Dominic Thiem vor Davis Cup: Service komplett, Probefahrt in Finnland

Dominic Thiem hat seine Krankheit überwunden und schlägt am Freitag und Samstag im finnischen Espoo im Davis Cup auf. Die aktuelle Nummer fünf der ATP-Rangliste unterstützt das ÖTV-Team im Kampf um einen Platz bei den Weltgruppen-Playoffs im kommenden März, um für die restliche Saison auf Betriebstemperatur zu kommen.

von Lukas Zahrer
zuletzt bearbeitet: 12.09.2019, 10:16 Uhr

Die US Open sind Geschichte, die Saison 2019 biegt langsam, aber sicher auf die Zielgerade. Während die 18 besten Tennis-Nationen sich Ende November erstmals in der Caja Magica von Madrid bei den Finals um den Davis Cup 2019 messen, muss die österreichische Auswahl schon Mitte September antreten.

Mit der Heim-Niederlage im vergangenen Februar gegen Chile verpasste das ÖTV-Team die Qualifikation für die Premiere der Davis Cup Finals. Damals fiel Dominic Thiem aufgrund einer Krankheit aus, diesmal könnte das Timing kaum besser sein. Nach einer Schwächephase während der Nordamerika-Tournee nutzt der 26-Jährige den Ländervergleichskampf, um seinen Motor wieder zum Laufen zu bekommen.

„Ich war sehr lange draußen. Das ist perfekt, um mich auf die letzte Saisonphase vorzubereiten und um wieder in den Spielrhythmus zu kommen“, sagte Thiem noch vor der Abreise nach Finnland. Es warte noch „ein straffes Programm“ auf den zweifachen French-Open-Finalisten. Fünf Turniere nimmt sich der Lichtenwörther für das Jahr 2019 noch vor, bei jedem warten nur absolute Top-Gegner.

Bei den ATP-500er-Turnieren von Peking und Wien ist er jeweils hinter Daniil Medvedev die Nummer zwei des Turniers, bei den Masters von Shanghai und Paris tritt ohnehin die gesamte Weltelite an. „Man kann aus jeder schlechten Situation eine gute Sache herausziehen. Ich gehe wahrscheinlich frischer in die letzte Saisonphase als in den letzten Jahren. Mein Ziel ist, besser zu spielen als in den letzten Jahren“, nimmt sich Thiem vor.

Dominic Thiem und die Gesundheit: Ernährung, Erfahrung, Planung

Viele hinterfragten die Umstände, warum Thiem in zwei der heurigen vier Grand Slams nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Für Thiem selbst kamen die Ausfälle weniger plötzlich. „Als Tennisspieler mutet man dem Körper fast immer zu viel zu. Man muss darauf achten, dass es im Rahmen bleibt“, mahnt er sich zur Selbstdisziplin, denn: „Den Rahmen habe ich sicherlich überschritten.“

Die „Gradwanderung“, wie Thiem es nennt, will er mit der Erfahrung und einer besseren, sprich ökonomischeren, Turnierplanung meistern.

Die Kraftreserven eines Tennisspielers gleichen einem Autotank. Das Warnsignal nach dem Turniersieg von Kitzbühel leuchtete bei Thiem lichterloh, dennoch steuerte er seinen Körper nach Kanada, wo er mit dem Reservetank sogar zwei Matches gewann. Was Thiem nicht erwartete: Sein Motor geriet dadurch so sehr ins Stottern, dass ein simpler Halt an einer Raststation während des Masters von Cincinnati nicht ausreichte. Er benötigte ein größeres Service, das wurde im Erstrundenmatch bei den US Open klar. Von einem Totalschaden möchte Thiem dennoch nichts wissen.

„Man muss dem Ganzen vorbeugen“, erklärt Thiem. „Mit Vitaminen“ wolle er in Zukunft seine Reichweite ausbauen. Er ließ sich im Thema Ernährung umfassend beraten, ein Leck entdeckte er dabei aber nicht. „Das schaut alles gut aus“, versicherte Thiem.

Die Reparaturwerkstätten in Österreich scheinen besser zu funktionieren als jene in den USA. „In Amerika wieder gesund zu werden ist schwer. Draußen hat es fast 40 Grad, im Hotelzimmer 15. Man kann nicht einmal das Fenster im Zimmer öffnen. Dann ist es schwer, dass sich der Körper wieder erholt“, beklagte er. „Kaum war ich in Österreich, war ich schnell wieder auf den Beinen.“

Dominic Thiem: Voll fit in den Davis Cup

Nun ist Thiem wieder voll fit, es sei alles ganz normal, der Antrieb läuft wieder rund. Sorgen, dass sein Tennis während des Krankenstandes eingerostet ist, hat er nicht. „ Ich habe so viele Stunden Tennis gespielt in meinem Leben und mich so viele Stunden körperlich betätigt, dass das ganz schnell wieder da ist, wo es sein sollte.“

Nun sollen zwei Gegner außerhalb der Top-150 für eine Probefahrt herhalten. Emil Ruusuvuori steht aktuell auf Platz 163, zeigte aber zuletzt vor allem auf der Challenger-Ebene starke Leistungen. Die nominelle Nummer zwei der Gastgeber, Patrik Niklas-Salminen, fällt als ATP-Nummer 551 in die Kategorie Jausengegner.

Seine Position als Anführer des ÖTV-Trosses genießt Thiem. „Ich freue mich auf den Davis Cup. Dort sind immer die ganzen Leute, mit denen ich mich sehr gut verstehe.“

Unterschätzen will er die kommenden zwei Wettkampftage nicht. „Es ist ein guter Wiedereinstieg. Ich muss auf 100 Prozent sein, genauso wie es bei den darauf folgenden Turnieren sein wird“, mahnte er sich selbst, die Drehzahl von Beginn an im Idealbereich zu halten.

Gleich in der Woche nach dem Davis Cup wartet mit dem Laver Cup eine weitere Team-Woche auf Thiem. „Das Event ist ein Wahnsinn. Es ist eine unglaubliche Stimmung, die besten Spieler der Welt sind dort vereint“, freut er sich auf seinen zweiten Auftritt für die Mannschaft von Europa.

Thiems Turnierplanung 2019: Peking wieder im Kalender

Auch der Auftritt in Genf bringt allerdings keine Punkte für den Kampf um Weltranglistenpunkte. Die nächste Möglichkeit für wertvolle Zähler bietet sich Ende September in Peking, wo Thiem beim dritten Antritt zum ersten Mal ein Match gewinnen will.

Im Vorjahr setzte er noch auf eine gänzlich andere Taktik: Er verzichtete beinahe völlig auf die Asien-Tour, lediglich beim verpflichtenden Masters in Shanghai schlug er auf, machte sich aber nach einer Niederlage gegen Matthew Ebden sofort wieder auf die Heimreise.

„Es hat letztes Jahr nicht so funktioniert. Der Jetlag ist in diese Richtung sehr schwer. Mir fällt es schwer, am Abend einzuschlafen“, sagte Thiem gegenüber tennisnet angesprochen auf die Änderungen im Turnierplan. Davor bestreitet Thiem einen Schaukampf gegen Fabio Fognini in Wuhan. „Das ist nicht weit entfernt und bringt mich dazu, noch früher anzureisen.“

Eine Woche hat Thiem dann zur Einstimmung auf Peking, „dann sollte ich gut umgestellt sein“. Die Extra-Kilometer nimmt er in Kauf, um für das Masters in Shanghai „auf voller Höhe“ zu sein. „Das ist eigentlich ein Wahnsinn, wie wichtig das ist.“

Über die Qualifikation für die ATP Finals macht sich Thiem keine Sorgen mehr. „Ich glaube, dass das erledigt ist, wenn ich ehrlich bin“, sagte Thiem mit Verweis auf seine Ergebnisse.

3.845 Punkte sammelte er bislang im Jahr 2019, damit hat er zum aktuellen Zeitpunkt mehr Zähler auf dem Konto als im Jahr 2016 (3.535) und 2018 (3.590) und liegt fast ident auf Kurs von 2017 (3.850). In allen drei Jahren war Thiem beim Saisonfinale in London dabei.

Der letzte Halt soll also in Englands Hauptstadt erfolgen, ehe Thiem die Winterreifen überzieht und sein Auto in die Garage stellt. Nur, um nach wenigen Wochen mit den ersten Instandhaltungsmaßnahmen zu beginnen.

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