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Wimbledon: Energieloser Auftritt von Titelverteidigerin Angelique Kerber

Angelique Kerber ist als Titelverteidigerin in Wimbledon bereits in der zweiten Runde gescheitert. Nach der Partie sprach die Deutsche von einer energielosen Vorstellung.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 05.07.2019, 06:34 Uhr

Angelique Kerber in Wimbledon
© Getty Images
Angelique Kerber

Im alten Wimbledon hatte sich Court 2 über viele Jahre den Ruf als „Friedhof der Champions“ erworben, als Schauplatz des Strauchelns vieler Superstars der Branche. Inzwischen steht der neue, moderne Court 2 anderswo im Rasenreich des All England Club, aber am Donnerstagnachmittag schien es, als sei der Fluch der Vergangenheit wieder lebendig geworden. Und sein Opfer war keine andere als Titelverteidigerin Angelique Kerber, die sich nach einer trost- und mutlosen Zweitrundenpleite gegen die Amerikanerin Lauren Davis bereits früh von den Ausscheidungsspielen an der Church Road zu verabschieden hatte. 

Davis, nur 157 Zentimeter groß vom Scheitel bis zur Sohle, spielte beim 2:6, 6:2, 6:1-Sieg ein Riesenmatch, die größte Partie ihres Lebens – und Kerber leistete sich in einer ohnehin durchwachsenen Saison den bisher größten, schmerzlichsten, fatalsten Fehltritt. „Das war überhaupt nicht mein Tag, ich habe einfach keine Energie gefunden“, erklärte Kerber, „die Trauer und die Enttäuschung sind schon groß jetzt.“ Am anderen Ende der Gefühlsskala bejubelte Davis einen „surrealen Triumph, der kaum zu fassen ist“: „Es ist absoluter Wahnsinn, was heute passiert ist“. Mitte vergangener Woche hatte sie ihre Wimbledon-Hoffnungen eigentlich schon begraben, als sie in der dritten Qualifikationsrunde verlor. Sie rückte dann aber nach dem Rückzug einer verletzten Kollegin doch ins Hauptfeld, als Lucky Loser, als glückliche Verliererin – und nutzte ihre Chance nun mehr als vortrefflich.

   

Davis war mit unzähligen Bandagen, Tapes und Verbänden am Körper auf dem Tennis-Grün erschienen, aber nach dem verlorenen ersten Satz und einer Behandlungspause (sie war unglücklich mit dem rechten Bein ausgerutscht) war von physischen Problemen nichts mehr zu sehen. Die kleine Kämpferin diktierte die Partie – und Kerber schaute irgendwie nur noch zu, passiv, unentschlossen und gelähmt. Dass hier die letztjährige Siegerin der Offenen Englischen Meisterschaften am Werk war, hätte einem Zufallsbeobachter kaum einfallen können. Fast allen Schlägen Kerbers fehlte der Esprit, auch das Tempo und die Schärfe. Es war ein mutloser, lebloser Auftritt, ein Gastspiel eher der Rätsel. „Es gibt Tage wie diesen, an denen wenig läuft“, sagte sie später, selbst ohne richtige Erklärung für das Scheitern.

Volle Power von Davis

Wer gedacht hatte, dass Kerber sich nach dem irgendwann abgehakten zweiten Satz nun im Entscheidungsakt berappeln würde, sah sich bitter getäuscht. Davis blieb die Herrin des Verfahrens, die Frau, die Takt und Rhythmus vorgab. Die Amerikanerin machte alles, Siegschläge genauso wie leichte Fehler. Aber am Ende überwogen die direkten Punkte (45), die sie mit hohem Risiko und viel Courage auf den Rasen zauberte. „Ich hatte mir vorgenommen, mit voller Power zu spielen. Ohne Rücksicht, dass auch einiges daneben gehen kann“, sagte Davis später.

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So zog sie Punkt um Punkt, Spiel um Spiel davon – und Kerber, die wie ein mattes Abbild ihrer selbst erschien, hatte der Power der auf Weltranglistenplatz Nummer 95 geführten Amerikanerin nichts, aber auch gar nichts entgegenzusetzen. Es gab kaum Anfeuerung, selten Selbstmotivation, positive Körpersprache war schlicht nicht vorhanden. Kerber wehrte zwar noch zwei Matchbälle ab, aber schließlich wirkte es, als wolle sie diesen bittersten Tag einer schon oft bitteren Saison nur noch hinter sich bringen. Um vier Minuten nach Fünf war es dann vorbei, schon auf den ersten Metern des Turniers 2019. „Ich habe alles gegeben, was ich konnte. Nun muss ich irgendwie wieder nach vorne schauen“, sagte sie hinterher. Aber das war nicht viel an diesem schwarzen Donnerstag.

Als letzte Mohikanerin im Frauenwettbewerb blieb so Julia Görges übrig, die sich solide und weithin souverän mit 6:1 und 6:4 gegen die Russin Varvara Flink durchsetzte. Görges erlebt nun schon ein Wiedersehen mit Serena Williams und kann auf eine Revanche für die letztjährige Halbfinalniederlage gegen den US-Superstar hoffen. Im Herrenturnier hielt vorerst als einziger der formstarke Sauerländer Jan-Lennard Struff die deutsche Fahne im Tennistempel an der Church Road hoch. Struff, der in dieser Saison beständigste DTB-Profi, schlug in einem hochklassigen Match den US-Amerikaner Taylor Fritz mit 6:4, 6:3, 5:7 und 7:6 (2) und trifft nun in der dritten Runde auf Mikhail Kukuschkin (Kasachstan)

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Kerber Angelique

von Jörg Allmeroth

Donnerstag
04.07.2019, 20:20 Uhr
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