Ergebniskrise setzt sich fort: Alexander Zverev scheitert auch daheim in Monte Carlo früh

Die Saison 2019: Sie bleibt für Alexander Zverev auch nach seinem Heim-Turnier in Monte Carlo kompliziert.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 19.04.2019, 11:57 Uhr

Alexander Zverev
© Getty Images
Alexander Zverev: Aus gegen Fognini

Es gibt kaum einen schöneren Platz im Tennis-Wanderzirkus als den Monte Carlo Country Club. Vom Centre Court fällt der traumhafte Blick wechselweise auf die Weiten des Mittelmeers oder auch auf die mächtigen Felsmassive oberhalb des mondänen Fürstentums. Alexander Zverev kennt diesen Platz, diesen Club bestens, es ist sozusagen seine Tennis-Basisstation, sein ständiger Trainingsort, schließlich lebt der 21-Jährige hier an der Cote d' Azur, wenn er nicht auf Reisen unterwegs ist.

Doch wenn das traditionsreiche Masters-Turnier an diesem Osterwochenende in die heiße Phase geht, wird Zverev, der Heim-Spieler, nicht mehr dabei sein. Am Gründonnerstag endete Zverevs Engagement bei einem bedeutenden Wettbewerb wieder einmal zu früh in dieser komplizierten Saison, der zweite Auftritt in den laufenden Ausscheidungsspielen war gegen den 31-jährigen Italiener Fabio Fognini auch schon der letzte.

Zverev: "Brauche einfach mehr Spiele"

Einen Satz begegneten sich Zverev und der zehn Jahre ältere Exzentriker, gefürchtet für seine explosiven Gefühlsausbrüche und Mätzchen, auf Augenhöhe – dann verlor der gebürtige Hamburger erst seine Linie, dann die Nerven. Und dann auch das Spiel mit 6:7 (6:8) und 1:6. Viel hatte Zverev danach nicht zu sagen, es wirkte, als setze sich die Ratlosigkeit des amtierenden Tennis-Weltmeisters auch nach dem verlorenen Match fort. „Es war sehr windig, und ich habe einfach schlecht gespielt“, sagte er, „ich hoffe, dass ich den nächsten Wochen mehr Matchpraxis bekomme. Ich brauche einfach mehr Spiele.“

Zverev braucht vor allem wieder Mut. Er braucht Selbstvertrauen. Und er braucht die Lust, wieder selbst die Initiative in einem Match zu ergreifen, den Gegner zu attackieren und eigene Strategien durchzusetzen. Momentan macht der 21-jährige zu oft den Eindruck, als zweifle er an sich selbst, als habe er mehr mit dem eigenen Befinden als mit dem Gegner zu tun. Die Selbstverständlichkeiten sind aus seinem Spiel gewichen, jene Zuversicht auch, die ihn im November in London auf den Thron beim ATP-Championat führte.

Damals besiegt er am Finalwochenende zuerst Roger Federer im Halbfinale, dann im Endspiel den Nummer-eins-Mann Novak Djokovic. Nun scheiterte er auf den ersten Metern der Sandplatzsaison in Marrakesch am unscheinbaren Spanier Jaume Minar und in Monte Carlo an Fognini, dem unberechenbaren Trickspieler. Fognini hatte von Anfang Februar bis zum Turnier in Monte Carlo ein einziges Tourmatch gewonnen, er hatte auch an diversen Verletzungen herumlaboriert. Aber den verunsicherten, oft fahrig auftretenden Zverev schlug er dennoch mit wiedergewonnener Spielfreude aus dem Wettbewerb.

Nächstes Turnier für Zverev: München

Für Zverev kommt in dieser Saison alles zusammen, leider nicht im Guten. Bei den Australian Open, dem ersten relevanten Turnier, verpatzte der Deutsche die eigenen Hoffnungen mit einer unerklärlich deutlichen Achtelfinal-Niederlage gegen den Kanadier Milos Raonic. Die großen amerikanischen Frühjahrs-Turnier in Indian Wells und Miami brachten weitere Enttäuschungen, nicht zuletzt, weil Zverev unter einer Viruserkrankung litt. Doch es gab auch andere Probleme, den plötzlichen Rechtsstreit mit seinem langjährigen Manager Patricio Apey. Zverev klagt inzwischen sogar gegen den Chilenen, der auf eine Geschäftsbeziehung bis 2023 pocht. Hilfreich ist der Disput jedenfalls nicht für Zverev, der alle Energien und Sinne aufs Tennisspiel richten muss.

In Monte Carlo hat Zverev nun schon einmal 270 Weltranglistenpunkte eingebüßt, im letzten Jahr stand er immerhin im Halbfinale. Größere Punktepolster gilt es in den nächsten Wochen beinahe überall zu verteidigen, es ist der Fluch der guten Taten des Vorjahres, als Zverev neben Rafael Nadal die beherrschende Figur in den Sand-Kästen der Tour war. Auch bei seinem nächsten Engagement ist das nicht anders. In München, Ende April, geht Zverev als Titelverteidiger ins Rennen. Der Druck bleibt groß, die Fallhöhe ist weiter beträchtlich für die Nummer 3 der Welt.

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19.04.2019, 11:55 Uhr
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