Rafael Nadal - Der angekratzte Nimbus des Sandplatz-Königs

Rafael Nadal hat 2019 schon drei Turniere auf Sand gespielt - und noch keines gewonnen. Auch beim ATP-Mastesr-1000-Turnier in Madrid war in der Vorschlussrunde Schluss für den spanischen Matador.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 13.05.2019, 10:45 Uhr

Rafael Nadal wartet 2019 noch auf seinen ersten Turniersieg
Rafael Nadal wartet 2019 noch auf seinen ersten Turniersieg

Es war eigentlich die typische Anordnung für ein fulminantes Comeback des Sandplatz-Königs. 13 von 16 Punkten hatte Rafael Nadal am Ende des zweiten Halbfinal-Satzes gegen seinen jungen griechischen Herausforderer Stefanos Tsitsipas gewonnen, zum 1:1 ausgeglichen – nun schien der Endspielvorstoß des robusten Mallorquiners beim Masters-Turnier in Madrid nur noch eine Formsache zu sein. Doch der Nadal der Saison 2019 ist nicht der Nadal fast aller anderen Tennis-Jahre, gerade nicht auf Sand, seinem sonstigen Machtrevier. 

Nadal, der sonst so überwältigende Kämpfer in der roten Asche, geriet nach dem Zwischenspurt wieder in die Defensive gegen Tsitsipas, lag 2:5 in Satz 3 zurück, holte noch einmal ein Break, nur um dann selbst seinen Aufschlag und das Match mit 4:6, 6:2 und 3:6 zu verlieren. Es war ein erstaunliches, wenngleich nicht sensationelles Ende: Denn Madrid, der Masters-Schauplatz, fügte sich in eine Chronik des Scheiterns für Nadal in dieser Spielserie. „Ich habe viel, sehr viel in den letzten Jahren gewonnen“, sagte Nadal später, nach dem Scheitern um Mitternacht, „das war unnormal. Das, was jetzt passiert, ist eher das Normale.“

Verschleißerscheinungen bei Nadal

Tatsächlich hatte sich die Tenniswelt an eine Regentschaft, an eine Dominanz von Nadal auf seinem Spezialbelag gewöhnt, die alle bisherigen Grenzen sprengte. Wann immer die Karawane der Profis in den Sand-Kästen ihre Zelte aufschlug, war der Stierkämpfer aus Manacor schnell Herr des Geschehens. In manchen Spielzeiten holte Nadal alle wichtigen Pokale, stets natürlich auch den in der „terre battue“ bei den French Open – dem traditionellen Höhepunkt der Zermürbungsduelle. Nadals elf erfolgreiche Titelmissionen im „Stade Roland Garros“ hätte jedermann noch vor zwei, drei Jahrzehnten ins Reich der Utopie verwiesen, als Ding der Unmöglichkeit. „Keiner hat irgendeinen Belag so beherrscht wie Nadal den Sand“, sagt Altmeister Boris Becker, selbst in seiner gesamten Karriere ohne Titel auf diesem Untergrund geblieben.

Zwei Tage nach seinem 19. Geburtstag holte Nadal am 5. Juni 2005 seinen ersten Titel in Paris (Gegner: Mariano Puerta/Argentinien), seinen allerersten Sieg bei den French Open feierte er damals gegen einen gewissen Lars Burgsmüller. Doch nun, mit seinen bald 33 Jahren, machen sich doch die Verschleißerscheinungen mehr und mehr bemerkbar beim Matador, Verletzungen, Zwangspausen und stete Comeback-Anläufe haben ihre Spuren hinterlassen. Auf den Sandplätzen hat Nadal zwar noch die wenigsten körperlichen Probleme, etwa mit seinen oft entzündeten Patellasehnen, aber in der laufenden Serie fehlt ihm irgendwie der übliche Punch, auch diese letzte Überzeugtheit im eigenen Spiel. Gegen Tsitsipas, seinen Bezwinger in Madrid, war das auch erkennbar. „Ich wußte eigentlich, was ich tun musste“, sagte Nadal, „aber ich brachte es nicht auf den Platz.“

Mats Wilander schreibt Nadal nicht ab

Noch kein Sandplatz-Titel für Nadal, auch noch kein Finale auf dem Lieblingsbelag in 2019 – deutete sich da etwa das Ende von Nadals Herrschaft in dieser Spezialdisziplin ab, der Abstieg vom Thron? „Es wäre viel zu früh, Nadal abzuschreiben“, sagt Schwedens Ex-Star Mats Wilander, „aber sicher ist: Wir erleben einen offeneren Wettbewerb.“ Auch, weil es neben arrivierter Konkurrenz wie etwa in Gestalt von Nummer eins-Mann Novak Djokovic oder Dominic Thiem nun jugendliche Rebellen wie Tsitsipas oder auch Alexander Zverev gibt. Der Deutsche war 2018 der ernsthafteste Widersacher von Nadal über weite Strecken der Sandplatzwochen gewesen, ehe er im French Open-Viertelfinale zu früh ausschied, vor einem möglichen Endspiel gegen den Spanier.

Aber in das Bewerbungsrennen in Paris geht 2019 auch noch einer als Unbekannte, nämlich Roger Federer, der Sandplatz-Wiederkehrer. Gegen Thiem, den gegenwärtig konstantesten Sandplatzspieler, hatte der 37-jährige Maestro am Freitag zwei Matchbälle auf dem Schläger, ehe das Aus in drei Sätzen folgte. Thiem wiederum unterlag Djokovic im Halbfinale in zwei spannenden Tiebreak-Akten. Es zeigte, was alles möglich ist in diesem Jahr, wie knapp es zugeht in den großen, herausragenden Matches. Nadals zwölfter Roland-Garros-Titel, das fabelhafte Dutzend – das ist jedenfalls nur eine von sehr vielen Möglichkeiten für das Major-Spektakel ab Ende Mai.

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von Jörg Allmeroth

Sonntag
12.05.2019, 13:36 Uhr
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