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„Anderen Zustand erreicht“ – Stan Wawrinka erklärt seinen Sieg

Der US-Open-Sieger spricht über den Kampf gegen seinen Körper im Finale gegen Novak Djokovic und verrät seinen besonderen Trick.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 03.10.2016, 10:18 Uhr

Stan Wawrinka

- „Ich war zu Beginn des Matches bereits müde. Ich habe gemerkt, dass ich Krämpfe bekomme, Anfang des dritten Satzes. Im vierten hatte ich Schmerzen, aber das Wichtigste war, davon nichts zu zeigen. Novak durfte davon nichts merken. Ich habe mich nicht hingesetzt, sondern so getan, als würde ich unbedingt weiterspielen wollen.“

Es waren starke Worte, dieStan Wawrinka nach seinem Sieg bei den US Open gegen Novak Djokovicauspackte – Worte, die in ihrer Offenheit unüblich sind in der Welt des Spitzentennis, wo es doch auch darum geht, keine Schwäche einzugestehen.

Den Geist ausgeschaltet

In einer Kolumne für „Le Matin Dimanche“ gab Wawrinka nun noch einen tieferen Einblick in sein Seelenleben während seines wohl physischsten Matches aller Zeiten. Wawrinkas Trick: Er habe sich selbst weh getan. „Ich habe versucht, die Ballwechsel so lang wie möglich zu halten, einen Schlag mehr und noch mal einen, um die Beine zu quälen, nicht den Kopf. Ich habe das durchgezogen, bis ich keine Luft mehr hatte. Ab diesem Punkt kann der Geist nicht mehr denken. Jegliche Energie und Konzentration, die noch da sind, werden vom Match aufgesogen, in diesem Moment und im nächsten – nicht mehr, nicht weiter.“

Wawrinka, der in Runde drei gegen Dan Evans bereits einen Matchball gegen sich hatte, stand auf seinem Weg ins Finale 17 Stunden und 54 Minuten auf dem Platz – Gegner Djokovic, der von zwei Aufgaben und einem Walkover profitierte, nur 8 Stunden und 58 Minuten. „Während des kompletten ersten Satzes habe ich mich oft gefragt, wie ich das durchstehen soll. Wenn man so nervös ist, fühlt sich die Müdigkeit um einiges stärker an. Und meine Beine haben dermaßen geschmerzt... Ich habe meiner Box zugerufen: ‚Ich schaffe das nicht, ich bin tot, ich habe keine Beine mehr.’“ Letztlich, so Wawrinka, sei er dermaßen kaputt gewesen, dass er die Stimmen in seinem Kopf nicht mehr gehört habe. „Durch die Müdigkeit habe ich über nichts mehr nachgedacht und sogar angefangen, gut zu spielen, ein paar Geschosse abzufeuern mit der Rückhand und dem Aufschlag.“

Wawrinka will kein Masochist sein

All das habe auch mit seinerAbsage für das aktuell laufende Turnier von Tokiozu tun. „Wenn du ein Grand-Slam-Turnier gewinnst, erreichst du ein ungesundes Level an Emotion, du kommst in einen anderen ‚Zustand’, und manchmal ist es schwierig, dich davon zu erholen, dich zu sammeln und nach Hause zu fahren oder zu einer ersten Runde irgendwo.“

— danielle (@dm_mauron)2. Oktober 2016

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Montag
03.10.2016, 10:18 Uhr