"Papa, du musst Stan helfen": Darum wurde Magnus Norman wieder Wawrinka-Coach

Im Herbst 2017 hatte Magnus Norman die Zusammenarbeit mit Stan Wawrinka eigentlich beendet, um mehr für seine Familie da zu sein. Ausgerechnet seine Tochter brachte ihn jedoch zu "Stan the Man" zurück.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 26.06.2019, 17:18 Uhr

© (c) 2015 Getty Images
Stan Wawrinka, Magnus Norman – French Open 2015

Es war eine schwierige Zeit für den dreifachen Major-Sieger Stan Wawrinka: Im Juli 2017 wurde er gleich zweimal am linken Knie operiert, im November gab Erfolgscoach Magnus Norman die Trennung bekannt. "Das war eine Überraschung, fast ein Schock", so Wawrinka damals enttäuscht. "Nicht nur die Entscheidung, sondern auch der Zeitpunkt. Wenn man so schwer verletzt ist und zurückkommen will, braucht man Menschen, die einen sehr gut kennen. Er hat sich im schlimmsten Moment meiner Karriere so entschieden, kurz bevor ich wieder mit dem Tennis begonnen hätte."

Normans Grund für den damaligen Abschied: seine Familie, die er in den vielen Zeiten auf Reisen oft allein gelassen hatte. Vor rund einem Jahr dann das Coaching-Comeback - und aktuell scheinen Wawrinka und Norman wieder auf einem guten Weg an die Spitze. Vor allem der Auftritt in Paris, wo sich Wawrinka mit Stefanos Tsitsipas das Match des Turniers lieferte und bis ins Viertelfinale kam, gibt Hoffnung auf mehr.

"Als hätten wir nur eine kurze Pause gehabt"

Im Interview mit derAargauer Zeitung klärte Norman auf, wie es zur Trennung und zur Wiedervereinigung mit Wawrinka kam - und zeigte Verständnis für Wawrinkas Verbitterung vor zwei Jahren. "Ich verstehe seine Frustration und dass er das Gefühl hatte, dass ich ihn in einem schlechten Moment verlassen habe", so der Schwede. "Ich habe mich damals vor allem wegen einer meiner Zwillingstöchter zurückgezogen. Sie hatte große Mühe damit, dass ich ständig unterwegs war. Sie begann, sich nicht mehr von mir zu verabschieden, wenn ich verreiste. Es war eine extrem belastende Situation für mich, in der ich mich für meine Kinder entscheiden musste."

Ausgerechnet diese Tochter war wiederum der Grund für das Comeback. "Nach ein paar Monaten begann meine Tochter Estelle zu fragen, wie es Stan gehe und warum sie ihn nicht mehr sehe. Als ich ihr sagte, dass er Schmerzen im Knie hat, sagte sie zu mir: 'Aber hey, Papa, du musst Stan helfen, er braucht dich jetzt.'"

Er habe sich natürlich gefragt, ob die Chemie mit Wawrinka noch stimmen würde, "aber es fühlte sich schnell wieder so an, als hätten wir einfach eine kurze Pause gehabt." Auch wenn sich die Zusammenarbeit insofern verändert habe, als dass Norman weniger reise ("Ich muss nicht dauernd dabei sein, Stan hat ein gutes Team um sich").

Norman über Wawrinka: "Sehr gute Entwicklung"

Dass der dreifache Major-Sieger nach seiner schweren Verletzung überhaupt wieder so spiele wie aktuell, sei "ein kleines Wunder" - das hätten auch die Ärzte und Physios gesagt. "Manchmal sage ich zu ihm: Hey, Stan, klopf dir selber mal auf die Schulter für das, was du bereits erreicht hast. Es war höllisch viel Arbeit, überhaupt zurückzukommen. Versuche, das alles zu geniessen und glücklich zu sein, dass du dieses Leben führen kannst, das ist nicht selbstverständlich."

Auch daran, ob Wawrinka wieder Grand-Slam-Turniere gewinnen könne, gibt es bei Norman keine Zweifel. "Es ist nicht so, dass wir konkret darüber reden, sondern eher über sein Level. Aber er ist es jetzt wieder gewohnt, Matches zu spielen. In Australien war es so, dass er am Tag danach noch sehr müde war und noch Schmerzen hatte. Jetzt ist er viel entspannter und es kostet ihn nicht mehr so viel Energie, wenn er Matches spielt. Das ist ein großer Unterschied. Stan ist nun klarer im Kopf, bewegt sich noch besser. Und er schlägt sehr viel härter auf - mit 5 bis 10 Kilometern in der Stunde mehr. Das ist eine sehr gute Entwicklung."

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von Florian Goosmann

Mittwoch
26.06.2019, 17:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 26.06.2019, 17:18 Uhr

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