Challenger-Comeback in Todi: "Die Spieler wollen in ihrer 'Bubble' bleiben"

Die ATP-Challenger-Tour ist zurück! Nach einer fünfmonatigen Corona-Zwangspause und den ersten ausgetragenen WTA-Turnieren sind auch die Herren wieder im internationalen Tenniszirkus unterwegs. Mit den I.CLTK Prague Open By Moneta in der tschechischen Hauptstadt und den Internazionali Di Tennis Citta Di Todi finden in dieser Woche gleich zwei Events statt. Wir sind in Umbrien vor Ort und haben uns den Re-Start näher angeschaut.

von Florian Heer aus Todi
zuletzt bearbeitet: 18.08.2020, 08:51 Uhr

© Florian Heer

Die Sonne brennt. Knapp 40 Grad zeigt das Thermometer am Eingang des Turniers an. Einige Grad mehr als die eigene Körpertemperatur. Kein Fieber. Der Zutritt zur Veranstaltung wird nach einem kurzem Infrarot-Test gestattet. Allerdings nicht durch den offiziellen Eingang. Dieser ist den Spielern, ihrer Begleitperson, den Offiziellen und Mitarbeitern des Turniers vorbehalten. Zuschauer und Pressevertreter müssen einen kleinen Umweg durch die weitläufig angelegte Anlage des Tennis Club Todi 1971 nehmen.

Entlang unter Schatten spendenden Bäumen geht es in Richtung Center-Court. Von den Tribünen aus kann man das mittelalterliche Panorama von Todi bestaunen. Auf einem Hügel hoch über dem mittleren Tibertal thront der gotische Dom Santissima Annunziata. Um das Tennisgelände herum einige Felder und viel Grün. Die Tribünen an den Längsseiten des Hauptplatzes bieten für circa 300 Personen Platz. Jedoch muss jeder zweite Sitz freigehalten werden. Auch hier greift das inzwischen bekannte Social-Distancing.

An diesem Montagnachmittag soll es allerdings zu keinerlei Platzproblematik kommen. Lediglich ein paar Besucher setzen sich der August-Hitze in der Provinz Perugia aus. Aus den Lautsprechern des benachbarten Aqua-Park ertönt italienisches Liedgut. Auch der eine oder andere Mitarbeiter scheint sich zum Mitsummen verleiten lassen. Ansonsten sind die Turnieroffiziellen meist damit beschäftigt, vereinzelte Besucher daran zu erinnern, ihren Mund-Nasenschutz zu richten. Auf der gesamten Anlage herrscht die Pflicht zum Tragen einer Maske.

Deutsches Trio in Umbrien

Den Protagonisten auf dem Platz merkt man die Freude an wieder auf dem Platz stehen zu dürfen. Daniel Altmaier ist neben Yannick Hanfmann und Cedrik-Marcel Stebe einer von drei deutschen Profis am Start des mit 88.250 Euro dotierten Sandplatzturniers. Der 21-jährige aus Kempen nahm auch an der nationalen DTB German Pro Series teil, schätzt sich aber glücklich, endlich wieder auf die Jagd nach Weltranglistenpunkten gehen zu können.

„Mit Sicherheit hat die nationale Turnierserie bei der Vorbereitung geholfen“, erklärt Altmaier im Anschluss an seinen Auftakterfolg gegen den Italiener Lorenzo Giustino. „Sieben meiner acht Matches konnte ich gewinnen. Schade, dass ich aufgrund der Satzverhältnisse nicht weitergekommen bin. Es waren großartige Matches gegen gute Gegner. Seitdem war es allerdings wieder eine lange Zeit bis hierher. Deshalb versuche ich jetzt so viel Spielpraxis wie möglich mitzunehmen.“

Altmaier in „neuer Realität“ angekommen

Die begleitenden Umstände in der „neuen Realität“ scheinen die aktuelle Nummer 219 des ATP-Rankings dabei wenig zu stören. „Es wirkt eigentlich ähnlich zu vorher. Die Maskenpflicht ist etwas anderes. Ich finde das allerdings sehr gut. Zudem bin ich ein Spieler, der sich während der Turnierwoche nicht sehr viel auf der Anlage aufhält. Insgesamt sind die Spieler weniger unterwegs, gehen nicht so häufig in die Stadt zum Essen. Alles soll im Rahmen ablaufen und es gilt sich innerhalb der Spieler-Community richtig zu verhalten. Menschenmassen sollten vermieden werden.“

Vorschriften seitens der ATP gäbe es allerdings keine, ergänzt Altmaier.

In der italienischen Blase

Eine Teilnahme am Turnier ist jedoch nur nach einem negativen Covid-19-Testergebnis möglich. „Wir werden alle fünf Tage getestet. Da ist es auch im eigenen Interesse, was man in seiner Freizeit macht“, so Altmaier, der insgesamt von einer guten Atmosphäre spricht und die Reisebeschränkungen als vielleicht größte Hürde ausmacht.

„Gerade für die Spieler, die außerhalb Europas anreisen, ist es kompliziert. Ansonsten werden sich die Felder in den nächsten Wochen nicht großartig verändern, wenn es innerhalb Italiens weiter nach Trieste und Cordenons geht. Die Spieler möchten das Land nicht verlassen und wollen in ihrer 'Bubble' bleiben. Die Linie, die hier gefahren wird, ist sehr korrekt.“

von Florian Heer aus Todi

Dienstag
18.08.2020, 08:17 Uhr
zuletzt bearbeitet: 18.08.2020, 08:51 Uhr