Mona Barthel an rätselhaftem Virus erkrankt

Die 25-Jährige aus Neumünster bestritt seit den Australian Open wegen schwerer Erschöpfungssymptome kein Match mehr.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 26.04.2016, 13:49 Uhr

MELBOURNE, AUSTRALIA - JANUARY 19: Mona Barthel of Germany plays a forehand in her first round match against Vania King of the United States during day two of the 2016 Australian Open at Melbourne Park on January 19, 2016 in Melbourne, Australia. (...

Während beim Porsche Tennis Grand Prix die deutschen Damen in der vergangenen Woche für positive Schlagzeilen sorgten, konnteMona Barthelnur wehmütig am Fernseher zuschauen. Momentan ist das Nordlicht meilenweit davon entfernt, es Stuttgart-TitelverteidigerinAngelique Kerberoder SenkrechtstarterinLaura Siegemundauch nur ansatzweise gleichzutun. Bis vor wenigen Wochen fühlte sich Barthel so schwach, dass sie nicht einmal die Bettdecke hochschieben konnte, wie sie dem „Hamburger Abendblatt“ erzählte. Es sei ein Zustand der totalen Erschöpfung mit ständigen Schwindelgefühlen, sagte die aktuelle Nummer 68 der WTA, welche nur zehn Meter am Stück und 300 Meter am Tag zu Fuß schaffte. „Ich konnte mich kaum noch bewegen, jeder Schritt war unendlich anstrengend.“ Nach ihrer Erstrunden-Niederlage bei den Australian Open gegenVania Kinghütete Barthel sieben Wochen lang das Bett in ihrem Elternhaus in Neumünster.

Seit zwei Wochen geht es der dreifachen WTA-Titelträgerin wieder etwas besser, was diese aber relativiert: „Aber wovon reden wir? Ich kann jetzt wieder ohne Mühe einkaufen gehen und eine halbe Stunde Sport am Tag treiben.“ Ihre Bewegung besteht momentan aus Aerobic und dem Schlagen einiger Tennisbälle mit Mutter Hannelore. Barthels Leidenszeit kündigte sich schon in der Saisonvorbereitung im Dezember an, allerdings nahm sie die immer wieder auftretenden Schwindelgefühle nicht ernst. Es folgten eine Erstrunden-Aufgabe in Auckland (Neuseeland),ein Viertelfinal-Aus im australischen Hobart (Rückzug wegen Rückenproblemen)sowie ein Magen-Darm-Virus, das Barthel beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres zu schaffen machte. „Wow, es geht nichts mehr“, sagte sie nach ihrer Doppel-Auftaktniederlage an der Seite von Laura Siegemund, flog nach Hause und lag seitdem größtenteils im Bett.

Ärzte sprechen von „irgendeinem Virus“

Zurück in Deutschland begann für Mona Barthel ein wahrer Ärztemarathon. „Ich war bei neun Ärzten, habe fünf MRT machen lassen, ein CT und unendlich viele Blutuntersuchungen. Ich bin jetzt einer der am besten durchgecheckten Menschen der Welt“, sagte sie mit einem bitteren Lächeln in der Stimme. Dabei sei sie auf alle möglichen Krankheiten untersucht worden, von denen sie teilweise noch nie gehört hatte. Das Ergebnis blieb ernüchternd, die Ärzte fanden nichts. Eine Fehldiagnose hätte sie fast auf den OP-Tisch befördert, Barthel konnte den Termin aber noch rechtzeitig absagen. Der naheliegende Verdacht auf eine Reaktivierung von Pfeifferschem Drüsenfieber wurde nicht bestätigt. Auch die Untersuchungen im Hamburger Tropeninstitut brachten keine Klarheit. Die Mediziner sagten ihr nur: Es muss „irgendein Virus“ gewesen sein. Welcher, wissen sie bis heute nicht.

Der Umgang mit der unbekannten Krankheit sei für Barthel sehr schwierig, wie sie gestand. Ein Bänderriss im November 2014 war bis dato ihre schwerste Verletzung. Allerdings musste sie schon miterleben, wie beide Elternteile an Krebs erkrankten. „Es ist schwer zu sagen, was schlimmer war. Das mit meinen Eltern oder das mit mir. Das kann man nicht vergleichen“, erklärte die Leidgeprüfte. Vielleicht ist sie auch aufgrund dieser einschneidenden Erfahrungen so geduldig, was den Zeitpunkt ihrer Rückkehr auf die Tour angeht. Druck will sich die aufschlagstarke Frau mit den harten Grundlinien-Schlägen nicht machen. Die French Open (ab 22. Mai) und Wimbledon (ab 27.Juni) hat Barthel noch nicht vollkommen abgeschrieben, auch wenn diese Highlights wohlmöglich zu früh kommen. „Die Priorität ist jetzt, dass ich mich überhaupt wieder gut fühle und meinen Alltag normal leben kann“, erkannte die ehemalige Nummer 23 der Welt und gibt sich reflektiert: „Ich weiß jetzt, dass ich manche Dinge einfach so akzeptieren muss, wie sie sind. Und ich freue mich nun über banale Kleinigkeiten. Als Persönlichkeit werde ich stärker zurückkommen.“

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Dienstag
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