Davis Cup: Warum das starke Finale nicht alle Probleme überdeckt
Der Davis Cup 2025 ist seit gestern Geschichte. Zeit für ein Fazit aus Bologna.
von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet:
24.11.2025, 00:13 Uhr

von Nikolaus Fink aus Bologna
Turnierdirektor Feliciano Lopez sah ein “erstaunliches Event”, ITF-Präsident David Haggerty “eine großartige Woche” und ITF-Geschäftsführer Ross Hutchins irgendwann sogar einen Punkt, "an dem die Welt zusah". Verfolgte man die Abschluss-Pressekonferenz der Entscheidungsträger, man hätte gut und gerne an eine rundum perfekte Veranstaltung in Bologna glauben können. Nur ganz ohne kritische Nebengeräusche war das Finalturnier in der Emilia-Romagna eben doch nicht ausgekommen.
Die langanhaltende Kritik am Modus des Davis Cup dominierte auch in diesem Jahr wieder die Schlagzeilen. Neben den beiden Superstars Carlos Alcaraz und Jannik Sinner forderte auch Alexander Zverev eine Anpassung des Formats - doch nicht nur das. “Es ist ein Showturnier, das Davis Cup genannt wird”, hatte der Weltranglistendritte vor Turnierbeginn geschimpft. Für die ITF war es freilich nicht weniger als ein Schlag ins Gesicht, dass ausgerechnet Zverev in Bologna der einzige Top-15-Spieler war - und das einzig und allein seinen Teamkollegen zuliebe.
Finalturnier nahm erst am Freitag richtig Fahrt auf
Enttäuscht wird man von Veranstalterseite auch das Zuschauerinteresse an den ersten drei Tagen registriert haben. Obwohl im Laufe der Woche laut Haggerty mehr als 90 Prozent aller Tickets verkauft wurden, war die 10.500 Zuschauer fassende Supertennis Arena in drei der vier Viertelfinalpartien nicht annähernd voll. Eine Anfrage von tennisnet.com, wie hoch die Auslastung an den ersten drei Turniertagen war, wurde vom italienischen Tennisverband nicht beantwortet.
Mit Italiens Halbfinalerfolg über Belgien nahm das Finalturnier erst am Freitag Fahrt auf - dafür dann aber so richtig. Obwohl die Hausherren zwei Tage später ihren dritten Davis-Cup-Titel in Folge holten, blieb das hochdramatische Match zwischen Flavio Cobolli und Zizou Bergs das emotionale Highlight der Woche. Die beiden Spieler schafften es für kurze Zeit sogar, die zahlreichen Probleme des Davis Cup zu kaschieren.
Kluge "Lösung" für ein Grundsatzproblem
Auf Dauer sind sportliche Glanzlichter aber zu wenig, um die strukturellen Probleme des tDavis Cup zu beheben. In seiner aktuellen Form hängt der Erfolg des Finalturniers zu sehr vom Abschneiden der Heimmannschaft ab. Wobei es so scheint, als hätte man mit der Vergabe an die alles dominierenden Italiener zumindest für dieses Problem eine kluge Lösung gefunden.
Angesichts des starken Finalwochenendes war es zumindest nicht völlig abwegig, dass Lopez, Haggerty und Hutchins ein positives Fazit zogen. Mit Italiens Triumph über Spanien fand das Event am Sonntag letztlich auch aus sentimentaler Sicht ein wertvolles Ende. Und: Aus organisatorischer Sicht spielte das Finalturnier ohnehin alle Stückchen.
