Juan Carlos Ferrero: "Wollen eines der großartigsten Turniere der Welt werden"

Juan Carlos Ferrero, Leiter der JC Ferrero Equilte Academy bei Valencia, über seine Tennisschule in Zeiten von Corona, die Hoffnungen für Carlos Alcaraz und das Geheimnis, warum Spanien immer in der Weltspitze präsent ist.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 09.03.2021, 20:02 Uhr

Tennis unter Corona-Bedingungen
Tennis unter Corona-Bedingungen

Juan Carlos, wie sind Sie mit der Corona-Krise in Ihrer Akademie im Jahr 2020 umgegangen?

Wir haben es geschafft, dass die meisten unserer Spieler bei uns bleiben konnten. Auch Mitarbeiter aller Bereiche - das Wartungsteam für die Plätze, Köche, Lehrer und Trainer - sind umgezogen, wir haben die Akademie quasi abgeschottet. Nach dem Stress der ersten Tage haben wir eine gewisse Normalität und Routine reinbekommen. Am Ende war es eine seltsame, aber keine schlechte Erfahrung. Die Eltern waren danach sehr dankbar und sagten uns, dass dieser Aufenthalt eine großartige Entscheidung war.

Welche Einschränkungen und Maßnahmen gibt es in Spanien und welche Vorschriften müssen Sie beachten?

Seit dem ersten Lockdown waren die Einschränkungen immer unterschiedlich, wir mussten unsere Maßnahmen immer wieder schnell anpassen. Das Reisen ist jetzt viel schwieriger als vor der Pandemie, und das hatte die Folge, dass die Zahl der Spieler, die für kurze Aufenthalte zum Trainieren kommen, drastisch zurückgegangen ist. Und dass es weniger Turniere gab. Wir selbst haben viele verschiedene Turniere organisiert, um dieser Situation zu begegnen und unseren Spielern den Wettkampf zu ermöglichen. Ansonsten richten wir viele verschiedene Schutzmechanismen ein, um Infektionen zu vermeiden: getrennte Bereiche für Mitarbeiter, tägliche Überwachung von Symptomen, regelmäßige Kontrolltests, Neuzuweisung der Klassenzimmer und Fitnessbereiche im Freien. Viele Dinge, die zum Glück gut funktioniert haben, zumindest bis jetzt.

Sie haben von Juni bis Dezember 2020 ganze 23 Turniere angeboten - wie waren die Bestimmungen für die Spieler und Trainer hier?

Wir haben ähnlich wie mit unseren Dauerspielern gearbeitet, aber unterschieden zwischen denen, die an der Akademie blieben, und denen, die das nicht tun. Alle Personen, die vor Ort blieben, sollten bei der Ankunft einen negativen Test vorlegen oder sich hier testen lassen. Die Schiedsrichter hatten auch ihre eigenen Bereiche. Wir hatten einen Covid-Officer, der die Entfernung und den richtigen Gebrauch der Maske kontrolliert hat. Je nach Turnier sind wir unterschiedlich vorgegangen, haben aber immer gewusst, dass es am wichtigsten ist, Zusammenkünfte und gekreuzte Kontakte zu vermeiden.

Bekannte Turniersieger: Paula Badosa und Jaume Munar
Bekannte Turniersieger: Paula Badosa und Jaume Munar

Hatten Sie Zuschauer vor Ort?

Die meiste Zeit war das verboten. Wenn es erlaubt war, sie in einer begrenzten Anzahl zu haben, waren die Plätze schnell gefüllt. Viele Leute wollten kommen, aber wir konnten nicht so viele Plätze wie gewöhnlich anbieten, so dass einige Zuschauer leider nicht dabei sein konnten.

Der ITF Junior Cup, ein G1-Turnier, findet in diesem Jahr schon zum 20. Mal statt. Was hat sich in den letzten 20 Jahren geändert und was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Wir haben in all den Jahren an Bedeutung für die Spieler zugenommen. Wir veranstalten auch ein großartiges ATP-Challenger-Event und haben die Angebote angepasst, wie private Player's Lounges und das Restaurant, den privaten Transport durch das offizielle Hotel, Sandplätze und die Zuschauerbereiche... Bei den letzten beiden Ausgaben mussten wir aufgrund der Coronalage einen kleinen Schritt zurück machen, aber wir hoffen, dass wir im Jahr 2022 sogar in Grade A aufsteigen und wieder das anbieten können, was wir vor der Pandemie hatten - oder die Angebote noch ausbauen, um eines der großartigsten Turniere der Welt zu werden.

Auch Andrey Rublev hat schon bei Juan Carlos Ferrero trainiert.
Andrey Rublev, der vor einigen Jahren im Finale der ITF Junior J1 in der Academy antrat

Einer Ihrer "Big Names", Carlos Alcaraz, hat den Durchbruch auf der Challenger-Tour geschafft und bei den Australian Open seine erstes Match bei einem Grand-Slam-Turnier gewonnen. Wie oft sehen Sie ihn? Und trainieren Sie regelmäßig zusammen?

Carlos ist für mich ein besonderer Spieler der Akademie, weil ich sein Haupttrainer bin. Ich spiele täglich mit ihm und reise auch die meiste Zeit mit ihm zusammen. Ich bin für seine gesamte Entwicklung verantwortlich, aber spreche natürlich alles zusammen mit meinem Team ab, um alle Aspekte abzudecken: also Tennis, Fitness, Physio, den mentalen Bereich...

Was sind Ihre Hauptziele mit ihm für 2021?

Unser Hauptziel ist es, die Top 50 zu knacken. Wenn man in den Top 100 steht,  kann man in die meisten ATP-Tour-Events spielen und viel Erfahrung sammeln.

Wie optimistisch sind Sie für die noch jüngere Generation nach Alcaraz?

Carlos ist ein Spieler, den wir nicht oft sehen werden. An der Akademie haben wir noch andere großartige Spieler in seinem Alter, auch jüngere, die in Zukunft ziemlich gut sein werden. Ich denke, es wird viele spanische Spieler geben, die uns wie in den letzten Jahren bei der ATP Tour vertreten werden. Ein Problem sind aber die soziale Medien sie sehr ablenken und es schwieriger wird, junge aufstrebende Spieler wie Carlos zu finden. Früher war das häufiger der Fall.

Der große Hoffnungsträger in Spanien: Carlos Alcaraz
Der große Hoffnungsträger in Spanien: Carlos Alcaraz

Wie sieht es im Frauenbereich aus?

Wir haben bei unseren ITF-Veranstaltungen eine starkes Level bei den spanischen Damen gesehen. Es gibt viele, die sich stark verbessern und in den Profibereich vorstoßen - aber auch hier gibt es viele Ablenkungen auf diesem Weg. Aber in den letzten Jahren gab es weniger professionelle Turniere für die Frauen in Spanien, das macht die Entwicklung natürlich schwieriger. Aktuell gibt es aber vermehrt ITF-Turniere, das hilft sicher viel.

Was ist eigentlich das "spanische Geheimnis", dass Sie so viele Topspieler haben, über Jahre hinweg?

Zum einen natürlich unsere große Tradition im Tennis, mit vielen Clubs, Tennisschulen und dem guten Wetters über's gesamte Jahr hinweg. Da können die Kids im gesamten Spanien spielen, haben auch entsprechende Turniere in allen Altersklassen. So kommen viele junge Spieler zusammen, die sich messen können. Danach hängt es natürlich von jedem einzelnen Spieler ab - der Arbeit, die sie reinstecken, und ihren Zielen.

von tennisnet.com

Dienstag
09.03.2021, 13:53 Uhr
zuletzt bearbeitet: 09.03.2021, 20:02 Uhr