Yannick Hanfmann: „Der Davis-Cup-Titel wäre schon ein Traum“
Bei der Premiere der „Hellenic Championship“ spielte sich Yannick Hanfmann aus der Qualifikation heraus bereits bis ins Viertelfinale. Im exklusiven tennisnet-Interview sprach der Karlsruher beim ATP-250-Event u.a. über sein kindliches Interesse an der Stadt Athen, seine schwierige Trainersuche und über die Vorfreude auf die Davis-Cup-Finals.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
06.11.2025, 09:32 Uhr

Von Dietmar Kaspar aus Athen
Bei den “Hellenic Championship” in Athen kämpft Yannick Hanfmann noch um den Einzug in die Top 100 im Jahres-Endranking und der damit verbundenen direkten Teilnahme im Hauptfeld der Australian Open 2026. Nach seinem hartumkämpften Achtelfinal-Erfolg gegen den Tschechen Vit Kopriva stellte sich der deutsche Davis-Cup-Spieler dem exklusiven tennisnet-Interview.
„Seit Kindheit schon von griechischer Mythologie fasziniert“
tennisnet: Yannick, inklusive der Qualifikation konntest du hier bei der Erstauflage der „Hellenic Championship“ in Athen bereits vier Matches bestreiten. Wie ist dein Eindruck vom Turnier?
Yannick Hanfmann: Ich bin tatsächlich das erste Mal in Athen. Schon als Kind war ich total fasziniert von der griechischen Mythologie. Deshalb war ich schon richtig neugierig auf die Stadt und habe mich deshalb aktiv für die Teilnahme hier entschieden, obwohl das zeitgleiche Turnier in Metz nur zwei Autostunden von meiner Heimat Karlsruhe entfernt ist. Gestern habe ich mir die Akropolis angeschaut und fand es richtig schön. Der Center Court hier in Athen ist absolut beeindruckend, muss aber schon ordentlich gefüllt sein, um eine Stimmung wie bei den Basketball-Spielen von Panathinaikos zu erzeugen.
In deiner Auftakt-Begegnung im Hauptfeld hattest du es mit dem Bulgaren Ivan Ivanov zu tun, der im Alter von 16 Jahren bei den Junioren in Wimbledon und den US Open triumphieren konnte und die Jugend-Weltrangliste aktuell anführt. Wie weit siehst du ihn schon und welche Perspektive gibst du ihm?
Wenn man gegen einen der Top-Junioren antreten muss, kann man vorab nicht so genau einschätzen, was man da im Match bekommen wird. Wenn man es dort bis auf Position 1 geschafft hat, muss man schon sehr gut gespielt haben. Er hat im Match einige sehr gute Ansätze gezeigt, serviert sehr stark und kann mit seiner Vorhand sehr gefährlich agieren. Ich sehe bei ihm noch viel Potenzial und er wird in den nächsten Jahren bestimmt ein richtig guter Spieler werden.

Vor kurzem hattest du in deiner Wahlheimat Belgien beim ATP-Turnier in Brüssel eine Art Heimspiel. Wie fandest du die Erstauflage des Turniers, das ja von Antwerpen in die belgische Hauptstadt verlegt wurde?
Für die Spieler war es schon ein richtiges Upgrade, da im Gegensatz zu Antwerpen alles an einem Ort stattgefunden hat. Für mich persönlich war es natürlich auch eine tolle Sache. Ich wohne im Süden von Antwerpen und konnte deshalb aufgrund der geringen Entfernung zuhause schlafen, was als Tennisprofi, der ständig unterwegs ist, auch mal angenehm ist.
„Eine Trainersuche während der Saison ist schwierig“
Vor Wimbledon hast du die erfolgreiche Zusammenarbeit mit deinem Coach Juan Pablo Brzezicki beendet und bist seitdem mit Petar Popovic unterwegs. Wie lief da die Trainersuche ab?
Es ist natürlich eine schwierige Aufgabe, während der Saison einen neuen Trainer zu finden. Als es in Richtung French Open ging, zeigte sich immer deutlicher, dass Juan Pablo mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und deshalb nicht mehr so viel reisen wollte. Zuerst dachten wir daran, einen zweiten Trainer ins Team zu holen, aber diese Option ist während der Spielzeit ebenfalls sehr schwierig. Über Andrea Petkovic kannte ich meinen neuen Coach Petar Popovic schon längere Zeit und habe ihn immer als positiv verrückt und interessant empfunden. Ich hatte mitbekommen, dass er die Zusammenarbeit mit Corentin Moutet beendet hatte und ihn deshalb gefragt, ob er einen Testlauf mit mir für die Rasensaison machen möchte. Dies hat für mich sehr gut funktioniert und habe mit dem neuen Team einen frischen Wind bekommen. Gerade beim Aufschlag haben sich die ersten Veränderungen schon sehr positiv ausgewirkt.
Die Tour neigt sich dem Saisonende entgegen. Hast du nach dem Turnier in Athen noch weitere Starts geplant?
Das große Ziel bis zum Ende der Spielzeit wäre für mich natürlich das Erreichen der Top 100 und damit die direkte Teilnahme beim ersten Grand-Slam-Turnier des nächsten Jahres in Australien. Da mir noch einige Punkte dafür fehlen, hoffe ich hier noch auf die ein oder andere erfolgreiche Runde in Athen. Sollten danach noch ein paar Punkte fehlen, würde ich nächste Woche beim Challenger-Turnier in Lyon starten, das als letzte Möglichkeit noch in das Jahres-Endranking einfließen würde.
„Beim Gedanken an die Davis-Cup-Finals bekomme ich schon richtige Gänsehaut“
Für dich stehen noch die Davis-Cup-Finals in Bologna auf dem Programm, zu deren Erreichen du maßgeblich beigetragen hast. Welchen Stellenwert hat das für dich?
Das Finalturnier in Bologna ist für mich zum Saisonende natürlich noch ein riesiges Highlight. In den letzten Jahren habe ich mich immer riesig gefreut, wenn der Anruf bzgl. einer Davis-Cup-Nominierung kam und immer alles darangesetzt, dort auch zu spielen. Der Wettbewerb bedeutet mir unheimlich viel, denn es ist immer etwas ganz Besonderes, gemeinsam in der Gruppe mit den Jungs zu spielen, die ich seit vielen Jahren kenne. Beim Gedanken an die Finals bekomme ich jetzt schon richtige Gänsehaut und von einem möglichen Gewinn des Davis-Cups träumt man schon als kleiner Junge.
Bei den Davis-Cup-Finals wird im deutschen Team nach langer Zeit auch Alexander Zverev wieder im Team sein. Wie sah da der Kontakt bzw. die Überredung zur Teilnahme seitens der Spielerkollegen aus?
Natürlich wurde Sascha von allen Spielern immer wieder mit Anfragen bearbeitet wie z.B. „Hey Sascha, wie siehts aus?“, „Hey Sascha, überlege es dir nochmal“, Hey, Sascha, nicht gleich auf die Malediven fliegen!“. Ich hatte eigentlich im letzten Jahr schon die große Hoffnung, da Sascha gut drauf war. Wir haben ein Team mit sehr guten Einzelspielern und einem richtig starken Doppel. Wenn Sascha da noch mit dabei ist, steigert das die Qualität noch einmal riesig. Beim Format mit drei Begegnungen pro Partie ist natürlich viel möglich und mit ihm sind wir nur schwer zu schlagen.
Nach dem Finalturnier ist auch deine Spielsaison 2025 beendet. Wie sieht die Off-Season bzw. die Vorbereitung auf die neue Spielzeit für dich aus?
Aufgrund der Davis-Cup-Finals wird die Off-Season relativ kurz, aber für so einen Event nimmt man das natürlich gerne in Kauf. Nach Bologna wird es einen kurzen Urlaub für maximal eine Woche geben. Dann werde ich ca. 2 Wochen in Antwerpen trainieren und über Weihnachten kurz zuhause in Karlsruhe sein. Aktuell planen wir früh nach Australien zu gehen, um uns dort perfekt auf die neue Saison vorbereiten zu können.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei den weiteren Aufgaben.
