Stan Wawrinka holt zum Rundumschlag aus: „Ihr werdet merken, dass das nicht so schlecht ist“
Der dreifache Grand-Slam-Sieger Stan Wawrinka hat am Rande seines Heimturniers in Basel zu einem Rundumschlag gegen die Schweizer Medien ausgeholt. Der 34-Jährige kritisierte die aus seiner Sicht unfaire Berichterstattung über seine Karriere und fühlt sich nicht ansprechend wertgeschätzt.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
25.10.2019, 09:17 Uhr

„Ich habe die Freude verloren, mit den Medien in der Schweiz zu sprechen“, sagte ein erboster Wawrinka. „Ich bin der 15. im Race, könnte mich theoretisch noch für das ATP-Finale qualifizieren. Und man fragt mich: Was fehlt dir, um dein bestes Niveau wieder zu finden?“ Tatsächlich hatte sich Wawrinka in seiner Heimat bis ins Viertelfinale vorgekämpft, musste nach dem Drei-Satz-Sieg gegen Frances Tiafoe aber vor dem Duell gegen Roger Federer verletzungsbedingt zurückziehen.
Dabei betonte die aktuelle Nummer 17 der Welt die Erfolge in seiner bisherigen Karriere. „ Ich bin der einzige außerhalb der Big 4, der drei davon (Majors, Anm.) gewonnen hat. Das darf man nicht vergessen.“ Wawrinka betonte, eine Comeback-Saison gespielt zu haben, nachdem er sich aufgrund von anhaltenden Problemen am Knie operieren lassen musste.
Das Knie war es auch, das ihn nach den US Open im vergangenen September zu einer Pause von einem Monat zwangen. Er sagte deshalb seinen Start beim Hallenturnier von St. Petersburg ab. „Vielleicht muss man die Etappen vorher nehmen“, erklärte Wawrinka, der sich ärgerte: „Nach der Verletzung, die ich hatte, braucht es mehr Zeit, da kann man nicht nur von außen eine Partie schauen und sagen: ‚Hmm, wieso spielt er nicht besser und gewinnt nicht wieder Grand Slams?’ Man sieht, dass er sich gut bewegt und gut spielt, dass es ihm besser geht. Aber es braucht Zeit.“
Wawrinka sehe seine Saison 2019 als vollen Erfolg, auch wenn sein letzter Turniersieg von Genf 2017 stammt. „Ich habe mein Vertrauen wieder gefunden, habe wieder die Allerbesten geschlagen zu bestimmten Zeiten“, sprach Wawrinka unter anderem seine vier Siege über Top-10-Spieler an. Gegen Novak Djokovic zeigte Wawrinka bei den US Open eine seiner besten Leistungen des Jahres, als der Serbe im dritten Satz aufgeben musste.
Stan Wawrinka: Grand Slams? „Karriere verlief immer in Etappen“
„Ich bin wieder in einer Position, wo ich weiß, wozu ich nächstes Jahr fähig sein werde. Und das war mein Ziel für 2019“, sagte Wawrinka. Er sei etwas enttäuscht, dass er es etwa nicht in die Top-10 schaffte, hielt aber fest: „Man schnippt nicht einfach mit dem Finger, um auf dem Niveau zu sein, auf dem ich vor der Verletzung war. Vor allem, wenn man sieht, was mit Roger, Novak oder Rafa passiert ist, wie sie das Niveau in den letzten Jahren noch einmal steigern konnten.“
Der Mann aus Lausanne traue sich laut eigenen Aussagen einen Grand-Slam-Titel im Jahr 2020 zu. „Meine Karriere verlief immer in Etappen. Ich weiß, wo ich jetzt stehe. Ich spiele weiterhin, um Titel zu gewinnen und die Besten zu schlagen. Ich hatte eine unglaubliche Karriere und gewann fast alles, was möglich ist für einen Tennisspieler. Ich hätte kein großes Interesse weiterzuspielen, wenn ich nicht weiter Turniere gewinnen könnte“, sagte er.
Wawrinka sagte zuletzt nicht nur für den Davis Cup Ende November, sondern auch für den ATP Cup zu Beginn der kommenden Saison ab. Auch beim Laver Cup war Wawrinka nicht dabei, man konnte sich auf keine Antrittsprämie einigen. Privat trennte sich Wawrinka im Frühsommer von Freundin Donna Vekic, was im Boulevard ausgeschlachtet wurde.
„Es ist einfach, immer das Negative herauszupicken aus dem, was ich mache, wenn ich eine Party besuche oder wenn etwas Negatives läuft in meinem Privatleben“, ärgerte sich Wawrinka über die Schweizer Medien. „Ich finde: Ihr seid viel zu verwöhnt. 15. in der Welt zu sein, ist viel schwieriger, als ihr denkt. In einigen Jahren wird es viel weniger Schweizer haben an den Grand Slams, vor allem bei den Männern. Und vielleicht werdet Ihr merken, dass der 15. der Welt nicht so schlecht ist.“
Wawrinka gewann in seiner Karriere bereits die Australian Open (2014), die French Open (2015) sowie die US Open (2016). Er ist neben Andy Murray (drei Titel) und Marin Cilic (ein Titel) der einzige Spieler außer den Top-3, der im aktuellen Jahrzehnt einen Grand Slam gewinnen konnte.
