Parma-Sieger Cedrik-Marcel Stebe im Gespräch - Top 100 als Ziel für 2021

Cedrik-Marcel Stebe hat die Saison mit einem Titelgewinn abgeschlossen. Bei den mit 44.820 Euro dotierten Internazionali Di Tennis Citta di Parma in Italien besiegte der 30-jährige Deutsche im Finale am Sonntag den Briten Liam Broady mit 6-4, 6-4. Es war Stebes insgesamt achter Triumph auf der ATP-Challenger-Tour, sein erster seit 2017 bei den Sibiu Open in Rumänien. Mit tennisnet.com hat Stebe nach dem Sieg gesprochen.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 09.11.2020, 13:42 Uhr

Cedrik-Marcel Stebe
© Marta Magni
Cedrik-Marcel Stebe

Noch auf der Rückfahrt aus der Emilia Romagna in Richtung seines österreichischen Wohnorts Lochau konnten wir im Rahmen des Tennis-Podcasts „Challenger Corner“ mit der ehemaligen Nummer 71 der ATP-Weltrangliste telefonieren und über seine Eindrücke der vergangenen Woche sowie sein Saison-Fazit sprechen. Selbstverständlich hat Stebe für dieses Interview vorschriftsgemäß eine Fahrpause eingelegt.

tennisnet: Hallo Cedrik-Marcel! Wo erreichen wir Sie gerade?

Cedrik-Marcel Stebe: Ich bin gerade auf der Autobahn in Italien, rechts rangefahren und auf dem Weg nach Hause.

Glückwunsch zum Titelgewinn in Parma! Es war ein umkämpftes Finale. Was hat den Unterschied am Ende ausgemacht?

Ich hatte das Gefühl, der erfahrenere Spieler zu sein. Ich spürte, dass er etwas nervös an die Sache herangegangen ist, und konnte dies relativ schnell ausnutzen und mich absetzen. Es war allerdings nicht einfach, da er ein sehr guter Spieler ist. Auch ein Linkshänder, der auf diesem Belag sehr unangenehm ist und um jeden Ball fightet. Ich habe am Ende jedoch die richtige Taktik gehabt, habe ihm viel auf die Vorhand gespielt und das hat gut funktioniert.

Nach einem Freiluft-Sandplatzturnier war dies das bereits zweite Event in Parma dieses Jahr. Dieses Mal jedoch in der Halle. Wie waren die Bedingungen vor Ort?

Insgesamt war alles gut gelöst. Die Organisatoren haben drei Anlagen zur Verfügung gestellt, was die Ansammlung von Spielern etwas entzerrt hat. Zudem waren die Temperaturen in Italien in diesen Tagen noch sehr angenehm. Wir hatten durchweg zwischen 15 und 17 Grad und es hat sich viel im Freien abgespielt. Die Anlagen der ausgewählten Clubs waren zudem sehr weitläufig. Abstandsregeln konnten somit gut eingehalten werden. Es waren wohl auch einige Zuschauer erlaubt. Zum Finale waren circa 30 bis 40 Personen auf der Tribüne gesessen.

Parallel hat in der vergangenen Woche in Deutschland das Challenger Eckental stattgefunden. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, in Parma anzutreten?

Der Grund war der Teppichbelag in Eckental. Ich habe mit dem Turnier in Ismaning vor drei Wochen meine Teppich-Karriere beendet. Bisher konnte ich noch kein Match auf dem Belag gewinnen und deswegen wollte ich auf jeden Fall auf Hartplatz spielen. Somit kam mir das Turnier hier sehr gelegen, obwohl ich im Vorfeld nicht wusste, dass der Untergrund auch hier sehr schnell war. Man hat einen „Play-it“ Gummi-Belag in eine Turnhalle verlegt, dementsprechend zügig ging es auf dem Platz zu. Am Ende hat es jedoch ganz gut geklappt.

Absolut. Der letzte Titelgewinn lag auch schon einige Jahre zurück. Wie wichtig ist es, eine Turnierwoche wieder mit einer Trophäe in der Hand zu beenden?

Sehr wichtig. Vor allem, weil ich die Saison 2017 aufgrund einer Handgelenksverletzung frühzeitig beenden musste. Es folgten drei größere Operationen. Demnach ist es schön zu sehen, dass ich nach einer so langen Verletzung auch wieder zurückkommen und wieder Tennis auf sehr hohem Niveau spielen kann. Das konnte ich bereits im vergangenen Jahr beim Turnier in Gstaad (Anm.: Finalniederlange gegen Albert Ramos-Vinolas) zeigen, aber wenn man einen Titel gewinnt ist das nochmal etwas anderes. Es ist ein schöner Ausklang einer schwierigen Saison.

Es war Ihr letztes Turnier im Jahr 2020. Wie fällt Ihr persönliches Fazit der Saison aus?

Eine derartige Saison hat es bisher nicht gegeben. Man muss versuchen, damit klar zu kommen. Und versuchen, alles etwas entspannter zu betrachten. Bestimmte Restriktionen werden uns wohl noch weiter begleiten, es hilft nicht, sich andauernd darüber zu beschweren. Es war auch für mich schwierig, nach dem Re-Start die Motivation wieder zu finden. Alles war neu und man wusste noch nicht wie die Abläufe sein werden. Bisher hat jedoch alles sehr gut funktioniert. Nichtsdestotrotz hoffe ich natürlich, dass sich die Lage etwas normalisiert bzw. verbessert. Wir werden jedoch auch in nächster Zeit wohl noch damit zu kämpfen haben.

Hinsichtlich der näheren Zukunft gibt es auch noch eine gewissen Ungewissheit. Wie sehen Ihre Planungen aus?

Ich gehe davon aus, dass die Australian Open stattfinden werden und sehe diese als mein nächstes Ziel an. Die Planung wird jedoch eher kurzfristig aussehen, da man noch nicht weiß welche weiteren Turniere ausgetragen werden können. Ich schaue daher lediglich zwei bis drei Monate in die Zukunft.

Stichwort Melbourne. Wie sieht Ihre Situation bzgl. der Teilnahme bei den Australian Open aktuell aus?

Ich werde wohl um Position 120 platziert sein, was bedeutet, dass ich in der Qualifikation antreten muss. Es sei denn, diese würde abgesagt werden, wovon ich allerdings nicht ausgehe. Ich wäre dann gesetzt, was ein kleiner Vorteil ist und einen weiteren Schritt in Richtung Top 100 darstellt.

Die Rückkehr in die Top 100 wird auch das Ziel für 2021 sein?

Genau. Dies war bereits für dieses Jahr geplant. Allerdings hat mir die Corona-bedingte Pause einen Strich durch die Rechnung gemacht, da ich zu Saisonbeginn ganz gut in Form war. Zudem hatte ich über mehrere Monate keine Punkte zu verteidigen gehabt. Es hat daher ein wenig geschmerzt, dass ich ausgebremst wurde und wieder von Neuem anfangen musste. Es hat auch ein paar Monate gedauert, bis ich spielerisch und mental wieder Fahrt aufnehmen konnte. Ich bin aber froh es jetzt gut im Griff zu haben.

Jetzt geht es also als nächstes nach Hause?

Ja, ich werde für ein bis eineinhalb Wochen pausieren. Danach werde ich wieder mit Fitnesstraining beginnen. Ende November werde ich dann wieder auf den Platz zurückkehren. Unsicherheit besteht jedoch noch bezüglich des Turnierkalenders für die kommende Saison. Außerdem ist noch nicht klar, wann man nach Australien reisen muss, um entsprechende Quarantänevorschriften zu befolgen.

Vielen Dank und alles Gute!

von Florian Heer

Montag
09.11.2020, 14:41 Uhr
zuletzt bearbeitet: 09.11.2020, 13:42 Uhr