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Nach Stotterstart ins US-Open-Halbfinale: Alexander Zverev ringt Coric nieder

Der Urschrei nach dem Matchball war vermutlich bis nach Manhattan zu hören: Nach einem Stotterstart, vielen Fehlern und einer kämpferischen Glanzleistung hat Alexander Zverev zum ersten Mal in seiner Karriere das Halbfinale der US Open erreicht. (Hier das Match zum Nachlesen im Liveticker.)

von SID / tennisnet
zuletzt bearbeitet: 08.09.2020, 23:30 Uhr

Alexander Zverev
© Getty Images
Alexander Zverev

In seiner ersten Analyse nach der mehr als dreistündigen Energieleistung war US-Open-Halbfinalist Alexander Zverev überraschend nüchtern. "Ich habe mir nach dem ersten Satz gesagt, so kann man nicht das Viertelfinale in einem Grand Slam spielen", sagte Zverev nach dem hart erkämpften 1:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:1), 6:3 gegen den bissigen Kroaten Borna Coric: "Glücklicherweise bin ich rechtzeitig aufgewacht." Zverev wartet nun auf den Spanier Pablo Carreno Busta oder den Kanadier Denis Shapovalov.

Zverev startete überraschend verhalten und viel zu passiv ins vierte Grand-Slam-Viertelfinale seiner Karriere. Coric, Nummer 27 der Setzliste, spielte genau das Tennis, das Zverev nicht mag: Er zwang seinen Gegner in lange Ballwechsel und nahm immer wieder clever das Tempo aus dem Spiel.

Zverev reagierte wie von Coric erhofft. Der 23-Jährige machte Fehler über Fehler, zudem wirkte er seltsam emotionslos und ließ sich weit hinter die Grundlinie zurückfallen. "Je länger der Ballwechsel, umso schlechter für Sascha", stellte Eurosport-Experte Boris Becker fest und monierte Zverevs "viel zu passive Spielweise".

Zverev: Drei Doppelfehler in einem Spiel...

Und noch eins passte nicht in Zverevs Spiel: Der Aufschlag, vor allem der erste, in den letzten Spielen ein sicherer Erfolgsgarant, ließ den Hamburger weitgehend im Stich. Mit drei Doppelfehlern im vierten Spiel des ersten Satzes kassierte Zverev das erste Break zum 1:3, nach 24 Minuten war der erste Satz mit 6:1 bei Coric.

Im fünften Spiel des zweiten Durchgangs zeigte Zverev erstmals Emotionen. Er legte sich mit Stuhlschiedsrichterin Eva Asderaki an, weil diese ihm angeblich einen korrekten Punktgewinn nicht zugesprochen hatte. 

Wenig später regte sich Zverev darüber auf, dass Coric in einem Satz zweimal den Platz verließ, um seine durchgeschwitzten Sachen zu wechseln. "Das kannst du doch hier machen", rief er Coric zu. Dessen Antwort: "Ich musste auch die Hose wechseln." Becker gab Zverev recht: "Ich würde durchdrehen."

Trotz aller Widernisse schaffte Zverev den Satzausgleich. Nach 1:40 Stunden machte er den Punkt zum 7:5 im Tiebreak. "Das war so wichtig", sagte Becker, blieb aber bei seiner Kritik: "Er spielt immer noch zu passiv, vor allem auf den zweiten Aufschlag von Coric muss er mehr draufgehen."

Erster deutscher Spieler im Halbfinale seit Becker 1995

Eine Stunde dauerte der dritte Satz, es ging erneut in den Tiebreak, aber dieses Mal machte es Zverev mit dem 7:1 zur 2:1-Satzführung deutlich weniger spannend. Im dritten Durchgang sah sich Zverev wieder mehr in der Defensive, im fünften Spiel musste er zwei Breakbälle abwehren, holte sich dann aber seinerseits das entscheidende Break zum 5:3.

"Ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt - aber ich bin im Halbfinale eines Grand Slams", so Zverev im Gespräch mit Eurosport nach seinem Sieg. "Manchmal muss man einfach einen Weg finden."

Zverev steht damit als erster Spieler nach Boris Becker im Jahr 1995 im Halbfinale von Flushing Meadows. Becker hatte damals in einem emotionalen Match gegen Andre Agassi verloren. 1989 hatte Becker das Turnier gewonnen.

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Zverev Alexander

von SID / tennisnet

Dienstag
08.09.2020, 23:18 Uhr
zuletzt bearbeitet: 08.09.2020, 23:30 Uhr

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