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Alexander Zverev und die Grand Slams: Was bringt Melbourne?

Alexander Zverev und die Major-Turniere - das passte bislang noch nicht zusammen. Hilft ihm nun der Weltmeister-Titel?

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 14.01.2019, 17:18 Uhr

Alexander Zverev
© Getty Images
Alexander Zverev beim Training in Melbourne

Als die ehemaligen Stars und Sternchen der Tennisszene in den letzten Tagen zu ihren Prognosen für die Australian Open befragt wurden, da lag Alexander Zverev bei den meisten Experten weit vorn. Allerdings aus Gründen, die ihm nicht gefallen konnten. Denn Zverev nahm eine Spitzenstellung nur in der Hitliste der Kandidaten ein, die als erste einer größeren Überraschung zum Opfer fallen könnten.

Kaum einer nannte Zverev als Titelkandidaten für die Grand-Slam-Prüfung in Melbourne, viele waren eher skeptisch, ob der junge Deutsche überhaupt die erste Turnierwoche Down Under überstehen würde. „Die Skepsis, was die Grand-Slam-Performance von Zverev angeht, hat sich offenbar ins neue Jahr hinübergerettet“, sagt der frühere Weltranglisten-Erste Mats Wilander, der inzwischen für Eurosport die Centre Court-Angelegenheiten betrachtet.

Alexander Zverev gibt sich betont entspannt

Tatsächlich werden die Grand Slam-Turniere im Tenniszirkus mehr denn je als eine eigene, abgeschlossene Welt betrachtet, mit eigener Wertigkeit, mit eigenem Herausforderungsprofil. Zverev mag der amtierende ATP-Weltmeister sein, aber die Major-Turniere waren bislang größtenteils ein enormes Rätsel für den 21-jährigen Hamburger – sowohl, was den äußeren wie inneren Erwartungsdruck angeht. Dieser Last wird Zverev auch in Melbourne nicht entgehen, es klingt da eher wie ein frommer Wunsch, wenn der Weltranglisten-Vierte bekundet, er wolle „einfach Spaß daran haben, möglichst viele Spiele zu machen, große Matches auf den großen Plätzen.“

Die Hoffnungen und Ziele klein zu halten, hat Zverev auch andernorts auf Grand-Slam-Schauplätzen probiert, es hat wenig geholfen. Bei den US Open scheiterte er zuletzt gegen den Landsmann Philipp Kohlschreiber in einem bitteren Karriere-Moment, statt erstmals in der zweiten New Yorker Woche mitzumischen, verließ Zverev das Schlachtfeld in gedemütigter Verfassung.

Zverev mit Verletzungen in der Vorbereitung auf Melbourne

Die Vorbereitungen des stolzen Champions der Londoner ATP-Feierlichkeiten auf das Jahr 2019 und dessen ersten, wie stets zu frühen Saison-Höhepunkt verliefen zwiespältig – um es milde auszudrücken. Der harten, guten Trainingsarbeit in Monte Carlo folgte das Gastspiel beim Hopman Cup in Perth, an der Seite von Angelique Kerber, das Ganze endete in einem verlorenen Matchball-Drama im Finale gegen die Schweiz.

Zverev zog sich eine leichte Oberschenkelblessur zu, später knickte er in einem Showmatch mit dem Knöchel um – nichts, was man im Vorlauf zum komplexen Grand-Slam-Auftritt in Melbourne braucht, in der höllischen Wetterküche im National Tennis Center. Er habe „keine großen Sorgen“, sagte Zverev, aber wie gelöst, locker und leicht er wirklich ans Handwerk gehen kann, wird man erst am Dienstag sehen, in der ersten Runde gegen den unbequemen Slowenen Aljaz Bedene.

Zverev: "Favorit bin ich hier sowieso nicht"

Möglich ist zweierlei, eine eher freundliche oder eine eher düstere Deutung: Zverev könnte, die Verletzungsprobleme im Hinterkopf, befreit aufspielen. Ganz einfach, weil niemand Großartiges von ihm erwartet, er selbst auch nicht. „Favorit bin ich hier sowieso nicht. Da sind ganz andere Namen im Spiel, Federer, Nadal, Djokovic“, sagt er selbst. Andererseits braucht es nirgends mehr ein vollkommenes Vertrauen in den eigenen Körper, den kompromisslosen Glauben an die volle Leistungsfähigkeit als in Melbourne. Dort, wo Hitze und höllische Wetterkapriolen den Artisten des Wanderzirkus traditionell schwer zu setzen. Fehlen Zverev nur ein paar Prozentpunkte an optimaler Physis, kann das schon ein erheblicher Malus sein.

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„Es kommt für Sascha mehr denn je darauf an, in den frühen Matches nicht zu viel Energie zu vergeuden“, sagt Boris Becker, der Abteilungsleiter des deutschen Herrentennis. Er, der alte Kämpfer, der Held und Gescheiterte vieler Melbourne-Kämpfe, mahnt zu mehr Realismus in der Causa Zverev: „Er ist, trotz allem, noch kein Spieler in der Entwicklung, er muss auch noch seinen Weg bei den Grand Slams finden“, sagt Becker, „und da draußen weiter ein paar der Allergrößten aller Zeiten unterwegs. Und die gehen so schnell auch noch nicht weg.“

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von Jörg Allmeroth

Montag
14.01.2019, 17:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 14.01.2019, 17:18 Uhr

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