Dirk Hordorff: "Wimbledon wird am Mittwoch die Absage beschließen"

DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff ist sich sicher, dass es aufgrund der Corona-Pandemie kein Wimbledon-Turnier 2020 geben wird.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 30.03.2020, 10:09 Uhr

Dirk Hordorff sieht die ITF, die WTA und die ATP in der Pflicht
© Jürgen Hasenkopf
Dirk Hordorff

Wimbledon hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass es in dieser Woche ein Board-Meeting geben solle, in dem die Entscheidung über das diesjährige Turnier fallen solle. Zur Debatte hier sollte eine Absage oder Verschiebung stehen; eine Austragung ohne Zuschauer hatte der All England Club bereits ausgeschlossen./

Laut Hordorff scheint die Absage nur noch Formsache. "Ich selber bin auch in den Gremien der ATP und WTA involviert. Dort sind schon die notwendigen Entscheidungen gefällt worden und Wimbledon wird am nächsten Mittwoch die Absage beschließen. Da gibt es keinen Zweifel dran. Das ist notwendig in der jetzigen Situation", sagte der 63-Jährige am Sonntag im Gespräch bei Sky. "Es ist völlig unrealistisch sich vorzustellen, dass bei den Reisebeschränkungen, die wir zur Zeit haben, ein internationales Tennisturnier, wo Hunderttausende aus der ganzen Welt anreisen würden, stattfinden kann. Das ist nicht denkbar."

Wimbledon gegen Corona-Pandemie abgesichert

Aufgrund der Rasenplätze sowie der Lichtverhältnisse war auch über eine mögliche Verschiebung spekuliert worden, insbesondere nachdem die Olympischen Spiele abgesagt worden sind und hierbei ein Zeitfenster offen ist - allerdings nur wenige Wochen nach dem ursprünglichen Termin (29. Juni bis 12. Juli). "Wimbledon war wohl - als einziges Grand-Slam-Turnier - schon vor vielen Jahren voraussehend genug, sich auch vor einer weltweiten Pandemie zu versichern, sodass der finanzielle Schaden dort minimiert sein dürfte. Wimbledon hat natürlich auch genügend Rücklagen, um mehrere Jahre überstehen zu können", so Hordorff weiter. "Wimbledon im Zeitraum September, Oktober, wo auch noch keiner weiß, ob man spielen kann, wäre aufgrund der Rasensituation undenkbar."

French Open: "Kriechen langsam zu Kreuze"

Auch in Sachen French Open scheint noch nicht das letzte Wort gesprochen, meint der langjährige Coach von Rainer Schüttler. In Roland Garros hatte man kürzlich die Verschiebung von Mai auf September bekannt gegeben, eine Woche nach den US Open. Dieser Alleingang hatte den Franzosen viel Kritik eingebracht - vor allem, da parallel mehrere Turniere der ATP- und WTA-Tour stattfinden, ebenso der Laver Cup.

"Das unsolidarische Verhalten von den Veranstaltern ist von allen gerügt worden und ich sage einfach mal voraus: Die French Open werden nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben, verlegt werden. Entweder werden sie sich mit der gesamten Tennisfamilie in einen sinnvollen Plan einarbeiten lassen oder sie werden die Konsequenz der gesamten Tennisfamilie spüren. Ihnen werden die Punkte entzogen und sie verkommen zur Chaosveranstaltung", sagte Hordorff, der auch bereits bei den Entscheidungsträgern eine gewisse Reue spüren will. "Das haben die Verantwortlichen sogar dort schon kapiert und sie kriechen auch schon wieder langsam zu Kreuze. In heutigen Zeiten ist Solidarität angesagt, da ist ein Miteinander angesagt und nicht Alleingänge, wie das der Präsident des französischen Tennisverbandes gemacht hat."

Hordorff: Helfen statt jammern

Hordorff stellte heraus, dass es aktuell schwierige Zeiten für alle sind - in der gesamten Welt, aber auch im Tennisbereich, ebenso für "den Vereinstrainer, der keine Stunden geben kann." Was die Profiebene angeht, will Hordorff alles aber in Relation sehen. "Es ist natürlich eine schwierige Situation für viele Profis, die nicht ganz vorne im Fokus stehen", sagte er. "Aber da gibt es weitaus schlimmere Fälle in der Welt. Jemand, der auf Platz 100 in der Welt steht - wenn der heute jammert, sollte er mal um sicher herumschauen, ob er anderen helfen kann, anstatt sich selbst zu bemitleiden."

Hier geht's zum gesamten Interview mit Dirk Hordorff

von Florian Goosmann

Montag
30.03.2020, 08:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 30.03.2020, 10:09 Uhr