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French Open: Alexander und Alexander Zverev - ein unzertrennliches Gespann

Papa Alexander Zverev ist nach gesundheitlichen Problemen wieder an der Seite von Sohn Alexander Zverev. "Der beste Trainer der Welt", sagt Sascha über seinen Vater.

von Jörg Allmeroth aus Paris
zuletzt bearbeitet: 05.06.2019, 12:44 Uhr

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Alexander Zverev Sr., Alexander Zverev
© Getty Images
Papa Alexander Zverev mit Sohn Alexander Zverev

Es war beim Turnier in München, mitten in der größten Krise seiner jungen Karriere, als Alexander Zverev so richtig sein Herz öffnete. Zverev sprach noch vor dem ersten Ballwechsel im Iphitos-Klub über seinen Liebeskummer, er hatte sich gerade von seiner Freundin Olga getrennt. Er sprach auch über den Streit mit seinem langjährigen Manager Patricio Apey, über den Gang vor die Gerichte. Und dann sprach er über das Problem, das ihn am meisten und schwersten drückte, die plötzliche Abwesenheit seines Vaters Alexander senior. „Zum ersten Mal ist er ein paar Wochen nicht an meiner Seite“, sagte Zverev, „das ist schwer für mich. Er fehlt mir sehr.“

Zverevs Papa kam dann während des Turniers doch noch nach München, er hatte einen Zwangsaufenthalt in einem Hamburger Krankenhaus einlegen müssen, nachdem bei einer Routineuntersuchung „Unregelmäßigkeiten“ festgestellt worden waren. „Das Ganze hat mich sehr mitgenommen“, sagte Zverev noch einmal jetzt in Paris, „ich bin froh, dass mein Vater wieder im Team ist. Aber vor allem, dass er gesund ist. Er ist ein großer, ein unersetzlicher Halt für mich.“ Nicht nur dass: Zverevs Daddy ist gerade auch wieder der Boss im Team Zverev, der Mann, der die Kommandos gibt, der die Richtung anzeigt bei der Mission French Open. Supercoach Ivan Lendl fehlt, aus welchen Gründen auch immer. Also schlüpft Zverev, der Ältere, wieder in die Rolle, die er jahrelang in der Aufbauarbeit beim jüngeren seiner beiden Söhne hatte – scharfer Analytiker, kluger Beobachter, Schlagentwickler, Gegnerausspäher. Einfach Tonangeber. „Er ist für mich der beste Trainer der Welt“, sagt Zverev junior über Zverev senior.

Papa Zverev zeigt Emotionen

Nun, da Zverev es wieder ins Viertelfinale der Internationalen Französischen Meisterschaften geschafft hat, wandert der Blick zurück zum vergangenen Herbst. Denn da gelang Zverev auf einer anderen großen Bühne, beim ATP-Finale in London, was er nun auch in Paris vor hat: Die Nummer eins zu schlagen, den Branchenführer, den Mitfavoriten für den Pokaltriumph – einen gewissen Novak Djokovic. Nach dem Sieg dankte Zverev, der junge Überraschungs-Champion, damals auch und gerade seinem Vater für den langen gemeinsamen Weg, für Tausende Trainingsstunden und für die „Geduld, die Du immer mit mir hattest.“ Es gab ein seltenes Bild danach: Zverev senior, der sonst so Unerschütterliche, der Mann mit dem Pokerface, der versteinerten Miene, er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Papa zeigte Rührung, und Sohn Alexander machte sogar einen Scherz daraus: „Er wird jetzt vermutlich die ganze Nacht weinen.“

Vater Zverev war selbst ein außergewöhnlich guter Tennisspieler in Russland, ein eleganter Athlet mit feiner Hand und flinken Beinen. Sein größtes Problem: Er durfte zu Zeiten des „Eisernen Vorhangs“ kaum einmal im Westen spielen, das erklärt auch sein Allzeithoch von Platz 175 in der Weltrangliste. „Mit seinem Talent, seinen Fähigkeiten wäre er sicher in den Top 30 oder Top 20 gelandet“, sagt Mischa, der ältere der beiden Zverev-Brüder im Welttennis. Als die Familie Anfang der 90er Jahre nach Deutschland übersiedelte, arbeitete der Vater als Tennislehrer, erst in Mölln, später beim Uhlenhorster Hockey-Club (UHC). Bald aber kümmerten sich die Eltern Zverev, auch Mutter Irina, eine ehemalige Weltklassespielerin, aber vor allem um die Karrieren der beiden Söhne. Bei Mischa, dem Älteren, übten sie vermutlich zuviel Druck aus, waren übermäßig streng. Er schaffte nicht den Sprung nach ganz oben. Alexander, dem jüngeren Kind, ließen sie mehr Freiheiten, übten mehr Nachsicht bei seiner Entwicklung.

Schon lange bevor Ivan Lendl zum Reisetrupp der Zverevs stieß, war Alexander junior an jemanden gewöhnt, der mit ein bis zwei Gesichtsausdrücken auskommt – Vater Alexander, Trainer Alexander, der Mann mit dem grimmigen und dem sehr grimmigen Blick. Der Papa ist auch ein unerbittlicher Schweiger. Was Interviews angeht, ist er auch der Mister No. Er will nicht reden, erklären, diskutieren. Es ist verschwendete Zeit. Ganz selten spricht der Trainervater ein paar Worte, so wie beim ATP-Finale in London letzten November, nach dem Sieg gegen Djokovic. In der Nacht nach dem Triumph von Sohn Alexander sagte er: „Ich bin sehr stolz auf ihn.“

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Zverev Alexander

von Jörg Allmeroth aus Paris

Mittwoch
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