Murcia-Überraschung Carlos Alcaraz Garfia: Bitte keine Vergleiche mit Rafael Nadal!

Die Lokalmatadore Nicolas Almagro und Carlos Alcaraz Garfia prägten die erste Wochenhälfte der Premierenausgabe der Murcia Open. Während der 33-jährige Almagro nach dem mit 46.600 Euro dotierten ATP-Challenger-Turnier seinen Schläger an den Nagel hängen wird, war das Turnier für den erst 15-jährigen Alcaraz Garfia vielleicht der Startschuss für eine verheißungsvolle Karriere.

von Florian Heer aus Murcia
zuletzt bearbeitet: 13.04.2019, 11:35 Uhr

Dienstagabend im Südosten Spaniens. Gleich mehrfach bebte der Boden auf dem Gelände des im Jahre 1919 gegründeten Murcia Club de Tenis. Anlass war der letzte Auftritt eines der erfolgreichsten Tennisspieler der Region. Nicolas Almagro, die ehemalige Nummer 9 der Welt, verabschiedete sich mit einer 2:6, 2:6-Niederlage gegen seinen spanischen Landsmann Mario Vilella Martinez vom professionellen Tenniszirkus.

Dafür hatte sich der 13-fache ATP-Turniersieger in seiner Heimatstadt nochmal mit Wildcard ausstatten lassen. Im Erstrundenmatch gegen die Nummer 262 der Weltrangliste, seinem ersten Auftritt auf der Tour nach über fünfmonatiger Pause, war Almagro allerdings chancenlos. Nach nur einer Stunde Spielzeit prügelte er bei Matchball gegen sich die gelbe Filzkugel in den abendlichen Himmel Murcias, um seinem Gegner zum Sieg zu gratulieren und die stehenden Ovationen der Zuschauer zu genießen.

„Ich war Teil einer herausragenden Ära im Herrentennis. Es gab einige Siege, aber auch viele Niederlagen. Einige hatten gemeint, dass ich in meiner Karriere hätte mehr erreichen können. Ich habe alles für den Tennissport gegeben und auch Vieles zurückerhalten“, lautete ein Auszug der Abschiedsrede Almagros im Vorfeld des Turniers.

Eine neue Aufgabe war für den Mann, der sich in den letzten Jahren immer wieder mit Verletzungen auseinandersetzen musste, schnell gefunden. Als Leiter der Tennis-Akademie des prestigeträchtigen La Manga-Tennisclubs in Cartagena wird Almagro in Zukunft seine Expertise einbringen können.

Alcaraz Garfia begeistert sein Heimpublikum

Für ausgelassene Stimmung sorgte zudem Carlos Alcaraz Garfia. Der Teenager, der in der vorherigen Woche bei den Ferrero Challenger Open in Villena gegen den italienischen Jungstar Jannik Sinner seinen ersten Matcherfolg auf der ATP-Challenger-Tour feierte, brachte seine gute Form mit ins circa 90 Kilometer weiter südlich gelegene Murcia. Alcaraz Garfia besiegte zunächst den Franzosen Gleb Sakharov in zwei Sätzen, bevor er am Mittwochabend gegen die Nummer 140 der Welt, Pedro Martínez Portero, seinen bisher größten Sieg einfuhr.

Besonders auffallend dabei war die mentale Stärke, die von dem jungen Spanier ausging. Obwohl er bereits mit einem Break im zweiten Satz zurücklag, rettete er sich in den Tiebreak, um schließlich das Match mit 6:3, 7:6(4) für sich zu entscheiden. Alcaraz Garfia, der auch vom ehemaligen Weltranglistenersten Juan Carlos Ferrero betreut wird, zeigte solide Grundschläge und scheute auch nicht den Weg ans Netz. Letzteres ist eine besondere Waffe, wenn er nach intelligent eingestreuten Stopp-Bällen hinterhergeht, eine mögliche Antwort seines Kontrahenten antizipiert, um mit einem gekonnt gesetzten Volley zu kontern.

Endstation war in Runde 3 am Donnerstag gegen eine deutsche Nachwuchshoffnung. Rudolf Molleker stoppte den Lauf der aktuellen Nummer 25 der ITF-Juniorenweltrangliste mit einem hart erkämpften Dreisatzerfolg.

„Ich habe während der letzten Tage gutes Tennis gezeigt", gab sich Alcaraz Garfia nach der Niederlage gegenüber spanischen Medien zufrieden. „Ich muss allerdings noch lernen, mit meinen Nerven besser umzugehen.“

Bitte keine Vergleiche mit Nadal

Klar formuliere er auch seine weiteren Zielsetzungen für den Rest der Saison. „Ich möchte unter die 10 besten Junioren kommen. Auf der Challenger-Tour zu spielen und sich mit einigen der besten Cracks zu messen, ist großartig. Ich konnte viele Erfahrungen sammeln und es hat auch richtig Spaß gemacht. Allerdings liegt mein Fokus auf den Juniorenwettbewerb bei den Grand-Slam-Turnieren.“

Die von vielen Seiten bereits hervorgebrachten – und nicht sehr aussagekräftigen - Vergleiche mit seinem Idol Rafael Nadal wiegelt Alcaraz Garfia gekonnt ab. „Wenn ich weiter hart arbeite, werde ich es vielleicht bis an die Spitze schaffen können. Mit Nadal möchte ich aber bitte nicht verglichen werden", verlautete sein klares Statement dazu.

Ymer kegelt Molleker aus dem Turnier

Molleker fand im weiteren Turnierverlauf am Freitagnachmittag in Mikael Ymer seinen Meister in Murcia. Der 20-jährige Schwede beeindruckte den Deutschen mit einer fast fehlerfreien Viertelfinalpartie, um mit 7:5, 6:0 nach einer Stunde und 13 Minuten als Sieger vom Platz zu gehen.

„Rudolf ist ein sehr guter Spieler und es war nicht leicht, einen passenden Matchplan gegen ihn zurecht zu legen“, verriet Ymer nach seinem Erfolg. „Aber ich war heute mental auf der Höhe, bewegte mich gut und brachte viele Bälle zurück.“

Nach seinem Premierenerfolg auf der ATP-Challenger-Tour in Nouméa visiert Ymer nun seinen zweiten Titelgewinn an. „Ich habe viel Selbstvertrauen getankt und auch Blut geleckt. Wenn du den ersten Turniererfolg feiern konntest, dann möchtest du mehr davon. Du bist erst vollständig zufrieden, wenn du am Ende der Woche die Trophäe in die Luft stemmen kannst. Natürlich schaue ich immer erst auf das nächste Match, aber bisher lief es in dieser Woche sehr gut.“

von Florian Heer aus Murcia

Samstag
13.04.2019, 12:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 13.04.2019, 11:35 Uhr