Davis Cup: Teamgeist, Titel, Tränen - Italien feiert historischen Hattrick
Italien hat mit dem dritten Davis-Cup-Triumph in Folge Geschichte geschrieben. Auch ohne Superstar Jannik Sinner untermauerten die Hausherren in Bologna ihre aktuelle Vormachtstellung im Welttennis.
von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet:
23.11.2025, 22:34 Uhr

von Nikolaus Fink aus Bologna
Es schien, als hätte der DJ nur auf diesen einen Moment gewartet. Schon Millisekunden nach dem verwandelten Matchball von Flavio Cobolli dröhnte der Elektro-Tarantella “Tutta l'Italia” durch die Messehalle 37 der FieraBologna - und gefühlt tanzte tatsächlich “ganz Italien” mit. Warum auch nicht? Schließlich hatte das Team auf dem Platz soeben Geschichte geschrieben.
Zum ersten Mal seit der 1973 vollzogenen Abschaffung der “Challenge Round”, bei der sich der Vorjahressieger automatisch für das Endspiel qualifiziert hatte, holte ein Land im Davis Cup drei Titel in Folge. “Diese Jungs haben etwas Unglaubliches geschafft", zeigte sich Italiens Kapitän Filippo Volandri bei der abschließenden Pressekonferenz in Bologna überglücklich.
Volandri vergießt Tränen
Der erste Triumph auf heimischem Boden - 2023 und 2024 hatte das Finalturnier im spanischen Malaga stattgefunden - war für Volandri augenscheinlich etwas Besonderes. “Bei den ersten beiden habe ich nicht geweint, aber diesmal schon”, sagte der 44-Jährige. "Das bedeutet mir so viel.”
Ohne Superstar Jannik Sinner, der kurz nach dem Finale artig via Instagram gratulierte, und Top-Ten-Spieler Lorenzo Musetti hatte Italien vor Turnierbeginn nicht als heißester Kandidat auf den Turniersieg gegolten. Demnach war es umso bemerkenswerter, dass das Top-Doppel Andrea Vavassori und Simone Bolelli in Bologna nicht einmal auf dem Platz stand.
Matteo Berrettini und Cobolli verloren in ihren drei Länderkämpfen gegen Österreich, Belgien und Spanien keine einzige Partie und avancierten zu den Vätern des Erfolgs. “Als ich mich im Sommer nicht in Bestform gefühlt habe, hat mir Bologna als Motivation gedient”, erklärte der so häufig von Verletzungen geplagte Berrettini, der in Bologna keinen einzigen Satz abgab. Und für seine herausragenden Auftritte auch die Teamkollegen verantwortlich machte: “Die Verbindung zwischen uns ist so stark.”
Besonders augenscheinlich wurde diese “Verbindung” im Zusammenspiel mit Cobolli. Trotz des Altersunterschieds von fast sechs Jahren kennen die beiden einander seit Kindheitstagen. Berrettini arbeitete als Jugendlicher mit Cobollis Vater zusammen und lernte dabei auch Flavio kennen. “Matteo ist wie ein Bruder für mich”, hatte der aktuelle Weltranglisten-22. bereits nach dem Halbfinalerfolg über Belgien gesagt.
Cobolli: “Der schönste Tag meines Lebens”
Auch im Anschluss an das Endspiel gegen Spanien fand Cobolli große Worte. “Das ist der schönste Tag meines Lebens”, jubelte der 23-Jährige, der seine Emotionen sichtlich noch nicht ganz geordnet hatte - und während der Pressekonferenz immer wieder grundlos in schallendes Gelächter ausbrach.
Wer konnte es ihm verdenken? Nachdem Cobolli im Viertelfinale mit Filip Misolic noch kurzen Prozess gemacht hatte, stand für ihn sowohl gegen Zizou Bergs als auch gegen Jaume Munar Schwerstarbeit auf dem Programm. Irgendwie habe er nach dem unfassbaren Drama gegen Belgien Kraft gefunden, um am Sonntag noch einmal ein Comeback zu realisieren. “Es ist etwas anderes, für dieses Team und diese Jungs zu spielen”, erklärte Cobolli. “Ich denke bei jedem Punkt an das Team und nicht nur an mich.” Das war in den Tagen von Bologna deutlich zu erkennen.
