnierorganisationen ab. Und obwohl die WTA damit erstmals einen klaren Zeitrahmen schafft, bleibt der Spagat zwischen biologischer Realität und sportlicher Karriereplanung weiterhin komplex. Immerhin: Der offene Umgang mit dem Thema signalisiert auch nach innen ein Umdenken: Mutterschaft muss nicht unbedingt ein Karrierekiller sein.

Wert der Frau oder PR-Werkzeug?

Die neue Familienregelung wirft auch Fragen in Hinblick auf die Fördergeber auf. Denn während man sich im Regelwerk für die Rechte von Müttern stark macht, bleibt Saudi-Arabien ein Land, in dem Frauenrechte massiv eingeschränkt sind. Kritiker werfen der WTA deshalb Doppelmoral vor: auf der einen Seite Fortschritt, auf der anderen Seite Sportswashing. Der Kontrast könnte größer kaum sein, und lässt die neue Mutterschutzregelung für manche wie ein Feigenblatt wirken.

Trotz Kritik: Ein Schritt in die richtige Richtung

So sehr man über Details und politische Spannungsfelder diskutieren kann, ist die Regeländerung ein wichtiger Fortschritt für die Spielerinnen. Sie gibt Planungssicherheit, schützt Karrieren und sendet ein Signal an junge Athletinnen, dass ein Kinderwunsch mit dem Profisport vereinbar sein kann. Auch wenn es weiterer Maßnahmen bedarf – etwa beim Thema Preisgeldverteilung oder medizinischer Betreuung –, ist der Paradigmenwechsel eingeläutet.

von Isabella Walser-Bürgler

Montag
16.06.2025, 22:04 Uhr
zuletzt bearbeitet: 16.06.2025, 19:35 Uhr