„Ich hätte es gerne mehr genossen“ – Nicole Vaidisova über ihre Karriere
„Das war’s“ – die Tschechin spricht über den ausweglosen Teufelskreis, der zu ihrem Rücktritt führte und warum sie ihre Erfolge kaum genießen konnte.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
23.08.2016, 15:43 Uhr

Sie galt einst als der aufgehende Stern im Damentennis.Nicole Vaidisova, ehemalige Nummer sieben der Welt, stand im Halbfinale der French Open 2006 und Australian Open 2007. Doch auf den verheißungsvollen Karrierestart folgten jahrelange Verletzungssorgen und ein frühzeitiger Rücktritt 2010.Vor knapp zwei Jahren kehrte die in Nürnberg geborene Blondine noch einmal auf die Tour zurück, erreichte kurzzeitig die Top 250 undverabschiedete sich Ende Juli wohl endgültig von der Profibühne. Jetzt sprach sie mit WTA-Insider David Kane ausführlich über das unausweichliche Ende eines langen Leidensweges, das Leben nach dem Tennis sowie versäumte Glücksgefühle.
„Ich kam aus dem Teufelskreis nicht mehr raus“
Dass Vaidisova nun mehr Zeit für die schönen Seiten des Lebens hat, liegt vor allem an ihrer unendlich anmutenden Verletzungs-Odyssee. „Es war ein Teufelskreis. Ich kam an den Punkt, an dem ich meinen Körper nicht mehr quälen konnte. Weitere Operationen und Krankenhausaufenthalte, es ging einfach nicht mehr.“ Zweimal musste die Pragerin wegen ihrer maladen Schulter unters Messer, schon 2010 endete die Laufbahn deshalb zwischenzeitlich. „Nach den OPs kam ich nie wieder an meine beste Verfassung heran. Auch die anderen Verletzungen resultierten wohl daraus, da ich zu schnell von null auf hundert wollte.“ Zudem plagte sich Vaidisova an beiden Füßen mit einem Fersensporn herum, „es gab Zeiten, da wurde das tägliche Laufen zur Qual.“
Mit 100 Sachen vorbei am Genuss
Ab Herbst will sie diese Leidenschaft auf ein Studium umleiten. Vorher blickte die attraktive Tschechin noch ein letztes Mal zurück. „Ich wünschte, dass ich mehr Zeit gehabt hätte, alles zu genießen. Die Turniersiege oder meine tollen Leistungen bei den Grand Slams rauschten an mir vorbei, ich schaute nie zurück. Damals war ich mit 100 Kilometer pro Stunde unterwegs und wohl einfach zu jung, um es richtig zu schätzen.“ Der jungen Tennisgeneration von heute wünscht sie deshalb einen bewussteren Umgang mit den Erfolgen: „Sie sollen diese Momente genießen und sich immer daran erinnern – so hätte ich es mir selbst gewünscht.“
