ATP Masters Paris: Sinner kam, hinkte und siegte
Jannik Sinner besiegte Ben Shelton im Paris Viertelfinale souverän mit 6:3, 6:3. Während der Italiener trotz Schmerzen mit Effizienz glänzt, bleibt Shelton weiter auf der Suche nach seinem Rhythmus.
von Isabella Walser-Bürgler
zuletzt bearbeitet:
31.10.2025, 20:56 Uhr

Hier das Match zum Nachlesen im Liveticker.
Es war wieder mal ein Sinner-Match, das einem klaren Drehbuch folgte. Jannik Sinner kontrollierte vom ersten Punkt an Tempo und Richtung, jagte Ben Shelton nach Belieben über den Platz und ließ dem US-Amerikaner kaum Zeit, seinen Rhythmus zu finden. Der Italiener servierte stabil (75 Prozent erste Aufschläge) und verwertete vier seiner insgesamt acht Breakchancen, während Shelton in Summe relativ blass wirkte.
Der ansonsten für seinen explosiven Aufschlag bekannte Shelton kämpfte sichtbar mit den Nachwirkungen seiner Schulterverletzung. Immerhin fünf Doppelfehler kosteten ihn wiederholt den Anschluss. Besonders auffällig: Auch in längeren Rallys häuften sich die unerzwungenen Fehler. Shelton produzierte, was sein Vater und Coach Bryan Shelton gern als sogenannte “Frustrationspunkte” bezeichnet: Punkte, die der Sohnemann aus Ungeduld zu leicht herschenkt.
Sinner mit körperlichen Problemen
Während Shelton nach Antworten suchte, griff sich Sinner immer wieder an Rücken und Oberschenkel. Doch sobald Zweifel über Sinners Zustand aufkamen, folgte die sofortige Reaktion: ein präziser Return, ein druckvoller Vorhandschlag, ein Ass. 55 zu 36 Punkte sprechen für sich. Meist tauchte die Schmerzmimik nach verlorenen Ballwechseln auf – was in den ungnädigen Social Media manchen bereits eine unrühmliche Parallele zu Novak Djokovic entlockte, der besonders in jungen Jahren dafür verschrien war, mit ‘angeblichen Blessuren’ zu siegen.
Trotz so manchem schmerzverzerrten Blick in die eigene Box spielte Sinner das Match runter, als wüsste er genau, wie viel Energie er investieren muss, um zu gewinnen. Ein gutes Pferd springt eben genau so hoch, wie es muss. Während sich die Fans fragen, wie angeschlagen Sinner wirklich ist, scheint dieser neben herausragendem Tennis immerhin die Kunst zu beherrschen, selbst mit schmerzverzerrtem Blick unantastbar zu bleiben.
Hier das Einzeltableau der Herren in Paris
