Medvedev nach US Open Ausraster: Frust und ein Blick ans Karriereende
Das war ein krasses Spektakel, das Daniil Medvedev da im Arthur Ashe Stadium gegen Gegner Benjamin Bonzi bei den US Open aufführte. Am Ende verabschiedete sich der 29-Jährige Medvedev niedergeschlagen und Schläger zerschmetternd vom New Yorker Publikum.
von Johanna Brauer
zuletzt bearbeitet:
26.08.2025, 18:24 Uhr

Das Spektakel im Matchball-Moment
Zum eigentlichen Höhepunkt des Dramas kam es in der entscheidenden Phase: Matchball Bonzi und der Franzose bereit zum zweiten Aufschlag – da lief plötzlich ein Fotograf aufs Spielfeld. Schiedsrichter Craig Allensworth entschied korrekterweise für einen neuen ersten Aufschlag. Medvedev kochte: „Leute, er will gehen, er wird pro Spiel bezahlt, nicht pro Stunde“, und trieb das Publikum zum Lärm gegen den Umpire und Gegner an – und das Stadion folgte. Sechs Minuten lang tobte das Arthur Ashe, ehe überhaupt wieder Tennis gespielt werden konnte. Medvedev hatte sein unsportliches Ziel erreicht und der Franzose verlor die Kontrolle über das Spielgeschehen. Hatte er noch mit 3:0 Sätzen in Führung gelegen, musste er über den fünften Satz gehen, um das Auftaktspiel doch noch für sich zu entscheiden.
Nach dem Match erklärte Medvedev: „Ich war nicht sauer auf den Fotografen, das ist nichts Besonderes. Das Problem war die Entscheidung, einen ersten statt zweiten Aufschlag zu geben.“ Dass die Zuschauer seine Emotionen derart aufgriffen, überraschte ihn dann noch positiv: „Ich habe einfach meine Gefühle gezeigt, den Rest hat die Menge gemacht. Es war schön, das mitzuerleben.“
US Open als mögliche Abschiedsbühne?
Trotz der Niederlage schwärmte Medvedev von der Energie der New Yorker Fans – so sehr, dass er das Arthur Ashe Stadium kurzerhand zu einer möglichen Bühne für sein Karriereende erklärte. „Wenn man sich dem Ende seiner Sportkarriere nähert, weiß man nie, wo man sie beenden möchte. Heute dachte ich einfach, dass dies ein guter Ort sein könnte“, erklärte der Russe. Seine Karriere beenden wird der 29-Jährige aber nicht so bald beenden.
Die Konsequenzen, die dieser peinliche Eklat mit sich ziehen könnte, nimmt Medvedev, überzeugt alles richtig gemacht zu haben, gerne in Kauf. „Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Strafe ausfallen wird; das Publikum hat es viel mehr gemocht als andere, also werden wir sehen." Gleichzeitig hoffe der US Open Sieger aus 2021 aber auch eine Geldstrafe bei seinem Gegner zu sehen: “Er (Bonzi) so viel Coaching erhalten, dass man nicht mehr weiß, ob das erlaubt ist oder nicht.”
Die bittere Serie: Vier Grand Slams und nur ein Sieg
Sportlich bleibt die Bilanz ebenfalls ernüchternd. Mit der Niederlage gegen Bonzi – immerhin “nur” die Nummer 51 der Welt – scheiterte Medvedev bereits zum dritten Mal in Folge in der ersten Runde eines Grand Slams. Was in Erinnerung bleibt: Ein alarmierender Auftritt eines Spielers, der eigentlich als Vorbild fungieren sollte.
„Ich spiele in entscheidenden Momenten schlecht, sogar noch schlechter“, erklärte die ehemalige Nummer Eins. „Ich mache alles falsch – Aufschlag, Rückgabe, Volley. Ich muss einfach besser spielen, also werde ich das nächstes Jahr versuchen.“
