Interwetten-Chef Dominik Beier: „Wir wollen ein verlässlicher Partner für den Sport sein“

Der Wettkampfbetrieb quer durch beinahe alle Disziplinen ruht weltweit. Interwetten-Chef Dominik Beier zeigt sich im tennisnet-Interview dennoch zuversichtlich.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 21.04.2020, 09:55 Uhr

Dominik Beier, CEO von Interwetten.com
© Interwetten
Dominik Beier, CEO von Interwetten.com

tennisnet: Herr Beier. Wie würde Sie die aktuelle Lage für die Wettanbieter im allgemeinen und Interwetten ganz speziell beschreiben?

Dominik Beier: Grundsätzlich ist es so, dass uns mit dem Wegfall der meisten Sportevents natürlich die Geschäftsgrundlage genommen wurde. Nachdem nur noch extrem wenige Sportveranstaltungen stattfinden, gibt es auch nur noch wenig, auf das man wetten kann. Ich habe aber das Gefühl, dass nach der ersten Phase der Krise, wo eine gewisse Schockstarre festzustellen war, wir nun ein hohes Maß an Kreativität sehen, um das Geschäft dennoch noch zu retten. Man spricht immer wieder von der weißrussischen Fußballliga, die immer noch spielt. Und auch im Tischtennis wird an manchen Orten gespielt.

tennisnet: Was ist aus dieser Kreativität entstanden?

Beier: Wir sind relativ schnell und agil, weil wir nicht wahnsinnig viele Overhead-Kosten mitschleppen. Wir haben etwa mit unseren Partnerschaften FIFA-Turniere veranstaltet, die wir auch live gestreamt haben. Wir waren die Ersten, die die virtuelle Grand-Prix-Serie der Formel 1 begleitet haben. Auch da haben wir versucht, Kunden anzubinden. So gesehen würde ich sagen, dass wir diese Krise bis jetzt ganz gut gemeistert haben.

tennisnet: Stellen Sie fest, dass Wettkunden sich nun anderen Angeboten zuwenden?

Beier: Nur in sehr geringem Ausmaß. Ich glaube, dass sind zwei völlig verschiedene Zielgruppen. Der Kunde, der bei Spielen von Dominic Thiem mitgezittert und mitgewettet hat - diesen Kunden fällt es schon schwer, für ein anderes Produkt zu begeistern.

tennisnet: Gerade im Bereich des Tennissports ist Interwetten aber auch dieser Tage gut aufgestellt.

Beier: Virtual Tennis ist ein auf Artificial Intelligence basierendes Produkt. Es werden historische Daten herangezogen, aus denen dann ein Spiel kreiert wird. Ein echtes Tennismatch wird Virtual Tennis natürlich nie kompensieren können, aber in der Übergangszeit ist es ein ganz witziges Produkt. Übrigens nicht nur für Tennis - wir haben auch viele andere Sportarten in unserem Portfolio.

tennisnet: Dazu gibt es bei Interwetten eine Besonderheit …

Beier: In unserer Lounge kann man mehrere Disziplinen gleichzeitig beobachten, von Fußball, Tennis bis hin zum Basketball. Und wir werden in den kommenden Wochen noch weitere Sportarten hinzufügen.

tennisnet: In welchen Disziplinen sind Sie besonders optimistisch?

Beier: Wir verfolgen das natürlich täglich, Ich glaube sehr wohl daran, dass in diversen Fußballligen in Europa im Mai wieder die Kugel rollen wird. Das zeigt uns auch der Austausch mit unseren Sponsoring-Partnern wie dem VfL Wolfsburg oder der TSG Hoffenheim. Da stehen zum einen riesige wirtschaftliche Interessen dahinter. Aber es ist auch wichtig, dass man den Leuten irgendeine Form der Normalität zurückgibt. Da eignet sich der Sport eindeutig am besten dazu. Auch wenn die Spiele natürlich mindestens bis zum Ende der Saison in Deutschland oder Österreich ohne Zuschauer stattfinden werden. In den USA ist der Präsident schon vor ein paar Tagen vorgeprescht. Und dort geht es ja noch einmal um ganz andere Summen. Da gibt es ganz irrwitzige Ideen wie jene von der NBA, ein Schiff zu chartern, auf die Bahamas zu fahren und dort die Spiele auszutragen.

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tennisnet: In Deutschland und Österreich wird hinter den Kulissen gerade über eine Sommertour diskutiert, um den Tennisprofis Spielpraxis und vor allem auch Einnahmemöglichkeiten zu schaffen. Welche Rolle könnte Interwetten dabei spielen?

Beier: Das ist für uns aus mehreren Gründen sehr interessant. Wir unterstützen den Sport nun seit mehr als 30 Jahren, waren immer ein treuer und verlässlicher Partner. Wir unterstützen den Tennissport, sind bei den Generali Open in Kitzbühel und bei den Erste Bank Open in Wien Partner. Genau das ist und bleibt unser Ziel: ein verlässlicher Partner für den Sport zu sein. Die angedachte Initiative finden wir gut. Und wir werden auch gebraucht. Wir haben ein ganz klares Committment abgegeben.

tennisnet: Streben Sie an, auch als Hauptsponsor ein Tennisturnier zu begleiten?

Beier: Wenn an uns herangetreten wird, sind wir natürlich ein interessierter Ansprechpartner. Aber mit den bestehenden Paketen sind wir sehr zufrieden. Es besteht also aus unserer Sicht kein dringenden Bedarf. Wenn sich irgendwo Chancen ergäben, sind wir interessiert.

tennisnet: Das ATP-Tour-500-Turnier in Hamburg böte sich etwa an …

Beier: In Deutschland wird seit 20 Jahren versucht, den Sportwettenmarkt sauber zu regulieren. Nachdem das noch immer nicht gelungen ist, fehlt in Deutschland die Planungssicherheit. Deshalb sind wir, mit Ausnahme des Fußballs, vor großen Investitionen zurückgeschreckt. Deshalb wünschen wir uns als Branche seit Jahren nichts mehr als einen regulierten Markt. Wir wollen ja reguliert werde, auch wenn das beinahe masochistisch klingt. Wenn das allerdings zu restriktiv ausfällt, sind auch der Sport und die Medienlandschaft die Leidtragenden. Denn wir zählen in beiden zu den größten Investoren.

von Jens Huiber

Samstag
18.04.2020, 18:20 Uhr
zuletzt bearbeitet: 21.04.2020, 09:55 Uhr