Psychologin verteidigt Medvedevs Ausraster bei den US Open
Einer der brisantesten Momente bei den US Open war zweifellos Daniil Medvedevs Verhalten im Erstrunden-Match gegen Benjamin Bonzi, der die Tenniswelt fassungslos zurückließ. Nun äußerte sich Medvedevs Psychologin Francisca Dauzet zu dem Vorfall.
von Johanna Brauer
zuletzt bearbeitet:
18.09.2025, 10:41 Uhr

Erste Runde US Open, Matchball Benjamnin Bonzi: Ein Fotograf betrat ohne Erlaubnis den Platz und das Spektakel nahm seinen Lauf. Medvedev rief das Publikum zur Unterstützung auf, diskutierte heftig mit dem Schiedsrichter, bevor er doch noch in fünf Sätzen verlor – inklusive Schlägerschmiss. Medvedev fiel aus den Top 10 der ATP-Rangliste und trennte sich von seinem langjähriger Coach Gilles Cervara, der den 29-Jährigen acht Jahre lang auf der Tour begleitete. Eine Neuaufstellung des Teams hat allerdings bereits stattgefunden.
Die Folge des Eklats: Zahlreiche ehemalige Spieler und Experten kritisierten das Verhalten des ehemaligen US Open Champions, zudem erhielt der Russe eine Geldstrafe von 42.500 US-Dollar – mehr als ein Drittel seines Erstrunden-Preisgeldes von 110.000 Dollar.
Dauzet sucht Mit-Schuld beim Publikum und Oberschiedsrichter
Gegen die hagelnde Kritik stellte sich nun Medvedevs Psychologin Francisca Dauzet, die in einem Interview mit Tennis Majors die Schuld auch beim Publikum und dem Oberschiedsrichter sah. Sie betonte, dass Tennis ein Sport sei, der starke emotionale Reaktionen hervorrufe, und dass Medvedev an solche Stimmungsschwankungen gewöhnt sei. „Ja, diese können manchmal bissig und unangenehm sein, was wiederum das Publikum beeinflusst“, sagte Dauzet. Gleichzeitig sei es wichtig, zwischen einzelnen Vorfällen wie dem Schlägerwurf oder den Aussagen an den Schiedsrichter zu unterscheiden – „Ich habe den Eindruck, dass hier alles durcheinandergebracht und auf eine Stufe gestellt wurde“, so die Psychologin.
Weiter verteidigte Dauzet, dass es normal sei, „dass die Spieler während eines sehr langen Spiels alle möglichen Emotionen zeigen, manchmal auch auf übertriebene Weise.“
Auch der Oberschiedsrichter habe ihren Angaben zufolge zum Ausbruch beigetragen: „Wenn er sich mehr durchsetzen würde, wenn er wüsste, wie er das Überbordgehende eindämmen kann, würde es vielleicht nicht so weit eskalieren. (...) Das Publikum, der Schiedsrichter, die Spieler, die Teams – alle bilden ein System mit zirkulierender Energie. An einem Punkt fängt Daniil die Energie aller ein“, sagte Dauzet weiter.
Abschließende Verteidigung von Medvedev
Danach appellierte sie noch an die Öffentlichkeit und Social-Media-Nutzer: „Was ich sage, ist keine strenge Verteidigung von Daniil, sondern eher eine Aufforderung an alle, bei ihren öffentlichen Äußerungen vorsichtiger zu sein, wenn sie nicht wissen, worüber oder über wen sie sprechen.“
Den Versuch aus psychologischer Sicht zu erklären, was bei dem Auftaktmatch der US Open passiert ist, schloss die Psychologin folgendermaßen ab: „Die meisten Menschen scheinen nicht zu wissen, wie ein Spitzensportler lebt, insbesondere im Tennis, einem Sport, der Emotionen maximal intensiviert. Jeder wird verstanden haben, dass dieser Sport den Geist zu unerwarteten Verhärtungen oder sehr vertrauten Orten treibt."
