Lilli Tagger: Trotz Final-Niederlage alles in der (Erfolgs-)spur
Beinahe hätte Lilli Tagger bei ihrem ersten Hauptfeld-Auftritt auf der WTA-Tour auch gleich den Titel geholt. Die Woche in Jiujiang wird den österreichischen Tennisfans dennoch lange in Erinnerung bleiben.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
02.11.2025, 14:12 Uhr

Anna Blinkova ist eine höchste unangenehme Gegnerin. Und das ist als Kompliment gemeint. Eine Erfahrung, die zu Beginn der Saison schon Elena Rybakina machen musste. Und heute im Endspiel von Jiujiang eben auch Lilli Tagger. Das 6.3 und 6:3 mag deutlicher aussehen als der Spielverlauf es hergab, aber am Ende war der Sieg der Russin doch zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Die 27-Jährige gab während des gesamten Turniers keinen einzigen Satz ab und holte ihren zweiten Titel nach jenem in Cluj-Napoca im Jahr 2022. Dazu herzlichen Glückwunsch.
Lilli Tagger muss noch warten. Natürlich wäre das eine fantastische Story gewesen, wenn sie so wie Olga Danilovic in Moskau 2018 als einzige U-18-Spielerin der letzten 20 Jahre bei ihrem ersten Hauptfeld-Einsatz gleich den Titel gewonnen hätte. Das, was die Amerikaner den „Eye Test“ nenne, hat Tagger aber in jedem Fall bestanden: Sie hat die Waffen, um bei den Frauen schon mittelfristig eine gute Rolle zu spielen. Der Aufschlag mag im Endspiel nicht so gut gekommen sein wie in den anderen Partien in Jiujiang. Aber das passiert den Branchenbesten auch.
Grabher, Kraus, Tagger - es sieht gerade sehr gut aus bei den österreichischen Frauen
Mit der Vorhand kann Lilli Tagger die Ballwechsel diktieren, ei Rückhand entlang der Linie ist eine Augenweide. Und der Volley sowohl auf der Vorhand- wie auf der Rückhandseite lehrbuchmäßig. Dass Tagger ihren Bällen auch dann nachgeht, wenn’s die Spielsituation vielleicht nicht hergibt? Reine Routine-Sache. Aber dafür hat sie ja Francesca Schiavone in ihrer Trainerinnenecke.
In der Weltrangliste wird Lilli Tagger am Montag knapp außerhalb der Top 150 geführt werden, ein Qualifikationsplatz für die Australian Open ist damit sicher. Was auch der Aufmerksamkeit für das österreichische Frauentennis gut tun wird. Wobei hier die letzten Wochen ohnehin erfreulich waren: Julia Grabher ist wieder in die Top 100 eingezogen. Und Sinja Kraus könnte nach ihrem Turniersieg in Cali mit einem fulminanten Endspurt sogar noch die direkte Qualifikation für das Hauptfeld des ersten Majors 2026 schaffen.
