Whistleblower Marco Trungelliti: "Niemand hat mich mehr gegrüßt"

Der Argentinier Marco Trungelliti half dabei, drei Wett-Betrüger im Tennis vor Gericht zu bringen. Dankbarkeit erfuhr der 29-Jährige im Anschluss jedoch keine - im Gegenteil.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 02.05.2019, 14:07 Uhr

Marco Trungelliti
© Gety Images
Marco Trungelliti

Trungelliti war im Jahr 2015 von einem Mann angesprochen worden mit der Aussicht, neue Sponsoren zu gewinnen. Beim persönlichen Treffen kam jedoch heraus: Trungelliti sollte Matches verschieben. Gemeinsam mit einem Freund aus der Schweiz meldete er den Vorfall der TIU (Tennis Integrity Unit) und sagte anschließend vor Gericht gegen angeklagte Spielerkollegen aus.

Für den mutigen Trungelliti begann jedoch keine schöne Zeit im Anschluss, zumal er von den Verantwortlichen fallen gelassen worden sei. "Sie haben mich mitten im Meer ausgesetzt", klagte Trungelliti vor wenigen Tagen in einem Gespräch mit der AP. "Es war ein Desaster. Eine der schlechtesten Prozeduren, die ich je erlebt habe. Ich zahle immer noch den Preis dafür."

Spielerkollegen hätten sich nach seiner Aussage von ihm abgewandt. Leute, die er als Freunde bezeichnet hätte, hätten ihn gefragt, warum er nicht den Mund gehalten habe. "Niemand hat mehr 'Hallo' zu mir gesagt oder mich angeschaut." Versuche von Trungelliti, Unterstützung von der TIU zu bekommen, seien fehlgeschlagen. Dabei erhalte er seit der Verhandlung ständig Beleidigungen von Spielern und Managern. "Sie beschmutzen meine Ehre", habe er der TIU geschrieben.

Trungelliti: "Viele Spieler und Trainer involviert"

Der Stress mache ihm arg zu schaffen, sagt Trungellitis Frau Nadir. Trungelliti weine, er schmeiße Schläger, wolle nur noch nach Hause, wenn er spiele. Eine alte Verletzung sei wieder aufgebrochen. Und das, obwohl er im Februar mit ATP-Rang 116 so hoch stand wie nie zuvor.

Bereits nach dem ersten Bekanntwerden seiner Rolle im Verfahren war Trungelliti auf dem Platz von der Rolle und sagte teils seine Turnierstarts in Argentinien ab. Wildcards für seine Heimspiele hatte er nicht erhalten. 2018 war Trungelliti mit Nadir nach Andorra ausgewandert.

Trotz seiner Aussage: Match-Fixing sei ein offenes Geheimnis, sagt Trungelliti. Und es würde schlimmer. "Es ist nicht nur ein Problem der Spieler. Es sind auch viele Trainer involviert. Sehr viele. Mehr als wir glauben."

TIU veröffentlicht Statement

Womöglich infolge der Berichterstattung über Trungelliti hat sich am Mittwoch auch die TIU zu Wort gemeldet. Trungelliti habe mit dem höchsten Level an Integrität und den besten Absichten für den Sport gehandelt, heißt es. "Sein Mut und seine Prinzipien gegen diejenigen, die ihn korrupieren wollen, ist lobens- und bewundernswert."

Auch wenn es aktuell hart für Trungelliti ist: Er würde wieder so handeln, wenn er müsste. "Ich liebe Tennis", sagt er.

von Florian Goosmann

Donnerstag
02.05.2019, 13:45 Uhr
zuletzt bearbeitet: 02.05.2019, 14:07 Uhr