Novak Djokovic sucht die Vorhand

Novak Djokovic serviert beim zweiten Aufschlag anders als andere - und das mit Erfolg.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 06.12.2019, 18:29 Uhr

Novak Djokovic spielt in der Night Session gegen Philipp Kohlschreiber
© Getty Images
Novak Djokovic

Der Return mag vielleicht der Schlag sein, mit dem Novak Djokovic in die Geschichte des Tennissport eingehen wird. Bislang galt Andre Agassi als Mann mit dem besten Rückschlag, und wenn es um den aggressiven Return, den direkten Punkt dabei, geht, mag er es nach wie vor sein. Geht es jedoch darum, den ersten Aufschlag mit Stabilität und Länge zurückzubringen und den Ballwechsel direkt wieder "auf null" zu setzen, reicht Djokovic wohl keiner das Wasser./

Was bei alledem oft untergeht: Der 16-fache Major-Champ hat auch seinen Aufschlag in den vergangenen Jahren enorm verbessert - und vertraut insbesondere beim zweiten Service auf eine etwas ungewöhnliche Taktik. Denn Djokovic serviert dann meist auf die Vorhand des Gegners. Dies hat ATP-Datenguru Craig O'Shannessy für die ATP herausgefunden. Grundlage sind die Masters-1000-Turniere und die ATP Finals 2019.

Der Australier, der auch im Beratungsteam von Djokovic agiert, erklärt, dass Djokovic derjenige unter den zehn besten zweiten Aufschlägern ist, der am häufigsten den zweiten Aufschlag auf die gegnerische Vorhandseite ansetzt. O'Shannessy teilt hierfür das jeweilige Aufschlagfeld in drei Unterfelder ein: Einstand-Seite nach außen (also auf die Vorhand), auf den Körper, auf's T.

Während 48,2 Prozent der Aufschläger das T bevorzugen (also die Mitte und somit die Rückhand), serviert Djokovic zu 45,1 Prozent nach außen (und gewinnt dabei 58,7 Prozent der Punkte). Wobei er bei den Versuchen in die Mitte mit 61,3 Prozent und auf den Körper mit 61 Prozent gewonnener Punkte sogar leicht erfolgreicher war. Wie krass die Differenz zu anderen ist, zeigt ein Blick auf den nachfolgenden Akteur der Djokovic-Taktik: Das ist Daniil Medevev mit "nur" 35,7 Prozent an zweiten Aufschlägen auf die Vorhand.

Djokovic hofft offenbar auf Irritation

Auf der Vorteilseite sucht Djokovic die Vorhand beim zweiten Aufschlag noch öfter: Hier serviert er zu 47,6 Prozent auf's T. (Seine Top-10-Aufschlag-Kollegen nur zu 22,9 Prozent.) Mit 65 Prozent gewonnenen Punkten liegt Djokovic hier auch deutlich besser im Rennen - bei den Kollegen steht beim entsprechenden Aufschlag "nur" eine Gewinnquote von 61,3 Prozent, obwohl sie sich sogar auf den Überraschungseffekt verlassen können.

O'Shannessys Vermutung für die Djokovic-Taktik: Die meisten Spieler würden einen Aufschlag auf die Rückhand erwarten - und werden von Djokovic überrascht. Die Folge: eine zu späte Reaktion und ein fehlerhafter Return.

Hier geht's zur gesamten Analyse.

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von Florian Goosmann

Donnerstag
05.12.2019, 09:50 Uhr
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