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Federer-Gegner Oscar Otte: "Weiß nicht, ob er meinen Namen kennt"

Abseits der großen Stadien im Stade Roland-Garros verzeichnete Oscar Otte den größten Erfolg seiner Karriere: Angetreten als Lucky Loser, besiegte der 25-jährige Deutsche den tunesischen Top-100-Spieler Malek Jaziri mit 6:3, 6:1, 4:6, 6:0. Otte erreichte somit zum ersten Mal die zweite Runde eines Grand-Slam-Turniers. Zur Belohnung geht es nun gegen einen ganz besonderen Kontrahenten.

von Florian Heer aus Paris
zuletzt bearbeitet: 26.05.2019, 19:24 Uhr

Oscar Otte
© Florian Heer
Oscar Otte

Otte und Jaziri durften am Sonntagnachmittag auf Platz 6 ran, der sich auf dem Weg zwischen Court Philippe-Chatrier und Court Suzanne-Lenglen befindet. Auch wenn der Zuschauerzuspruch überschaubar war, lieferte Otte eine gute und am Ende auch erfolgreiche Partie ab.

Dabei war Otte, die Nummer 154 der Welt, nach einer Drittrundenniederlage in der Quali am Samstag gegen den spanischen Tour-Veteranen Guillermo Garcia-Lopez eigentlich schon raus aus dem Turnier.

Erneut als Lucky Loser in Paris

Als „glücklicher Verlierer“ kam Otte in Folge des Rückzugs des Australiers Nick Kyrgios wieder in den Lostopf. Eine Situation, die er bereits aus dem vergangenen Jahr kannte. Damals verlor der Fan des 1. FC Köln, der auch gerne mal das passende Trikot auf seinen Reisen im Gepäck hat, noch gegen den Italiener Matteo Berrettini in vier Sätzen.

Heuer lief alles wie am Schnürchen. Zumindest bis zum sechsten Spiel des dritten Satzes als Jaziri sein erstes Break gelang und schließlich auch den Durchgang für sich entschied. Otte, von dann an im frischen gelben Shirt, behielt aber einen klaren Kopf und konnte nach zwei Stunden und sieben Minuten den Platz als Sieger verlassen.

„Es war ein sehr gutes Match. Ich habe mich körperlich sehr gut gefühlt“, erklärte Otte gegenüber den deutschen Pressevertretern im Anschluss. „Im dritten Satz habe ich ein wenig nachgelassen, wurde dafür auch bestraft. Mein Trainer hat mich aber dazu angehalten, wieder aggressiver zu spielen. Das ist perfekt aufgegangen.“

ATP-Challenger-Tour als täglich Brot

Trainiert von Peter Moraing, gehört Otte zu den Deutschen Cracks, die regelmäßig auf der ATP-Challenger-Tour unterwegs sind. Sein einziger Matcherfolg auf der größeren ATP-Tour gelang dem Rechtshänder gegen Jurgen Zopp aus Estland im vergangenen Jahr bei den Stockholm Open. Aber auch auf Challenger-Ebene lief es nicht immer rund. Insbesondere bei den Endspielen schien der Otte-Motor das ein oder andere Mal ins Stocken zu geraten. Bei fünf Finals, sprang lediglich ein Titelgewinn heraus. Das war in Lissabon vor zwei Jahren. Seitdem ist Otte weiter beständig, aber ohne das eine ganz herausragende Ergebnis zu verzeichnen, im Tenniszirkus unterwegs.

„No-Name“ Otte gegen Federer

Jetzt steht ein Duell der besonderen Art für Otte an. Ein Duell mit Roger Federer, wohl auf einem der größten Plätze der Anlage. „Roger war jahrelang mein Vorbild. Das ist natürlich Wahnsinn“, kommentierte der Deutsche das anstehende Treffen. Bisher gab es auch nur eine einzige Begegnung mit dem „Swiss-Maestro“ und diese fand abseits der Tennisplätze statt.

„Er hat einmal ‚Hallo‘ in der Umkleide gesagt“, erzählt Otte und freut sich auf das Match. Klar, habe er während des Spiels gegen Jaziri an ein mögliches Aufeinandertreffen mit Federer denken müssen, es aber so gut wie möglich versucht zu verdrängen.

„Ich weiß nicht, ob er meinen Namen kennt. Lustig wäre es allemal“, schmunzelt der Rheinländer, dessen bisherige Matches vor größter Kulisse in der Bundesliga in Köln stattfanden. „Da stehen alle Fans hinter mir und die können auch richtig wild und laut sein.“

In zwei Tagen wird es voraussichtlich zum großen Showdown mit dem 20-fachen Grand-Slam-Champion kommen. Was muss passieren, dass Otte eine Chance gegen Federer hat? „Der Aufschlag ist meine größte Waffe. Darauf werde ich meinen Fokus setzen. Wenn der funktioniert, steht auf der anderen Seite zwar immer noch Federer, aber es würde mir viel helfen. Wenn ich mit 220 km/h in die Ecke serviere, kann er dann auch nicht zaubern. Ich werde versuchen die Ballwechsel kurz zu halten und dann sehen wir, wie es ausgehen wird. Chancen sind immer da.“

Ottes Ziel: Die Top 100

Die Ziele für den Rest der Saison hat sich Otte auch schon gesteckt, unabhängig vom Ausgang des Matches mit Federer. „Mittelfristig möchte ich in die Top-100 und bei den Grand Slams ins Hauptfeld kommen. Die Punkte von hier helfen da natürlich weiter“, so Otte, der mit dem Einzug in die 2. Runde in Paris auch 87.000 Euro an Preisgeld verdient.

Im bisherigen Verlauf des Jahres standen lediglich rund 48.000 Euro auf der Habenseite.

von Florian Heer aus Paris

Sonntag
26.05.2019, 19:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 26.05.2019, 19:24 Uhr