Davis Cup: Österreich reist optimistisch nach Bologna - "Eine Chance, die es nicht jedes Jahr gibt"
Am Mittwoch trifft Österreich im Viertelfinale der Davis-Cup-Endrunde auf den zweifachen Titelverteidiger Italien. Nicht nur die Absagen von Jannik Sinner und Lorenzo Musetti machen der rot-weiß-roten Mannschaft Hoffnung.
von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet:
14.11.2025, 14:47 Uhr

Einen Tag vor der Abreise nach Bologna stellte sich das österreichische Davis-Cup-Team am Freitag noch einmal den Fragen der Journalisten. Neben Kapitän Jürgen Melzer waren im 19. Wiener Gemeindebezirk auch Lukas Neumayer und Lucas Miedler zugegen, die gemeinsam mit Filip Misolic, Jurij Rodionov und Alexander Erler das rot-weiß-rote Quintett bilden. “Zu sagen, dass wir gewinnen werden, wäre vermessen und unrealistisch”, sieht Melzer seine Mannen wenig überraschend in der Außenseiterrolle. “Aber wir glauben daran.”
Neben dem Weltranglistenzweiten Jannik Sinner muss Italien in Bologna auch auf Lorenzo Musetti verzichten. Der 23-Jährige sagte seine Teilnahme an der Davis-Cup-Endrunde am Donnerstagabend ab. Er werde in Kürze erneut Vater und sei nach der langen Saison müde, erklärte Musetti nach seinem Aus bei den ATP Finals in Turin. “Mit Sinner und Musetti waren wir bei 5:95, jetzt sind wir bei 20:80”, bezifferte Melzer die Wahrscheinlichkeit auf den Einzug ins Halbfinale.
Ähnliche Vorzeichen wie in Ungarn
Hoffnung macht den Österreichern das jüngste Duell mit Ungarn, das im September trotz ähnlicher Vorzeichen mit 3:2 gewonnen werden konnte. Damals wie heute vermochten die Einzelspieler im Vorfeld nicht unbedingt zu überzeugen. Neben Rodionov, der in Debrecen mit zwei Siegen zum rot-weiß-roten Helden avancierte, steuerte auch Neumayer einen Punkt bei. Die Vorfreude auf Bologna sei riesig, so der gebürtige Salzburger: “Das ist sicher das Highlight meiner bisherigen Karriere.”
Ich bin davon überzeugt, dass jeder sein letztes Hemd geben wird.
Lucas Miedler
Wer in Bologna im Single zum Einsatz kommt, wird Melzer erst vor Ort entscheiden. Das Doppel Erler/Miedler ist indes gesetzt. Beide agierten zuletzt in starker Form und reisen demnach mit ordentlich Selbstvertrauen nach Italien. “Das ist eine Chance, die es nicht jedes Jahr geben wird”, meinte Miedler. "Deswegen bin ich davon überzeugt, dass jeder sein letztes Hemd geben wird.”
Zuletzt stand Österreich 2012 im Viertelfinale des Davis Cup, das Halbfinale erreichte Rot-Weiß-Rot erst einmal: 1990 musste man sich den USA in einem denkwürdigen Duell im Happel-Stadion knapp mit 2:3 geschlagen geben. Der mittlerweile veränderte Modus dürfte den Österreichern entgegenkommen. “Das Schöne im Tennis ist, dass wir nicht zehn von zehn Partien gewinnen müssen, sondern an einem Tag zwei Matches. Das ist um einiges einfacher, als sich in der Davis-Cup-Weltrangliste vor Italien zu spielen”, führte Melzer aus.
Doppel als rot-weiß-roter Trumpf?
Bei den Italienern rückte nach Musettis Absage Lorenzo Sonego nach. Zudem stehen Kapitän Filippo Volandri Flavio Cobolli, Matteo Berrettini sowie die Doppelspezialisten Simone Bolelli und Andrea Vavassori, die bei den ATP Finals als Gruppensieger das Halbfinale erreichten, zur Verfügung. Sollte es zum entscheidenden Doppel kommen, sähe Melzer die Chancen gleichmäßig verteilt: “Das wäre für mich eine klare 50:50-Partie. Wir haben ein sehr gutes Doppel.”
Erler konnte mit seinem Partner Robert Galloway in Stockholm und Paris zuletzt zweimal gegen Bolelli/Vavassori, die zu Beginn des Jahres hauchzart am Australian-Open-Titel vorbeigeschrammt waren, gewinnen. “Die werden sicherlich auch nicht so entspannt sein, wenn diese Situation zustandekommt. Das ist sicher im Hinterkopf”, hofft Miedler im Fall der Fälle auf einen psychologischen Vorteil – und fügte lächelnd hinzu: “Ich hoffe, dass mich die Burschen in diese Situation bringen. Oder auch nicht, weil wenn es 2:0 steht, sitze ich auch gerne nur draußen.”
