Patty Schnyders Rückkehr mit jeder Menge Spaß, aber ohne Happy End

Patty Schnyder verliert beim ITF-Turnier in Darmstadt ihr Comeback-Match trotz großer Siegchancen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 23.07.2015, 12:19 Uhr

Als am Mittwochabend auf der beschaulichen Turnieranlage des TCB Darmstadt die sportliche Tagesabrechnung gezogen wurde, da hatte Patty Schnyder ihren Willen bekommen. Aber nicht das Ergebnis, das sie sich bei ihrem Comeback auf der kleinen, idyllischen Tennisbühne im Süden Hessens gewünscht hatte. Sie fühle sich „nicht zu alt“, sei „fit“ und wolle „gefordert werden“, hatte die alte Meisterin vor ihrem Startmatch gegen die QualifikantinSofiya Kovalets(Ukraine) erklärt und hinzugefügt: „Wir werden sehen, wer hier die Bessere ist. Die Jüngeren sollen mich erst einmal schlagen.“ Knapp drei Stunden dauerte dann Schnyders Rückkehrmatch in der milden Abendsonne, es war eine keinesfalls zu geringe Prüfung für Geist und Körper, doch das erwartete Happy End für die ehemalige Weltklassespielerin gab es nicht:5:7, 6:4 und 5:7 verlor die am Ende müde gewordene Schweizerin, die im Entscheidungssatz bereits 4:1 geführt und sogar verlockende Chancen für einen 5:1-Vorsprung ausgelassen hatte. „Aber es hat trotzdem Spaß gemacht“, sagte Schnyder hinterher, sichtlich bemüht, keinen Verdruss oder Frust aufscheinen zu lassen. Ob und wie es nun weitergehen könnte mit Gastspielen im Tourcircuit, ließ die 36-Jährige erst einmal offen: „Keine Ahnung.“

Schnyder hat allerdings keine Ambitionen, den Spuren ihrer früheren MitstreiterinMartina Hingiszu folgen. Die spielt bei ihrem Comeback wieder regulär auf der großen Tennis-Tour mit, wenn auch nur im Doppel und Mixed. In Wimbledon hatte es die einstige „Miss Swiss“ sogar wieder hinauf in die Royal Box getragen – dort nämlich nahm sie als Siegerin im Damendoppel und bei den gemischten Pärchen jeweils ihre Siegestrophäe entgegen. Hinterher sprach sie von Siegen „wie aus einem anderen Leben“, aus dem Leben, das sie einst als mitbestimmende Spielerin des Welttennis geführt hatte. Schnyder, die zweite Schweizer Akteurin von Weltformat in den letzten beiden Dekaden, braucht eher keine Auftritte mehr in den großen Festspielhäusern – und auch keine Selbstbestätigung über den Sport. „Ich habe einfach Lust, wieder Turniere zu spielen“, sagt die Tennis-Mutter, die vor sieben Monaten einen Sohn zur Welt brachte. Schon bald nach der Geburt drängte es die Mama wieder auf den Tennisplatz, dem „Darmstädter Echo“ verriet sie: „Ich konnte es gar nicht abwarten, wieder sportlich voll aktiv zu sein.“

In Hannover sesshaft geworden

Aber, wie gesagt, diese Aktivitäten sollen sich nicht unbedingt im Scheinwerferlicht abspielen, nicht im superprofessionellen Tourgeschäft. Die familiäre Atmosphäre eines Events wie jetzt in Darmstadt kam der jungen Mutter gerade recht, die ansonsten ja in ihrem Domizil in der Nähe Hannovers auch frei von allem Stress und Trubel lebt. Tennis spielt allerdings durchaus noch eine gewichtige Rolle für Schnyder, in der Vereinssaison spielte sie sehr erfolgreich für den deutschen Zweitbundesligisten THC Braunschweig, gewann fünf Spiele für die Niedersachsen. Und erst kürzlich verpflichteten der Deutsche Tennis Bund und der Niedersächsische Tennis Verband die 36-Jährige für den neuen Bundesstützpunkt Nord – als Trainerin und Beraterin für die dort angesiedelten Juniorenspielerinnen.

„Für mich ist es spannend, mich auf die verschiedenen Persönlichkeiten und Bedürfnisse junger Spielerinnen einzustellen“, sagt Schnyder. Mit den Talenten soll sie auch hin und wieder zu Turnieren reisen. Auch Ex-Profikollege Nicolas Kiefer arbeitet an diesem Stützpunkt. Nach Niedersachsen kehrte Schnyder allerdings am Mittwochabend nicht zurück, sondern machte sich auf den Weg nach Basel, „zu einem Besuch bei guten Freunden.“ Für die Tankfüllung hin und zurück könnten die überschlägig 130 Franken Preisgeld vom ITF-Wettbewerb in Darmstadt gerade so gereicht haben.(Text: JA)

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